Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Mächte und der Bukarester Friede. 
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danke Dir für die Beweise inniger Freundschaft 
und warmer Sympathie, die Du mir in diesen 
schweren Zeiten entgegenbrachtest. 
Kaiser Wilhelm antwortete: 
Dein heute Mittag angekommenes Tele 
gramm ist eine große und wahre Freude für 
mich. Ich sende Dir meine aufrichtigen und 
herzlichen Glückwünsche zu dem schönen Erfolge, 
den nicht nur Dein Volk, sondern alle Krieg 
führenden und damit ganz Europa Deiner weisen 
und wahrhaft staatsmännischen Politik zu ver 
danken haben. Es ist mir eine große Genug 
tuung, wenn Du erwähnst, daß ich zu dem seht 
Erreichten habe beitragen können. Der allmäch 
tige Gott erhalte Dich in Gnaden noch 
lange zum Wohle des Landes, dessen 
herrliche Entwicklung ich nach wie vor 
mit herzlicher Freundschaft und Bewun 
derung verfolge. Ich freue mich unseres 
gemeinsamen Zusammenwirkens zum 
Zwecke des Friedens. 
Vach diesem Depeschenwechsel konnte 
kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß 
Kaiser Wilhelm geneigt war, den Bu- 
karester Frieden gleichfalls als definitiv 
anzusehen. Wenn sich aber Deutschland 
dem Revisionsbegehren Österreich-Un 
garn nicht anschloß, so war auch nicht 
zu erwarten, daß diese Forderung erfüllt 
werden konnte. Die österreichische Po 
litik bemühte sich indes noch weiter 
um die Revision. Zwar fand ein sehr 
freundlicher Depeschenwechsel zwischen 
Kaiser Franz Josef und König Earol 
statt, aber die gegensätzliche Anschauung 
zwischen dem Grafen Berchtold und 
dem rumänischen Ministerpräsidenten in 
der Friedensfrage kam noch einmal mit 
aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Kurz 
nach der Unterzeichnung des Friedens 
übermittelte der österreichisch-ungarische 
Gesandte in Bukarest, Prinz Fürsten 
berg, dem rumänischen Ministerpräsi 
denten Majorescu die Glückwünsche des Grafen 
Berchtold. Bei dieser Gelegenheit brachte Prinz 
Fürstenberg einer offiziösen rumänischen Mel 
dung zufolge im Aufträge des Grafen Berch 
told eine Rote zur Verlesung, die folgenden 
Wortlaut hatte: 
Die politische Weisheit und Klugheit, welche 
das Bukarester Kabinett anläßlich der jetzt ab 
geschlossenen Unterhandlungen bekundet hat, 
haben die k. und k. Regierung Österreich-Un 
garns mit ganz besonderer Genugtuung erfüllt, 
da sie unserer Erwartung entsprachen, als wir 
von Anfang an Bukarest als den geeignetsten 
Ort für die Unterhandlungen anerkannten. Ich 
wünsche deshalb, daß sie Herrn Majorescu, dem 
hervorragenden Leiter dieser Unterhandlungen, 
die wärmsten Glückwünsche von seiten der 
k. und k. Regierung für die rasche Durchführung 
des vorläufigen Abkommens zwischen den 
Kriegführenden auszusprechen. Rumänien hat 
hierdurch in einer Art und Weise, die Dank 
verdient, dem von ganz Europa empfundenen 
Wunsche entsprochen, daß den blutigen Kämpfen 
ein Ende gemacht werde. 
Ministerpräsident Majorescu antwortete so 
fort mündlich auf diese verlesene Rote, indem 
er den Prinzen Fürstenberg bat, dem Grafen 
Berchtold den Dank der rumänischen Regierung 
für die schmeichelhaften Worte und für die 
Glückwünsche zu übermitteln und seine persön 
liche Dankbarkeit für die ausgesprochene freund 
schaftliche Haltung auszudrücken, welche Öster 
reich-Ungarn in verschiedenen Augenblicken des 
rumänisch-bulgarischen Konflikts bezüglich Ru 
mäniens hatte. 
Ministerpräsident Majorescu hielt es für 
seine Pflicht, hinzuzufügen, daß er sich nicht den 
Ansichten des Grafen Berchtold anschließen 
könne, insoweit diese die Ergebnisse der Buka 
rester Konferenz bloß als ein vorläufiges Ab 
kommen betrachtete. 
Es wurde, fuhr Majorescu fort, in Bu 
karest ein wirklicher Friedensvertrag 
abgeschlossen, und dieser Friedensvertrag ist 
ein historischer Akt ' und muß ein dau 
ernder sein. 
; 
Der Ministerpräsident und der Kammerpräsident gratulieren dem 
serbischen Thronfolger.
	        
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