Volltext: Der Kampf um Livland

Erstes Kapitel 
Die Anfänge Livlands und die erste Entscheidung 
zwischen Deutschen und Russen 
Die beiden folgenreichsten Ereignisse in der Kolonialgeschichte des 
deutschen Ostens waren die Einnahme Lübecks durch Heinrich den 
Löwen, 1157, und die Hinwendung des Deutschen Ordens aus dem 
Morgenlande nach Preußen, 1226. Dazwischen fällt die Aufseglung 
Livlands. Mit diesen Daten sind wir am Beginn des ersten Abersee- 
Zeitalters unserer Geschichte, das von der Mitte des 12. bis zur Mitte 
des 16. Jahrhunderts reichte. An seinem Anfang stehen Heinrich der 
Löwe und der Hochmeister Hermann von Salza; an seinem Ende der 
livländische Meister Wolter von Plettenberg und Jürgen Wullenwewer, 
der Bürgermeister von Lübeck. Diese, die ganze zweite Hälfte des nord 
deutschen Mittelalters erfüllende Abersee-Epoche ist nach der einen 
Seite hin eine Auswirkung der Kolonisation des Ostens auf dem Land 
wege, nach der anderen Seite hin entspringt sie dem mächtig empor 
kommenden See- und Handelsgeist, der sich von den alten nieder 
deutschen Gebieten sehr bald auf die neuen Länder und Städte an der 
Ostsee überträgt. In beidem, im Handels- und im Kolonialgeist, liegen 
auch die Ursprünge Livlands verankert. 
Schon früh war die Ostsee ein von Handels- und Raubzügen be 
fahrenes Meer. Biele Völker nahmen daran teil. Nach dem Abzug 
der östlichen Germanen setzten sich Slawen längs der ganzen Küste 
von der Weichselmündung bis nach Holstein fest. Dann folgte jenes 
kleine Stück, wo deutsches Gebiet einzig noch bis an die Ostsee reichte. 
Im übrigen beherrschten die Dänen das Westgestade, der Norden ge 
hörte den Schweden, und finnisch-estnische Stämme saßen von der 
Nordspitze des heutigen Kurland bis hinauf zum finnischen und bott- 
nischen Meerbusen. Alle diese Völker waren kräftig zur See; die 
slawischen Handelsstädte an den Oder- und Weichselmündungen wett 
eiferten an Reichtum und Bedeutung für den Handel mit allen übrigen 
baltischen Plätzen. Nur dort, wo das littauische Volk der Preußen oder 
Pruzzen ans Meer stieß, und bei den unentwickelten Stämmen im
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.