Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

5000 Einwohner. Das Hauptleben der Stadt spielt sich auf dem Markt und in 
der erwähnten großen Straße — der Katunska ulica — ab. 
Im Ganzen gleicht Cctinje trotz seines Charakters als Residenz und 
trotzdem, daß es der Sitz von sechs fremden Gesandschaften 
ist, eher einem Dorfe als selbst einer Kleinstadt. 
DER GANG UMS TÄGLICHE BROT. 
Nach der Eroberung von Montenegro sah sich unsere dortige Militärver- 
waltung vor ein schwieriges Problem gestellt. Das ganze Land war ohne 
Nahrungsmittel, die Bevölkerung hungerte, augenblickliche, rationelle Hilfe tat 
dringend Not. Sie wurde auch sofort in umfassender Weise organisiert. Dem 
wirtschaftlich stärkeren Teil der Bevölkerung verkaufte die Militärverwaltung 
die rasch zur Stelle geschafften Lebensmittel um den Einkaufspreis, die Ärmeren 
bekamen das zu ihrem Unterhalt erforderliche ohne Entgelt ausgefolgt. Zu 
diesem Zweck wurden die in Frage kommenden Bewohner mit Legitimations- 
karten bcteilt, mit denen sie an bestimmten Stellen und zu bestimmten Stunden 
ihre Tagesration an Nahrung beheben konnten. 
Bild 12 unserer Mappe zeigt eine den Zeitgenossen leider sehr wohl ver¬ 
traute Szene: Weiber und Kinder, die sich um Brot „anstellen“. Die hier Ste¬ 
henden erhalten ihren Laib Brot umsonst. Es ist die Hauptstraße von Cctinje, | 
die Katunska ulica, die unser Bild zeigt. In dieser Straße hatte das Stadt- " 
kommando Quartier genommen und hier fand die Gratis-Brotverteilung an die 
ärmere Bevölkerung statt. Nach dem freundlichen, lächelnden Gesichtsausdruck 
der wartenden Frauen zu schließen, scheinen sie die kleine Unbequem¬ 
lichkeit des „Anstellens" gerne gegen die Sicherheit, ihren 
und ihrer Kinder Hunger stillen zu können, 
Kauf zu nehmen. 
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DAS REGIERUNGSGEBÄUDE MONTENEGROS. 
Biia 13 zeigt das einzige größere Gebäude modernen Stils in der mon¬ 
tenegrinischen Hauptstadt, das Regierungsgebäude. Hier amtierte das Kriegs¬ 
ministerium König Nikitas und hier tagte auch das Parlament. Nach dem Ein¬ 
zug unserer Truppen in Cetinje nahm das österreichisch-ungarische Militär¬ 
kommando in diesem Regierungsgebäude Quartier und befindet sich noch dort- 
selbst. Als Kriegsminister Generaloberst Freiherr von Krobatin auf seiner In¬ 
spektionsreise durch das eroberte Land in die montenegrinische Residenz kam, 
wurde er vor dem Sitz der österreichisch-ungarischen Militärverwaltung mit soldati¬ 
schen Ehren empfangen. Ehrenkompagnie und Musikbande waren 
vor dem Hause aufgestellt, und die grelle Vormittagssonne 
beleuchtete eine festlich-militärische Szene, die leb¬ 
haft an Heimat und Frieden erinnerte. 
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