Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

in seinem Inneren mobilisiert bei Brandgefahr die montenegrinische Feuerwehr. 
Das Kloster zur „heiligen Jungfrau" ist als historische Stätte ein Gegenstand 
der Ehrfurcht aller Cernagorcen. Birgt es doch auch, in der dem Kloster ange¬ 
bauten Kirche, das Grab des heiligen Petar, „Petar I. Sveti", der einer der 
größten montenegrinischen Herrscher war und noch heute von den in den 
„Schwarzen Bergen" wohnenden Südslawen als eine Art Schutzpatron verehrt 
und geheiligt wird. Der Heilige, der im Jahre 1830 starb, ruht in einem mit 
kostbaren Brockatteppich bedeckten hölzernen Sarg von geringem Umfang, den 
man wie einen Koffer öffnen kann. Einmal im Jahr geschieht dies auch. Alles 
Volk strömt dann herzu, um vor den Gebeinen des großen Fürsten seine An¬ 
dacht zu verrichten. 
Die kleine, von vier Säulchen getragene Kuppel, die in unserem Bilde 
äußerst links auf der Höhe des Berges zu sehen ist, überdeckt das Grab des 
Metropoliten Danilo. Seine Grabschrift lautet: „Metropolit Danilo, 
montenegrinischer Herr, geboren im Jahre 1677, bestieg den 
Thron im Jahre 1696, starb im Jahre 1735". 
HINTER DEN SCHWARZEN BERGEN. 
Auf diesem felsigen Terrain spielten sich die letzten Kämpfe ab, die unsere 
Truppen gegen die tapferen montenegrinischen Verteidiger ihres Vaterlandes 
zu bestehen hatten. Hier, zwischen Cetinje und Rijeka am Kostadin'Berg 
sammelten sich die Reste von König Nikitas Streitmacht und leisteten den 
Eroberern des Landes letzten Widerstand. Ringsum eingekreist von den sieg¬ 
reich ins Land gedrungenen Österreicher-Ungarn blieb den montenegrinischen 
Kriegern nichts anderes übrig, als die Waffen zu strecken und um Frieden zu 
bitten. Das Land hat diesen vernünftigen Entschluß, einen aussichtslosen Wider¬ 
stand aufzugeben, bekanntlich nicht zu bereuen gehabt. 
Die Landschaft, die unser Bild zeigt, ist für den Karst äußerst charakteristisch. 
Ihr besonderes Gepräge erhält sie durch die sogenannten Dolinen, das sind 
muldenartige Vertiefungen im Boden, in denen die schwarze, fettige Ackererde, 
wie sie der Regen herabschwemmt, aufgefangen und zu „Poljen" verwendet 
wird. In unserem Bilde sind zahlreiche solcher Dolinen sichtbar. Das weiße 
Band, das sich in breiten Kurven durch die Landschaft schlängelt, ist die Land¬ 
straße, die von Cetinje nach Rijeka führt. Cetinje ist noch reines Karstgebiet. 
Je näher man aber Rijeka kommt, desto mehr ändert sich die Szenerie und 
nimmt allmählich durchaus subtropischen Charakter an. Granatapfelsträuche und 
wilde Feigenbäume sprießen aus der steinigen Erde und in den Poljen scheint 
die Ertragfähigkeit des Bodens überall erheblich gesteigert. Grüne Flecke unter¬ 
brechen allenthalben das Geröll, maisbewachsene Täler und saftige Weingärten 
erfreuen das Auge des Wanderers. Dieser rasche Übergang vom 
kahlen Karst-Boden zur südlich üppigen Vegetation 
ist merkwürdig und überaus reizvoll. 
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