Volltext: Mappe II: Durch Galizien (Mappe 2 ; / 1916)

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20 u schicksalsträchtigem Geschehen. Und der dies vermittelt, das ist der elektrische 
Strom, der in Drähten oder durch die Luft von Antenne zu Antenne Kunde 
bringt und gibt, unermüdlich. 
Jedes Korpskommando besitzt seinen eigenen Telegraphen* und Telephone 
train, der sozusagen eine bewegliche Nebenzentrale jenes gewaltigen Mitteln 
punktes darstellt, von dem aus die Schicksale von Völkern und Staaten be* 
stimmt werden. Unser Bild zeigt den Telegraphen* und Telephontrain des VII. 
Korps auf der Straße nach Radoszyce, der Rückzugslinie der Russen bei ihrer 
Flucht über die Beskiden. Die ganze in Wald und Wiesen blühende Land* 
schaft strotzt in vollster Maienpracht. Durch diese große Ruhe der Natur ziehen 
nun vierspännige Wagen mit seltsamen Apparaten und dicken Spulen von 
Kupferdraht beladen; Sprach* und Gehörorgan eines ganzen Korps. Bald werden 
auch die vom geflohenen Feind zerstörten Leitungen wiederhergestellt sein und 
in tausend Drähten surrt Meldung und Befehl hin und zurück. Gleich Nerven, 
die jeden erhaltenen Reiz an einer Hautstelle in das Gehirn melden, von wo 
Antwort und Abwehr kommt, so beziehen diese blanken Drähte das Korps in 
den Riesenorganismus des gesamten Heeres ein und ermöglichen es sowohl 
den übergeordneten Stellen, als auch den eigenen kleineren Kräf* 
ten, Kenntnis von allem zu bringen, was not tut. 
21,22 D FREILAGER AM LUPKOWERPASS. 
Bevor wir im Verein mit den Deutschen die Russen aus Galizien vertrieben, 
lagen die feindlichen Heere bekanntlich wochen* und monatelang einander gegen* 
über. Es wurden damals, im Frühjahr 1915, keine großen Ereignisse gemeldet, 
aber untätig waren die Truppen trotzdem keineswegs. Das Infanterieregiment Nr. 88 
zum Beispiel, lag durch Wochen in den unwirtlichen Schützengräben gegenüber dem 
Lupköwerpaß und hielt dort treue Wacht. Ein russischer Angriff nach dem andern 
stürmte auf ihre Linien los oder suchte sich listigerweise in die schwächeren Stellen 
ihrer Front einzubohren. Aber ein Versuch nach dem andern wurde zurückgewiesen. 
Wohl kam man nicht vorwärts, aber man wich auch nicht zurück. Das letzte 
Gefecht dieses Regiments fand anfangs April 1915 statt; danach wurden die 
erschöpften Truppen abgelöst und ihnen Sammlung und längere Rast gegönnt. 
— In der ersten Zeithälfte unseres Feldzuges in Galizien war das Leben im 
Schützengraben wahrlich kein Genuß. Nachdem die Russen davongejagt worden 
waren und wir uns nach reichlich und glücklich getaner Arbeit in den plan* 
mäßig festgesetzten Linien rein auf die Defensive beschränken konnten, änderten 
sich ja die Verhältnisse wesentlich zum Bessern. Da konnten die Schützengräben 
mit Brettern ausgelegt, konnte in den Unterständen mancherlei primitiver Luxus 
eingeführt, ja in manchen Fällen sogar die Elektrizität zu Hilfe gerufen werden. 
Früher aber gestaltete sich der Dienst äußerst beschwerlich; man war der Unbill 
des Wetters hilflos ausgesetzt, gegen Nässe und Kälte gab es nur spärliche Schutz* 
Vorrichtungen. Es wurde daher von den Truppen schon als ganz besondere Freude
	        
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