Volltext: Mappe II: Durch Galizien (Mappe 2 ; / 1916)

um all die vielen toten Feinde zu bestatten, die ungeheure Fülle verstreuten, 
weggeworfenen, im Stiche gelassenen Materials zu sammeln. Auf unserem Bild 
sehen wir Landsturmleute, eine sogenannte Aufräumungsabteilung, bei ihrer 
traurigen, aber für die Hygiene des Krieges so notwendigen Arbeit. Rechts im 
Bilde sind die gefundenen und zurüchbelassenen Ausrüstungssorten bereits zu 
Haufen geschichtet. Kleider und Schuhe, Pelze und Mützen, Tornister, Ledern 
zeug und dergleichen mehr; all das Viele, das der moderne Soldat am Leibe 
trägt, liegt hier in bunter Fülle hingebreitet. Das Schlachtfeld als Trödelstube. 
Anders sieht es links im Bilde aus. Hier ruhten, des letzten Dienstes, den der 
Mensch dem Menschen leisten kann, wartend, Tote neben Toten. Die Erde, 
die sie nicht lassen wollten, läßt nun sie nicht mehr. Für kurze Zeit verwandeln 
sich die Landsturmmänner in Totengräber. Tief dringt ihr Spaten in die Erde 
und weite, klaffende Höhlen schaufelt er aus. In wenigen Stunden — das Be* 
gräbnis«Zeremoniell im Kriege ist ein recht einfaches und bescheidenes — werden 
die toten Feinde von der vaterländischen Erde verschwunden sein, wie die lebenden 
von ihr verschwunden sind. Ein paar Holzkreuze vielleicht, wenn der Tag noch 
reicht für solche Arbeit, setzen die Landstürmer den Gefallenen auf die Ruhe« 
statt, dann schaffen sie die eingesammelten Ausrüstungsgegenstände nach hinten, 
wo sie sortiert, desinfiziert und gereinigt werden. Hiebei wird sorgfältig 
erwogen, ob all die Dinge zur Wiederverwendung geeignet sind oder besser 
durch Feuer vernichtet werden sollen. Wenn die Sonne anderen Morgens 
über diesem Fleck Erde aufgeht, sieht sie außer den verlassenen, quer durch 
die Flur ziehenden Drahtverhauen, gegen die keiner mehr anrennt und 
die keiner mehr verteidigt, nichts, was noch an ein Schlachtfeld erinnerte. 
Und die Truppen, die vor üb erziehen, weiter dem Feinde nach, singend und 
des Sieges froh, ahnen es kaum, daß die freundliche Frühlings« 
landschaft noch tags zuvor ein Bild des Grauens und 
Schreckens ohne Maß geboten hat. 
ZEITVERTREIB. 
Braves Fußvolk, die Honveds vom 3. Regiment, soll einwaggoniert werden 
gegen den Feind und an die Front transportiert! Aber noch ist der Zug nicht 
zur Stelle, noch ist nicht alles bereit, ein paar Stunden sind ihnen übrig und 
sie hätten jetzt reichlich Zeit zur Rast. Aber die Honveds sind fröhliche Ge« 
seilen. Sie wissen zwar, morgen, vielleicht übermorgen werden sie in weiß Gott 
wie heißem Gefecht sein, im Kampfe Mann gegen Mann, doch das bekümmert 
nicht ihren freien mutigen Sinn, jetzt sind sie fröhlich und liederfroh; mit Spässen, 
Scherzen und Spielen füllen sie die leere Zeit des Wartens. Ihre frischen Glieder 
fordern Bewegung, sie tanzen ihre heimatlichen Tänze, sie singen ihre heimat¬ 
lichen Lieder und mit dem Gedanken an die Heimat und die Jugend erneuern 
sie die frohen Spiele aus der Jugendzeit und tummeln sich wild fröhlich durch« 
einander, ringend und raufend, springend und lachend. Bockspringen, Wettrennen, 
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