Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Epilog Sir Edward Grcys )u den beiden Balkankriegen. 
Lim 
um bei jeder neu entstandenen Schwierigkeit 
den Verkehr und die Verständigung Mischen 
den Großmächten zu erleichtern. 
Der Hauptzweck der Verständigung war, den 
Krieg auf den Balkan zu beschränken. Vach 
ruhiger Überlegung zeigte es sich, daß, wenn 
Konstantinopel und die asiatische Türkei nicht 
in den Krieg miteinbezogen würden, d. h. wenn 
diese Fragen im Laufe des Krieges nicht be 
rührt werden würden, es ganz gut möglich war, 
daß die Großmächte im Einverständnis handeln 
könnten, immer vorausgesetzt, daß sie sich betreffs 
der Kragen über Albanien und die Agäischen 
Inseln einigen könnten. 
Sie machten sich deshalb daran, sich über 
diese beiden Punkte zu einigen und debattierten 
die Kragen über Albanien und die Agäischen 
Inseln in dem Sinne, daß es notwendig sei, 
ein gutes Einverständnis herzustellen, wollte 
man gut Freund bleiben und gemeinsam dahin 
arbeiten, daß der Krieg auf dem Balkan be 
schränkt bleibe. Solange der Krieg nicht auf 
Konstantinopel und die asiatische Türkei über 
ging, darüber war man einig, konnte man die 
Kriegführenden die anderen Kragen unterein 
ander ausfechten lassen. 
Das war nicht die einzige Schwierigkeit, 
welche die Botschafter in den letzten Monaten 
zu bewältigen hatten. Andere Kragen tauchten 
von Zeit zu Zeit auf, welche von den Bot 
schaftern diskutiert wurden. Ich kann bestätigen, 
daß sich die Botschafterzusammenkünste mit der 
Zeit das volle Vertrauen aller Mächte er 
warben, und zwar in solchem Maße, daß man 
jede Krage bei den Botschaftern gut aufgehoben 
wußte, die, wenn sie sie auch nicht lösen konnten, 
doch in keinem Kalle sie verdarben. 
Das Übereinkommen betreffend Albanien. 
Unsere erste und größte Aufgabe war, ein 
Übereinkommen der Großmächte betreffs Alba 
niens zustande zu bringen. In dieser Krage 
rechne ich den Handelsweg Serbiens ans 
Adriatische Meer und die Agäischen Inseln. 
Wir haben, nachdem zahllose Einzelheiten 
erörtert waren, ein Übereinkommen zustande 
gebracht, welches Albanien und die Agäischen 
Inseln einschließt. Ich werde sie nicht mit den 
Einzelheiten dieses Übereinkommens belästigen. 
Im großen und ganzen wurde vereinbart: eine 
internationale Kontrollkommission wird für 
Albanien geschaffen, mit einer Gendarmerie, zu 
welcher eine der kleinen neutralen Mächte die 
Offiziere beistellt. Der Endzweck ist, einen 
autonomen Staat zu errichten, eventuell unter 
der Negierung eines von den Großmächten ge 
wählten Fürsten. 
Sehr groß waren die Schwierigkeiten der 
Aufgabe, die einzelnen Grenzlinien festzusetzen. 
Besonders die nördlichen und nordöstlichen 
Grenzen Albaniens boten beinahe unüberwind 
liche Hindernisse. Sie wurden nun schon vor 
einiger Zeit festgesetzt und es wurden auch die 
Bedingungen für die südlichen und südöstlichen 
Grenzen Albaniens erörtert, so daß die ganzen 
Grenzen sehr bald vorgezeichnet sein werden. 
Ich weiß wohl, daß, wenn die ganze Frage 
der Öffentlichkeit übergeben werden wird, ein 
zelne Punkte scharf kritisiert werden, und zwar 
gerade von jenen, welche große lokale Kenntnis 
des betreffenden Terrains haben und nur nach 
ihren Erfahrungen urteilen. Man muß jedoch 
bedenken, daß der Hauptzweck des Überein 
kommens der war, den Frieden und die Freund 
schaft der Großmächte untereinander zu erhalten 
und wenn das Übereinkommen betreffs Albaniens 
dies zustande gebracht hat, so ist ein Werk ge 
lungen, welches das Hauptwerk des Ganzen ist, 
nämlich den Frieden von Europa zu erhalten. 
Die Frage der Agäischen Inseln. 
Dann kam die Frage der Agäischen Inseln 
an die Neihe. Bei dieser Frage muß man drei 
Punkte im Auge behalten. Erstens ist die 
Nationalität dieser Inseln vorwiegend griechisch. 
Es müssen aber noch andere Bedenken walten. 
Einige der Inseln bilden höchst wichtige strate 
gische Positionen. Einige beherrschen den Ein 
gang zu den Meerengen, und die Kontrolle 
über den Eingang zu den Meerengen ist eine 
Sache von allerhöchster Bedeutung für die 
Türkei, während sie gleichzeitig von den Mächten, 
welche die Meerengen offen wissen wollen, ins 
Auge gefaßt wird. Außerdem liegen einzelne 
der Inseln ganz nahe an der adriatischen Küste 
der Türkei, und wenn, wie wir ja hoffen, die 
Türkei mit fortschrittlicher Negierung und ge 
sunden Finanzen in Zukunft über die Integrität 
der türkischen Besitzungen in Asien wachen wird, 
so ist es von der äußersten Wichtigkeit, daß 
diese Inseln nicht als Basis für Operationen 
dienen, welche Nuhestörungen in der asiatischen 
Türkei verursachen können. Allen diesen Be 
denken mußte man gerecht werden. 
Im großen und ganzen hatte ich in dieser 
Sache — ich spreche von Albanien und den 
Agäischen Inseln — den Eindruck, daß sie uns 
nicht so nahe angehe, daß wir bei der Bestim 
mung der Entscheidungen die Hauptrolle oder 
die Initiative zu ergreifen hätten. In der Frage 
der Agäischen Inseln gibt es einen Punkt, an 
dem wir infolge unserer Stellung im Mittel 
meer und unserer maritimen Nücksichten das 
allergrößte Interesse haben — und dies ist, daß 
keine einzige der Inseln in den Besitz einer 
Großmacht übergehen dürfe.
	        
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