Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Schrecken des zweiten Krieges. 
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ist fürchterliche Wirklichkeit, was die bulgarischen 
Soldaten auf ihrer verzweifelten Flucht an un 
menschlichsten Grausamkeiten vollbracht haben. 
Ich war heute dabei, wie die hiesigen Vertreter 
der europäischen Mächte die Militärhospitäler 
besuchten und hörte ihre schaudernden Ent 
rüstungsworte über die Leiden der von den 
Bulgaren massakrierten serbischen Soldaten und 
über die nicht zu schildernden Verstümmelungen 
unserer Verwundeten, die die Baracken mit 
ihrem Schmerzgestöhn erfüllten. Die Herren 
konnten hier selbst mit den für immer zu 
Grunde gerichteten armen Menschen sprechen 
und ihre haarsträubenden Erzählungen hören. 
Einer der Ärmsten erzählte den europäischen 
Konsuln: „Als mich die Bulgaren gefangen 
Soldaten, denen die Bulgaren die Augen aus 
gedrückt haben. Ich habe außerhalb Llsküb viele 
serbische Verwundete gesehen, denen diese un 
großmütigen Feinde Vasen und Ohren abge 
schnitten haben. Vielen Verwundeten wurde der 
Kopf abgeschnitten und in ein daneben ent 
zündetes Feuer geworfen. All das ist photo 
graphiert worden und das Material wird den 
europäischen Blättern mitgeteilt werden. Es sind 
durchaus nicht seltene Fälle, daß die Bulgaren 
lebendige serbische Verwundete am Feuer ge 
braten haben. Man fand die verkohlten Leichen 
in den vom bulgarischen Heer verlassenen 
Lagern in Istip und Radowischte. Die Bul 
garen haben ständig mit Kanonen auf das ser 
bische Kote Kreuz geschossen und oft die Ielte 
hatten, wollten sie mich durch Torturen zwingen, 
ihnen die Positionen der Serben zu verraten. 
Als ich mich weigerte, schnitten sie mir ein Ohr 
ab. Ich beschwor sie, mich lieber zu töten, als 
so zu quälen. Ich zeigte ihnen meine Wunden, 
welche ich von den Türken während der Er 
stürmung Adrianopels als Kriegskamerad der 
Bulgaren bekommen habe. Trotzdem schnitt man 
mir auch das andere Ohr ab und ließ mich 
blutend im Straßenstaub liegen. Bald darauf 
kehrten meine Peiniger zurück, aber glücklicher 
weise kamen unsere Truppen heran, da flüch 
teten , sie und unsere Sanitätssoldaten retteten 
mich." Ein anderer Massakrierter, der schon in 
schwerer Ohnmacht lag, hatte nach seinem Fall 
noch 9 Bajonettstiche von den fliehenden Bul 
garen erhalten. Hier liegen allein 6 serbische 
der Verwundeten in Brand gesteckt. Wir haben 
auf dem Kriegsfelde — die Bulgaren haben 
die barbarischsten albanesischen Methoden ange 
nommen — auch Leichen gesehen, denen Glied 
maßen abgeschnitten und dann in den Mund 
gesteckt worden sind. Sie haben sogar Frauen 
beide Brüste abgeschnitten. Die fremden Kriegs 
berichterstatter werden das alles mit eigenen 
Augen sehen und Europa wird von unerhörten 
Greueltaten vernehmen, die den Bulgaren, 
nachdem sie ihren militärischen Ruhm eingebüßt 
haben, auch die Sympathien der ganzen Kultur 
welt für immer nehmen werden. Denn sie 
haben nicht nur gegen bewaffnete Feinde, son 
dern auch gegen die unbewaffnete Bevölkerung, 
und namentlich gegen die türkische, wie wilde 
gewütet. Jm östlichen Teile des Vilajets Koffovo
	        
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