Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

mut diesem Gemetzel wie schon hunderten vorher zusah, drohten die Kriegsx 
schiffe des zum letztenmal geeinten, besser geleimten Europas den Truppen des 
Czernagorzen, der wider den ausdrücklichen Willen der alten Welt die letzte 
Türkenfeste an der Adria berannte. Der Tarabosch und Skutari — es sind Namen, 
die in den Heldenliedern der Guzlaren wohl noch Jahrhunderte fortleben werden, 
wie das Serbenende auf dem Kossowopolje blutigen Andenkens. Und wie dort, 
in der Schicksalsschlacht auf dem Amselfelde der seit Ephialtes in keinem dieser 
Heldenepen der Weltgeschichte fehlende Verräter in Gestalt des serbischen Woix 
woden Brankovic auftrat, so fand auch die glorreiche Verteidigung Skutaris 
schließlich ihren Judas in der Gestalt des Dämons Albaniens, in Essad Pascha, 
dem Königmacher und Königstürzer. Skutaris heldenmütigem Verteidiger Hassan 
Riza Pascha untergeordnet, leitete er mit diesem gemeinsam den Widerstand 
dieses letzten Bollwerkes der mohammedanischen Macht im westbalkanischen 
Gebiet. Er schien freilich aussichtslos, denn nach der siegreichen Schlacht der 
Verbündeten bei Kumanova war Albanien vom türkischen Mutterlande so gut 
wie völlig abgeschnitten. Doch die Intervention der Großmächte ließ eine letzte 
Hoffnung für die Rettung der unglücklichen Stadt erstehen. Denn der Beschluß 
der in London begonnenen Friedenskonferenzen hatte die Gestaltung eines Staates 
Albanien vorgesehen und dem König Nikolaus verkündet, daß Skutari darin 
einbezogen werde, so daß die Fortsetzung der Belagerung durch die Montenex 
griner nur nutzlose Blutopfer um eine bereits entschiedene Sache bedeute. Doch 
die Czernagorzen ließen sich von dem Willen des siegreichen Einzuges in die 
umzingelte Stadt nicht abbringen und sie fanden auch einen unerwarteten Beistand 
in Essad Pascha, dem zweiten Kommandanten Skutaris. Während draußen auf 
dem Tarabosch, dessen gewaltiges Massiv uns Bild 26 zeigt, Albaner und Türken 
gegen den wütenden Ansturm und den Eisenhagel der Söhne der schwarzen Berge 
zusammenstanden, reckte sich hinter den Mauern der Stadt Verrat und Mord auf. 
Auf Bild 27 sehen wir die Festung Skutari dunkel und drohend auf dem 
steilen Steinhügel des Schloßberges. Es war Abend, als ihr Befehlshaber Hassan 
Riza Pascha das Haus seines Unterkommandanten Essad verließ, um sich nach 
den angestrengten Beratungen über die Organisation der Gegenwehr sowie der 
Ernährung der Bevölkerung aus den bereits knapper werdenden Vorräten der 
städtischen Speicher in seine Wohnung zu begeben. Was nun geschah, hört sich 
wie eine Geschichte aus dem Cinquecento an, eine jener blutigen Borgiaanekx 
doten, wie sie uns der Zeremonienmeister des sechsten Alexander Jacobus Burx 
cardus überlieferte. Essad Pascha hatte dem Kommandanten durch die dunklen 
Gassen fürsorglich einige Gendarmen seiner Leibwache mitgegeben. Irgendwie 
entstand ein Streit. Waren die Gendarmen scheinbar angegriffen worden oder 
hatten sie unter sich einen Zwist angestellt, — sein einziges Opfer blieb der helx 
denhafte Kommandant, der verblutend an rücklings geführten Stichen gefunden 
ward. Im Sterben noch arglos legte er das Schicksal der Stadt mit ergreifender 
Beschwörung zum Widerstand bis aufs Letzte in die Hände seines sich meisterx 
haft bestürzt und ergriffen stellenden Unterkommandanten. Und seine Leiche
	        
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