Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

27'28 
29/-31 
der Weg nach Borosnya in die Stellungen zu Fuß zurückgelegt. Die Erzherzogin 
will nicht nur die verwundeten Kämpfer nach der Schlacht sehen, wo sie Trost 
bedürfen, sondern auch noch in ihrer tragischen Welt des Kampfes. Auch dort 
sollen die sich nicht verlassen fühlen und die Gefahr, die in der Feuerlinie 
droht, schreckt sie nicht. Die ganze lebendige Welt des Kampfes interessiert 
sie, sie will die Mannschaft sehen, die Stellungen und die Geschütze; und unser 
Bild 28 zeigt, wie in dem Hofe eines Hauses in Borosnya der hohen Frau 
eben eine 15■'cm/Haubitze gezeigt wird, welche den russischen Stellungen auf 
der Höhe 329 tagelang große Verluste verursachte. Unablässig waren die russis 
sehen Flieger um die Gegend herumgeschwirrt, um diese mörderische, zieh 
sichere Todesmaschine zu entdecken, aber von Tannengezweig geschickt über.* 
deckt, in jenem Bauernhöfe trefflich postiert, hatte sie sich durch die mustere 
hafte Maskierung allen Blicken bisher entzogen und konnte ungestört ihr töd' 
liches Werk fortsetzen. Wie ein schlafendes Tier im Hinterhalte liegt sie hier 
eingebettet in Stein, von Gezweig verschattet und unsichtbar, aber der Artillerist, 
der sie bedient, zeigt der hohen Frau und ihrem Gatten, wie ihre furchtbare 
Kraft in jedem Augenblicke geweckt werden kann, wenn ihr die metallene 
Ladung in den glänzenden Leib gestoßen wird und dann wie eine feurige 
Zunge, durch einen einzigen Handgriff ausgelöst, das Geschoß dem ehernen 
Munde entspringt. Dann geht der Gang weiter von Stellung zu Stellung, 
überall Stolz und Freude verbreitend. Bis in den späten Nachmittag währt die 
anstrengende Wanderung, dann rollt der Wagen wieder zurück, wird ferner 
und ferner, verliert sich im Staube der Straße. Aber hinter der hohen 
Frau, die so mutig sich in die äußerste Zone der Gefahr 
vorgewagt, bleibt dankbare Erinnerung zurück, er' 
neute Treue und verdoppelte Zuversicht. 
DIE FELDBAHN. 
Kaum waren die Soldaten des VII. Korps aus den Eisenbahnwagen 
gestiegen, um die bewaldeten Karpathen zwischen den Flüssen Tapoly und 
Laborcza zu sichern, als — in der Gemeinde Varannö — die dem Korps ZU' 
geteilte Eisenbahntruppe auch schon ihre Arbeit begann. Eine Feldbahn mußte 
hergestellt werden. Mit bewundernswerter Schnelligkeit wuchsen unter den 
Händen unserer brillant geschulten militärischen Eisenbahner kilometerlange 
Schienen, mit Stationen, Ausweiche und Ruhestellen aus der Erde. In wenigen 
Tagen schon konnte zwischen den Endstationen der ins unwegsame Terrain 
hingezauberten Feldbahn, zwischen Varannö und Kelcse, der Betrieb aufge' 
nommen werden. Allen zerstörten Bahnlinien, gesprengten Brücken, durch 
Riesenhindernisse verlegten Straßen zum Trotz war dank der Feldbahn der 
Nachschub wieder gesichert, ein geregelter Abtransport der Verwundeten ermög' 
licht und die — durch das gebirgige, schwere Terrain erzwungene — Langsam.» 
keit des Trains keine Gefahrenquelle mehr für die im Kampf liegende Truppe. 
2-/
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.