Volltext: Mappe II: Durch Galizien (Mappe 2 ; / 1916)

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wundete deutsche und österreichisch,ungarische Offiziere und Mannschaften und 
warten, bis die Reihe an sie kommt, in den Zug hineingehoben zu werden. Auf 
Bild 47 ist die Mannschaft des Spitalszuges in voller Tätigkeit zu sehen. Fünf 
Sanitätsleute haben eben eine Bahre mit einem Schwerverwundeten bis zur Höhe 
der Fensteröffnung emporgehoben und schieben nun behutsam die Last in den 
Wagen hinein. Dort erwartet den verwundeten Kämpfer eine bequeme Lagerstätte. 
Die allbekannten, braunlackierten Schlafwagen der „Societe Internationale“ tragen 
jetzt weithin sichtbar an beiden Seitenwänden das Genfer Kreuz, das 
internationale Symbol, das sie im Sinne eines humanen 
Völkerrechts für ihre edle Bestimmung weiht. 
RUSSISCHE GEWEHRGRIFFE, 
u nser Bild stellt eine originelle Szene dar: eine Prüfung russischer Gefan, 
gener hinsichtlich des Grades ihrer militärischen Ausbildung. Es war in jenen 
Maitagen des russischen Zusammenbruchs viel die Rede davon, daß die zarische 
Heeresleitung kaum ausgebildete und nur mit Stöcken bewaffnete junge Mann, 
Schaft ins Feuer sende, die zu einer Ausrüstung mit Gewehren erst dadurch 
käme, daß sie die Waffen gefallener Kameraden auflesen sollten. Der Verdacht, 
daß die russische Heeresleitung Menschenmaterial in den Kampf zwinge, das 
nur in höchst beiläufiger Weise vorher zu Kämpfern erzogen worden, fand seine 
volle Bestätigung. Bild 48 ist am 28. Mai in Nagy Bukoc aufgenommen und 
stellt dar, wie Offiziere unseres Generalstabes im Beisein des dem VII. Korps 
attachierten Schweizer Obersten (das scharfe Profil äußerst rechts im Bilde) die 
eingebrachten russischen Gefangenen auf ihre Kenntnis des Gewehrs und seines 
Gebrauchs prüfen. Es stellte sich heraus, daß die Leute kaum die einfachsten 
Gewehrgriffe kannten; sie hantierten mit der Waffe so ungeschickt, als hätten 
sie zum erstenmal ein Gewehr in der Hand. Und man gewann wirklich den 
Eindruck, daß die russische Armeeleitung in der Hast, das dezimierte Heer 
wieder auszufüllen, die Rekruten, wie sie aus dem Zivilstand kamen, nur in 
Monturen gesteckt und an die Front geschickt habe. Todesangst und Ver¬ 
zweiflung würden schon das ihrige tun, die armen Kerle in schneidige Soldaten 
zu verwandeln. Es schien übrigens, als ob sich die Gefangenen ihrer geringen 
militärischen Unkentnisse keineswegs schämten und es von Herzen vor, 
zogen, ihre Gewehrexerzitien vor österreichisch,ungarischen 
statt vor russischen Offizieren zu machen. 
HEERSCHAU, 
An dem Hügelgelände hält die Division. Zahllos wimmelt es an den Hängen; 
der graue Streifen dehnt sich in großem Bogen gegen das Feld hinaus; zu, 
äußerst steht der Train und zwischen dem Gewirre von Menschen, Wagen und 
Tieren dort ragen verheißungsvoll die dampfenden Schlote der Gulaschkanonen. 
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