Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

18 D geholt werden und Proviantoffiziere und Stabsführer der betreffenden Truppen/ 
teile hatten tagtäglich ihre Maßnahmen zu treffen. Alle Brunnen der Dörfer 
hinter der Front wurden in Anspruch genommen und alle Bäche und Quellen 
der Umgebung mußten ihre Wasser spenden. In großen Fässern gesammelt, 
wurde nun die kostbare Fracht auf Wagen verladen und, von Pferden gezogen, 
auf die Höhen gebracht. Bis knapp an die Kampflinie kam ja der Wagen nicht, 
aber die Reservemannschaft, die hinter der Front lag, bereit, in jedem Moment 
in die Ereignisse einzugreifen, die holte die Fässer, entleerte sie und brachte den 
Inhalt in allen möglichen Gefäßen ihren kämpfenden Brüdern nach vorne. Der 
Wagen auf unserem Bilde kam eben aus Alsö/Viränyos. Die Freude, mit der 
er empfangen wurde, spiegelt sich auf allen Gesichtern. Kein Schnaps, kein 
Wein konnte mit stärkerem Hallo empfangen werden. Die Mienen zeigen ins/ 
gesamt die Stimmung, die unsere Truppen in jenen Tagen beherrschte. Sie 
brauchten keine Stimulanzen, weder die des Alkohols noch anderer Art. Das 
Siegesvertrauen lag in ihrem Blute. Die kräftigen, wohlgenährten Gestalten, die 
abgehärtet genug sind, um im jungen Frühjahr schon ohne Mantel zu leben, 
geben den besten Beweis, wie sehr die Armeeleitung ihre Fürsorge dem leiblichen 
Wohl unserer Kämpfer widmet, wie unter dieser Fürsorge der Soldat gedeiht. 
Mit solch innerlich heiterer und zuversichtlicher Mannschaft, mit solch 
gesunder Männlichkeit, dem kernigen Rückenmark unseres 
Volkstums, haben wir unsere Schlachten gewonnen. 
19 D KARPATHENDORF IN FLAMMEN. 
WJaizeit 1915. Die Russen waren geschlagen. Zu furchtbar war der Druck 
der Boroevic/Armee von Süden her gewesen und im Norden drohten die ver/ 
bündeten Heere, welche nach dem Durchbruch der Dunajecfront wie eine Sint/ 
flut gegen Osten drangen, die Rückzugslinien vom Dukla/Gesenke abzuschneiden. 
So zogen die Moskalen mit Roß und Troß ab, hofften wohl nimmer auf 
künftige Gastfreundschaft des zu verlassenden Berglands. Brandfackel schleuderten 
sie zum Abschied in rächender, toller Zerstörerwut. Riesige Rauchsäulen bei 
Tage, rot aufschiessende, das Himmelsgewölk mit Glut sättigende Feuerslohe 
bei Nacht waren die gigantische Weggemarkung der Russenflucht. Schutt und 
verglosende Trümmer unter mächtigen Schwaden des Rauchqualms war alles, 
was die nachrückenden Unsern statt der mühselig der Wildnis abgerungenen 
Menschensiedlungen in den wiedereroberten Bergen fanden. 
In einem waldstillen Seitental der Ondava liegt — war die weltferne, fried/ 
lieh einsame Ortschaft Köves, Es hatte nicht viel bedeutet für die weite Welt 
des stolzesten Jahrhunderts. Aber so und so vielen Bauemherzen ist es mehr 
gewesen als die Städtewunder alle, als Budapest, als Wien, deren Schilderungen 
sich im Dorfwirtshause anhörten wie Märchen. Für sie war es die Heimat, 
die Wurzelerde ihres Lebens. Jetzt war sie tot, eine verglimmende Brandstatt, 
ein Kriegsopfer der Ärmsten Ihr trauriger Anblick mußte auch dem landfremden 
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