Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

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Boden der Gruben waren Pflöcke eingerammt; viele davon trugen Spieße mit 
scharfen, kreuzweise um die Spindel gelagerten Zacken, O, die Wolfsgruben 
waren bei den russischen Herren beliebt! Auch die zwischen ihnen verstauten 
Spitzpfahlverhaue ließen ruhiger schlafen. Umsonst! Eines Tages war 
die tausendfache Heldengemeinschaft unserer Karpathenkämpfer 
über sie hinweggerast, unwiderstehlich an Wucht, 
ERZHERZOG JOSEPHS EHRENTAG. 
Zu den Landstrichen, die unter der russischen Fremdherrschaft am schwersten 
litten, gehören jene Teile Nordungarns, die an ostgalizisches Gebiet grenzen. 
Dort hatten die Moskowiter ihre tauglichste Einbruchspforte vermeint, dort 
nisteten sie auch an manchen Stellen so fest, daß sie erst die Folgen der 
Feuer Vereinigung von Gorlice aufstöberten. Was nach ihrem Abmarsche an 
Plünderung und Zerstörung offenbar wurde, ist so allgemein bekannt, daß es 
hier nicht nochmaliger Schilderung bedarf. Dennoch beteilte die Bevölkerung, 
Ungarn ebenso wie Ruthenen, unsere vorrückenden Truppen freudig aus den 
kärglichen Resten ihrer Habe; besonders in den Komitaten Saros und Zemplin, 
wo Ungarns volkstümlichster Held, gefeiert wie König Stefan und Johannes 
Hunyadi, der Erzherzog Joseph August, siegreich gegen Norden zog. Dort 
wurde ihm auch ein Fest bereitet, wie es freudiger wohl nirgends in diesen 
traurigen Zeiten geraten wäre; ihm, dem Väterchen Joseph, von dem schon 
jetzt die Lieder der Puszta singen. 
Der Erzherzog nahm damals just in Kelcse Aufenthalt, wo er mit seinem 
Stabe das Kintzingsche Kastell bewohnte, als sein Ehrentag kam. Am 26. April 
1915 waren es 25 Jahre geworden, seit er in den Soldatenberuf getreten war, 
schwärmerisch geliebt und verehrt von seinen getreuen Ungarn, die ihn, den 
Enkel ihres letzten Palatins mit einer gewissen edlen Eifersucht als nationalen 
Heros beanspruchen, obgleich seine Verdienste und Sympathien für die andere 
Reichshälfte um nichts geringer sind. Aber seine langjährige Popularität, die 
er jenseits der Leitha genoß, hat dieser Krieg, in dem er jede Not und Gefahr 
mit den wackeren Bakas teilte, ins Unermeßliche gesteigert. Nichts imponiert 
dem Ungarn mehr als persönlicher Mut und von den tollkühnen Soldaten' 
stücken des Erzherzogs Joseph, um dessen Leben seine Offiziere fortwährend 
zittern müssen, sind ja zahllose bekannt. Wievielmal schon schwebte er in 
höchster Gefahr, wenn er seine „Kinder“, wie er die Soldaten nennt, in den 
Unterständen während des feindlichen Feuers aufsuchte? Begnadet mit stählernen 
Nerven und einem festen, gläubigen Gottvertrauen, läßt er sich durch nichts 
abhalten, an den Kämpfen und Mühen seines Heeres nicht bloß als Feldherr, 
sondern auch als Kamerad der einfachen Infanteristen, deren Gepäck er oft 
schon auf Gefechtsmärschen trug, teilzunehmen. Was Wunder, daß für seinen 
Ehrentag im Geheimen — denn öffentlich hätte es der bescheidene Sinn des 
hohen Herrn verwehrt — Militär*- und Zivilbehörden sich zu einer ganz be* 
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