Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

Arbeit, die weniger Intelligenz und Geschicklichkeit als Zeit und Kräfte erforderte, 
hatten uns unsere Feinde reichliche Mannschaft zur Verfügung gestellt, denn die 
oblag russischen Gefangenen, die ia damals haufenweise eingebracht wurden. 
Sie waren es auch, die dann die Schotterung der Straßen zu besorgen hatten. 
Die weichen zergangenen Wege wurden so mit einer Steinschicht immer und 
immer wieder gehärtet und statt der Dampfwalze der Friedenszeit besorgte die 
unablässig rollende Karawane unserer schweren Wagen, unsere marschierenden 
Soldaten, die ganze Wucht einer wandernden Armee das Einstampfen in ebenen 
Boden. Unser Bild 14 zeigt Pioniere des VII. Korps an der Sprengarbeit auf 
dem Wege Borosnya—Kisvölgy. Es ist an einem denkwürdigen Tage aufge.* 
nommen (dem 4. April 1915, jenem Ostersonntag, da die Karpathenschlacht 
ihren Höhepunkt erreichte) und zeigt, wie unsere Truppen auch hinter der Front 
die schwersten Arbeiten hingebungsvoll verrichteten, während vorne am gleichen 
Tage der wildeste Ansturm der russischen Macht an den ersten Reihen unserer 
Kämpfer zusammenbrach. 
Bald aber war die Offensivkraft der Russen endgiltig gebrochen und in der 
ersten Ahnung des kommenden Frühlings kam auch die unserer großen kriegerischen 
Auferstehung, die mächtige Offensive, die einen Monat später bei Gorlice mit 
ehernem Hammer die russische Herrschaft in Galizien zerschlagen sollte. Wochen.* 
und monatelang hatte das VII. Korps seine Stellung im Ondavatal innegehabt 
und seit einem Monat hielt die 17. Feldartilleriebrigade die Berghöhen zwischen 
Szälnok—Pusztahäza besetzt und wies in stark eingebauten Artilleriestellungen 
die Angriffsversuche des Feindes zurück. Nun hieß es, mit einemmal sich ver.* 
schieben, näher heran an den Feind. Aber der Befehl schien fast unmöglich 
auszuführen, denn in der vorgeschriebenen Marschrichtung gab es nur eine einzige 
für schwere Fuhrwerke mögliche Straße und auch diese befand sich durch die 
mächtigen Regengüsse in einem Zustande, daß die Bezeichnung Straße eine 
Übertreibung, ein Euphemismus genannt werden mußte. Worte sind zu wenig 
plastisch, um die Vielfalt, die Zähigkeit, die Dicke und Tücke dieses Schmutzes 
darzustellen, der die von Rädern zerschnittenen, von den Massen zermalmten Wege 
in einen einzigen Morast verwandelte. Eher vermag es das Bild 15 zu zeigen, 
das darstellt, wie ein leichter Wagen, der eine verhältnismäßig geringe Fracht von 
Heu geladen hat, mit den Speichen tief in den Kot geklemmt ist, obwohl nicht 
weniger als acht der schönhornigen, kräftigen ungarischen Zugochsen vorgespannt 
sind. Bis zu den Knien sinken die Fußgänger ein und welche Bespannung in 
solchem Sumpf ein mit Munition vollbeladener Wagen benötigen würde, ist nicht 
auszudenken. So hieß es Wege bauen, aber hier, in diesem dickflüssigen Brei 
hätte kein Schotter geholfen, keine Steinmasse in der notwendigen Frist die 
weiche, nachgiebige Fläche härten können. Was hier gebaut werden mußte, 
waren eigentlich keine Straßen, sondern mehr Holzbrücken über den Morast, 
die sogenannten Daubenholzwege, eine Reihe von parallelgelegten Baumstämmen, 
die eine holperige, aber doch halbwegs feste Unterlage für den rollenden Nach-* 
schub bilden können. Auf das gegebene Kommando schwärmten die Pio-*
	        
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