Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

KB 
20 B PRIMITIVE ABWEHR. 
Felspartie der Straße, die von Cetinje nach dem 16 km entfernten Rijeka 
führt. In großen Windungen senkt sich diese Straße in das 650 Meter tiefer 
gelegene Tal der Rijeka Tschernojewitscha. Die Vegetation nimmt, mit jedem 
Schritt sozusagen, südlicheren Charakter an. Den kahlen Karstboden löst blühende 
Gegend ab, Eiche, Ahorn, Espe entfalten ihren grünen Zauber und allenthalben 
rauscht und rieselt es von zahlreichen Quellen. Auch das Klima ändert sich 
fast jählings. Die sengende Sommerhitze, die über Cetinje lastet, mildert sich, 
je weiter der Weg talabwärts zieht und immer mehr macht sich das kühlende 
Lüftchen geltend, das der Skutarisee herüberwehen läßt. In unserem Bilde sieht 
man (im Hintergrund) seine spiegelnde Fläche und weiter rückwärts die schn.ee' 
bedeckten Höhen der albanischen Berge. 
Unsere Aufnahme zeigt einen felsigen Teil der Straße Cetinje'Rijeka, der 
von den Montenegrinern in Verteidigungszustand hergerichtet worden war. Die 
Verteidigungsmaßnahmen trugen allerdings einen höchst primitiven Charakter. 
Sie bestanden im Wesentlichen aus der Bereitstellung mächtiger Felsblöcke, 
die auf feindliche, von Podgorica her über den Serpentinenweg anrückende 
Truppen herabgerollt werden sollten. Die Montenegriner sind als Kriegsleute 
in allen Listen und Finten des Gebirgskampfes bewandert. Sie verschmähen 
auch, so geschickt sie mit ihren guten Flinten und hinter ihren Geschützen 
sind, Kampfmethoden nicht, wie sie bei den wildenVölkerschaften und in den 
Urzeiten der Kriege gebräuchlich gewesen. Es waren wilde, entschlossene, Ge' 
fahr und Tod nicht scheuende Feinde, mit denen unsere Armee Kövess fertig 
zu werden hatte. Überall lauerte überraschende Gefahr und die stum' 
men Berge selbst waren, wie unser Bild zeigt, Mithelfer in der 
Abwehr der österreichisch'ungarischen Eroberer. 
21 JJ RIJEKA. 
u nser Bild zeigt die alte türkische Steinbrücke von Rijeka, die eben von 
unseren Truppen bei ihrem Vormarsch nach Albanien passiert wird. Der Ort 
selbst, eine alte Gründung aus der Türkenzeit, am gleichnamigen Fluß gelegen, 
lehnt sich an die umliegenden Kalkwände an. Er besteht aus etwa 100 Ge' 
bäuden und bildet eine breite Straße entlang des Flusses, zu der noch einige 
enge Nebengäßchen führen. Rijeka liegt am Ausgang des Gebirges gegen die 
Ebene, die vom Skutarisee ausgefüllt wird. Das Terrain senkt sich hier allmählich 
zum Meeres'Niveau. Der beträchtliche Höhenunterschied zwischen dem nahege' 
legenen Cetinje und die nach Süden offene Lage bedingen natürlich empfindliche 
klimatische Gegensätze. Während Cetinje allen Unbilden der Jahreszeit im Winter 
wie im Sommer preisgegeben ist, bewahrt Rijeka sein mildes Klima auch in der 
rauhen Jahreszeit. Darum hat sich hier König Nikita eine Villa bauen lassen, in 
der er samt seiner Familie vor der grimmigen Kälte Schutz suchte. Der südliche 
21
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.