Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Konferenz in Bukarest. 
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Turtukaja und endete im Tal des Ekrene bei 
Baltschik. Die bulgarischen Befestigungen von 
Austschuk und Schumla sollen geschleift werden. 
Die Forderungen der Verbündeten an 
Bulgarien. 
Griechenland, Serbien und Montenegro, deren 
Delegierte außerhalb der Vollversammlungen 
der Konferenz mit den Bevollmächtigten Bul 
gariens verhandelten, hatten folgende Forde 
rungen aufgestellt: 
1. Die Verbündeten verlangen als Grenze 
den Lauf der Struma, beginnend an der alten 
türkisch-bulgarischen Grenze bis zum Sabdere, 
zirka 10 Kilometer südlich von petrisch, von 
dort auf Kote 1314 des Tschengelgebirges, dann 
folgend der Wasserscheide bis Dragatsch, von 
dort über die Mesta nach Daliboska zur Master- 
scheide bis Kuschlar, von dort in der Aichtung 
auf und über Memkowa und Tokadschikdag, 
sodann absteigend gegen Süden über Tschaplak- 
tepe und endend am Agäischen Meer, 3 Kilo 
meter östlich von Makri. 
2. Bulgarien entsagt allen Einsprüchen auf 
alle Inseln des Agäischen Meeres. 
3. Entschädigung für die Einwohner und 
Regelung der bereits früher vorgebrachten Streit 
fragen betreffend die serbisch-bulgarische Grenze. 
4. Garantie für die Aufrechterhaltung der 
Freiheit der Schulen und der Kirchen der grie 
chischen Gemeinden in Thrazien. 
Es würden sonach an wichtigen, relativ 
größeren Orten an Griechenland gefallen sein: 
Vewrokop, das ganze Gebiet von Demir Hiffar 
und Drama, Fanthi, Gümüldschina und die 
wichtigen Hafenorte Orfano, Kavalla und Makri. 
Den Bulgaren wäre ein ungefähr parallel zu 
ihrer bisherigen Grenze verlaufender Gebiets 
streifen verblieben, der fast durchwegs von hohem 
Gebirge erfüllt ist, und ein etwa 20 Kilometer 
breites Stück der ägäischen Küste. Dieser geringe 
Küstenbesih wäre jedoch von der griechischen und 
türkischen Grenze stark eingezwängt gewesen und 
ohne Hinterland. Diese Grenzbestimmung wäre 
identisch gewesen mit einer fast vollständigen 
Vertreibung der Bulgaren vom Ägäischen Meere. 
Es wäre, abgesehen von einer schmalen und von 
hohem, vielfach unpassierbarem Gebiete erfüllten 
Grenzzone ganz Makedonien an die Verbün 
deten gefallen. Schätzungsweise wäre es gegen 
über den vor dem Krieg erhobenen Forderungen 
ein Gebiet von etwa 40.000 Quadratkilometer 
gewesen, also mehr als Mederösterreich, Ober 
österreich und Salzburg zusammengenommen. 
Die Gegenvorschläge Bulgariens. 
In der Sitzung der Friedenskonferenz vom 
2. August stellten die bulgarischen Delegierten 
gegenüber den Forderungen der Serben und 
Griechen folgende Gegenforderungen auf: 
1. Die neue Grenze beginnt an der alten 
serbisch-bulgarischen Grenze, geht zwischen Ku- 
manovo und Egri palanka nach Süden, dann 
zwischen Köprülü und Istip über den Vardar 
bis Murihovo bei Monastir, sodann über Gev- 
gheli und Kilkisch und westlich von Serres über 
die Struma und endet am Golfe von Orfano. 
Es bleiben daher auf bulgarischem Gebiete: 
Egri palanka, Kratovo, Kotschana, Istip» Aa- 
dowischte, Strumitza, Dojran, Serres, Demir 
Histar und Kavalla. 
2. Da die Entscheidung über die Inseln von 
der Botschafterkonferenz in London den Groß 
mächten vorbehalten worden ist, kann Bulgarien 
keine Verpflichtung nach dieser Mchtung über 
nehmen. 
3. Bulgarien kann die Berechtigung der For 
derung der Verbündeten, betreffend die Ent 
schädigung der Einwohner, nicht anerkennen und 
über diesen Gegenstand auch nicht in Verhand 
lungen eintreten. 
4. Bulgarien willigt ein, daß die Streitig 
keiten, betreffend die alte bulgarisch-serbische 
Grenze, einer internationalen Militärkommission 
anvertraut werden, die von den Großmächten 
zu ernennen ist. 
5. Bulgarien nimmt den Grundsatz an, dem 
zufolge sich die Kriegführenden unter Mahrung 
der Gegenseitigkeit verpflichten, auf ihrem Ge 
biete den Vationalitäten volle Schul- und 
Kirchenfreiheit zu gewähren. 
Die weiteren Bestrebungen gingen nun da 
hin, die Gegensätze in den Forderungen auszu 
gleichen. Liber die Verhandlung am 2. August 
wurde folgender Bericht ausgegeben: 
Die heutige Sitzung ist zwar ohne ein de 
finitives Resultat verlaufen, doch werden die 
Verhandlungen fortgesetzt, ein Beweis dafür, 
daß alle Beteiligten den Frieden herbeisehnen 
und trotz alles Säbelraffelns von einer Fort 
setzung des Krieges nichts wissen wollen. Es 
zeigt sich, daß man auch nicht weniger als vor 
her in London nach alter Balkansitte verhandelt 
und viel fordert, um schließlich weniger einzu 
heimsen. Jm Verlauf der Verhandlungen sind 
immerhin Bulgaren und Serben einander einiger 
maßen näher gekommen. Der Gang der bis 
herigen Verhandlungen ist folgender: 
Die sogenannte Maximalforderung der Ser 
ben und Griechen verlangte für die ersteren eine 
Grenze, die an der Struma und zum Teil über 
den Fluß hinaus verläuft, für die letzteren eine 
Linie von Strumitza bis Makri in der Aähe 
von Dedeagatsch. 
Darauf haben nun die Bulgaren einen 
Gegenvorschlag gemacht, der ebenfalls eine Ma- 
ximalforderung ist und die Städte Egri palanka,
	        
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