Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Der Abschluß des Friedens von Bukarest. 
'm 6. August meldete das amtliche 
rumänische Bureau: 
Der Frieden ist mündlich abge 
schlossen worden auf der Grundlage, 
das) Strumiha an Bulgarien und Kavalla an 
Griechenland fällt. 
Der Vertrag wird morgen um 11 Uhr vor 
mittags unterzeichnet werden. 
Auch die Unterzeichnung des Demobilisierungs 
abkommens wird morgen erfolgen. 
So rasch erfolgte nun allerdings die Unter 
zeichnung des Friedens nicht. Erst am 8. August 
konnte in Bukarest die genaue Grenzfeststellung 
erfolgen, und am 9. August fand die letzte Kon 
ferenzsitzung statt. Uber diese wurde berichtet: 
Der serbische Delegierte Aistic verlas eine 
Erklärung, nach welcher Serbien sich das Aecht 
vorbehalte, die Prüfung der Frage der Ent 
schädigung dem Haager Schiedsgerichtshof zu 
überweisen. Der griechische Delegierte Venizelos 
gab eine identische Erklärung ab. 
Es wurden sodann die einzelnen Abschnitte 
des Friedensvertrages angenommen. Der bul 
garische Delegierte Tonischem verlas sodann 
eine Erklärung, in der es hieß, Bulgarien hätte 
gewünscht, das) die Verteilung der Gebiete auf 
der Grundlage der Nationalitäten erfolge; 
trotzdem akzeptierte Bulgarien das Überein 
kommen auf Grundlage der tatsächlichen Lage 
und gebe der Hoffnung Ausdruck, das) die 
Mächte sich für das Schicksal Bulgariens mit 
Aücksicht auf die von diesem gebrachten Opfer 
interessieren werde. 
Der griechische Delegierte politis erklärte, 
Griechenland unterzeichne den Vertrag in der 
Überzeugung, das) er auf einem gerechten Gleich 
gewicht und nicht auf der tatsächlichen Lage be 
gründet sei. 
Der serbische Delegierte Spalaikovic erklärte, 
der Vertrag sei ein Werk der Gerechtigkeit und 
des gerechten Gleichgewichts. 
Präsident Majorescu sagte, er glaube, die 
einmütige Meinung der Konferenz zu verdol 
metschen, wenn er betone, das) die abgegebenen 
Erklärungen den Wert des geschloffenen Frie 
densvertrages, der den endgiltigen Frieden her 
stelle, nicht abschwächen und nicht herabsetzen. 
Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. 
Am 10. August vormittags wurde der 
Friedensvertrag in Bukarest unterzeichnet. 
Kurz nach 10 Uhr war die Sitzung eröffnet 
worden. Sekretär piffotky verlas den offiziellen 
Wortlaut des Friedensvertrages, der von den 
Sekretären der einzelnen Staaten kollationiert 
worden war. Sodann wurde der Vertrag in 
alphabetischer Aeihenfolge unterzeichnet. Blos) 
die ersten Delegierten der einzelnen Delegationen 
sehten ihren Siegel auf den Vertrag. Im 
Augenblick der Unterzeichnung verkündeten 
Salutschüsse von den Befestigungen der Stadt, 
das) der Friede geschlossen sei. Jur gleichen Zeit 
ertönten sämtliche Glocken der Stadt und Musik 
kapellen durchzogen mit klingendem Spiel die 
festlich beflaggten Straßen. 
Ministerpräsident Venizelos ergriff das 
Wort, um im Vamen der Friedenskonferenz 
dem Präsidenten Majorescu den einmütigen 
Dank für dessen Unparteilichkeit und Takt und 
die den Delegationen in deren Sonderberatungen 
erteilten erleuchteten Ratschläge auszusprechen. 
Der Aame Majorescu, sagte Venizelos, werde 
bei allen Völkern, denen der Bukarester Friede 
endlich den Frieden gebracht habe, mit tiefer 
Dankbarkeit und Hochachtung genannt werden. 
Die Mitglieder der Konferenz erhoben sich 
von ihren Sitzen und brachten dem Präsidenten 
Majorescu eine Ovation dar. 
Präsident Majorescu erwiderte gerührt mit 
Worten des Dankes, indem er erklärte, das 
Verdienst um das Gelingen der Friedens 
konferenz gebühre allen Delegationen, die sich 
durch ihren versöhnlichen Geist den Anspruch 
auf die Dankbarkeit ihrer Völker erworben 
haben. Der Redner stellte sodann fest, die Bu 
karester Konferenz, die am 30. Juli begonnen 
habe, habe ihre Arbeiten am 10. August be 
endigen können, indem sie ihre Arbeiten, die 
der Zivilisation gewiß zur Ehre gereichen werden, 
beschleunigt habe. Hierauf erklärte Majorescu 
die offizielle Beratung für geschloffen. 
Vach Schluß der Sitzung blieben die Dele 
gierten in zwangloser Unterhaltung beisammen. 
Beim Verlassen des Gebäudes des Ministeriums 
des Äußern wurden die Delegierten von der 
angesammelten Menschenmenge herzlich akkla- 
miert, desgleichen auf dem Wege zur Käthe-
	        
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