Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

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„Feldbahn“ heißen schnell herstellbare, leicht transportable, mit Pferden 
oder Lokomotiven betriebene Eisenbahnen. Die Kriegsbereitschaft erfordert 
schon im Frieden Herstellung und Sammlung von Feldbahnmaterial. Die mili. 
tärische Eisenbahntechnik kennt verschiedene Arten von Feldbahnen: Pferde, 
und Lokomotivfeldbahnen. Unser Bild veranschaulicht die Wirksamkeit einer 
Pferdefeldbahn, von der im nachfolgenden einiges zur Erläuterung mitgeteilt sei. 
Ihre Grundbestandteile (wie die jeder Feldbahn) sind kurze, auf Schwellen 
aufmontierte Geleisestücke, sogenannte Joche, die in rascher und einfacher 
Weise miteinander durch Haken verbunden werden können. Jedes Joch ist 
i'/‘i m lang. Die Spurweite beträgt 0*70 m. Erfahrung hat gelehrt, daß die 
Strecke einer Feldbahn nicht mehr als 1 m auf 18 m ansteigen und daß der 
Krümmungshalbmesser nicht kleiner als 30 m sein darf. Als normales Fahr, 
zeug ist der sogenannte Doppelwagen vorgesehen. Er besteht aus einem Einzel, 
wagen mit und einem Einzel wagen ohne Bremse. Ersterer hat eine besonders 
große Plattform. Durch Anbringung von Zwischenwänden (Bordwänden) können 
Doppelwagen in einen großen, Einzelwagen in einen kleinen, sogenannten 
Kastenwagen verwandelt werden. In flachem Terrain sind vor jedem Doppel, 
wagen ein Paar, in gebirgigem zwei Paar Pferde vorgespannt. Die Feldbahn, 
kolonne, im Maximum aus 70 Doppelwagen bestehend, wird gewöhnlich von 
einem Trainoberleutnant oder .leutnant befehligt, je 15 bis 20 Wagen beauf. 
sichtigt ein Unteroffizier, jeder Wagen hat seinen Kutscher und, neben ihm 
sitzend, einen Bremser. 
Ist die Feldbahn fertiggestellt, so gibt der Feldbahnkommandant den Fahr, 
plan aus, sogenannte Graphika. Hinsichtlich ihrer Leistung werden die Züge 
in Material., Verpflegs., Munitions., Kranken, und Leerzüge eingeteilt. Jede 
Feldbahn ist mit eigenem Telephonmaterial, Werkzeug, Requisiten und Lager, 
gerät ausgerüstet und kann auch eine Reparaturwerkstätte aufstellen. Am End. 
punkte, von wo die Feldbahn ihren Ausgang nimmt, wird ein „Anfangsbahn, 
hof“ und ein mit ihm verbundener „Verpflegsbahnhof" errichtet. In der laufenden 
Strecke hat die Feldbahn annähernd alle 5 km eine Station. Längs der ganzen 
Strecke wird eine Telephonlinie angelegt. 
Unser Bild 29 stellt die Endstation der von den Eisenbahnern des VII. Korps 
errichteten Feldbahn Varannö—Kelcse dar. Eben ist die aus zirka 60 Doppel, 
wagen bestehende Kolonne an der Endstation angekommen. Der Weg führte 
durchs Gebirge und so sind vor jeden Wagen vier Pferde gespannt. Die Ba. 
rackenlager, die wir auf unserem Bilde sehen, dienen in erster Linie den Ver. 
wundeten als Ruhestätten und dann zur Einlagerung solcher Kriegsmaterialien, 
denen Feuchtigkeit schädlich sein würde (also Munition, Heu, Mehl u. dgl.). 
Über 100 russische Gefangene warten auf den Zug, um die Ausladearbeiten 
vorzunehmen. Kaum eine Stunde ist Zeit für diese Arbeit, dann werden die 
entleerten Waggons gesäubert und zum Feldspital geschleppt, um dort die Ver. 
wundeten aufzunehmen, welche so zu ihrem Weitertransport mit der regulären 
Bahn nach Varannö, der Ausgangsstation unserer Feldbahn, geschafft werden. 
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