Volltext: Die Dachstein-Riesenhöhle bei Obertraun

Die gegenwärtigen hydrographischen Verhältnisse im Dachsteingebirge. 
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rasch zu größeren Gerinnen vereinigt. Einige 
solche kräftige Wasseradern und Riesel sind auch 
in der Riesenhöhle aufgeschlossen, und zwar eine 
im rechten Kessel des großen Abgrundes, wo 
bei Regen ein mächtiger Wasserfall herab kommt, 
und in der Gawanhalle als von der hohen Decke 
herabplätschernde Traufe. Eine zeitweise ver 
siegende Ader stürzt auch im rückwärtigen Teil 
des Parzivaldomes durch einen Schlot in der 
Decke herab und erzeugt Pfützen und Tümpel 
auf dem Eis des Bodens. 
Mit zunehmender Tiefe werden die Klüfte 
immer seltener, die einzelnen Riesel werden ge 
zwungen, sich zu vereinigen, sie bilden dann unter 
irdische Bäche, welche mit geringerem Gefälle 
als die einzelnen Riesel zur Vorflut, zum Tage 
ihren Lauf nehmen, um am Fuße der steilen 
Hänge teils im Schutt des Bodens zu entspringen, 
teils aus mehr oder minder großen Felsöffnungen 
auszutreten. Wo der Weg zur Schönbergalpe den 
Talboden verläßt, befindet sich so ein Quellbach. 
Die größten Höhlenquellen des Gebietes sind aber 
der Koppenbrüller bei Obertraun, der Kessel, der 
Hirschbrunnen und derWaldbachstrub bei Hallstatt. 
Man hat in jüngster Zeit versucht, diese 
starken Quellen als Austrittstellen von Grund 
wasser hinzustellen. Die Erfolge in den Höhlen 
haben aber ergeben, daß diese Hypothese un 
haltbar ist, und daß wir es auch im Innern der 
Kalkgebirge mit veritablen Bächen und Flüssen 
zu tun haben, welche sich ganz ähnlich wie jene 
an der Oberfläche aus einzelnen Quelladern 
sammeln, nur mit dem Unterschiede, daß sich dies 
alles tief im Schosse des Berges vollzieht. Wer 
dessen Geheimnisse nicht kennt, wird nur zu 
leicht zur Aufstellung kühner Hypothesen verleitet. 
Die gründliche Erforschung der Höhlen 
wasserläufe, welche zwar in unseren Tagen nicht 
im Entferntesten die Macht und Größe wie in 
grauer Vorzeit erreichen, ist immerhin von größter 
Bedeutung. Im Salzkammergute kommt zwar nicht 
die Frage der Trinkwasserversorgung in Betracht, 
aber die Auffindung von unterirdischen Wasser 
kräften, welche u. a. den Vorteil bieten, daß im 
Winter keine Vereisung zu befürchten ist. Die 
Höhlenforschung hat also nicht nur eine wissen 
schaftliche und theoretische, sondern auch eine 
volkswirtschaftliche Bedeutung.
	        
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