Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Kämpfe auf dem serbisch-bulgarischen Kriegsschauplatz. 
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Zusammenfassender serbischer Bericht. 
Aus Belgrad, IS. Juli, erhielt die „Mue 
Freie Presse" folgenden Msammenfassenden Be 
richt über die Kriegslage: 
Mit der Mederlage des bulgarischen Heeres 
bei der Bregalniha, dem Zletowskaflust und an 
der Struma kann der makedonische Krieg als 
beendet betrachtet werden, da die Bulgaren aus 
Makedonien gänzlich vertrieben und zurückge 
drängt wurden. Es dürfte von besonderem Inter 
esse sein, eine allgemeine Übersicht der Kämpfe 
auf dem makedonischen Kriegsschauplätze )u 
geben und die Stärke der Serben wie der 
Bulgaren in diesen Kämpfen )u schildern. Vur 
auf diese Weise kann man ein Bild davon be 
kommen, wie furchtbar die Schlachten waren, 
in denen die bulgarische Armee geschlagen 
wurde und in welchen die Serben und Bul 
garen über 50.000 Tote und Verwundete 
hatten. 
Der Überfall der Bulgaren erfolgte durch 
starke Konzentration auf der Linie Jletowska- 
flust — Bregalniha — Kriwa — Lakowitza, und 
nördlich von dieser Basis an der alten serbisch 
bulgarischen Grenze. Die serbische Konzentration 
war durchgeführt von der Dreigrerye (alte ser 
bische, bulgarische und türkische Grenze) über 
die Ossigowa Planina, den Zletowoflust, die 
Kriwa-Lakowitza, den Vardar und die Morava. 
Hier war das Gros der serbischen Truppen, 
von welchen eine schwächere Division als Flan 
kendeckung der ganzen Operationsfront von 
Garwan Planina bis )ur Bregalnitza abgeson 
dert war. 
Die Griechen hatten durch ihre Konzentra 
tion die serbische strategische Front verlängert 
und alle Truppen nur für die Verteidigung von 
Saloniki konzentriert. Von dieser Gruppe hatten 
die Griechen je eine Division als Flanken 
deckung gegen Gevgheli und Mgrita abgeson 
dert. Die Garnison des befestigten pirot hatte 
in ihrem Bereiche die Llbergänge an der Grenze 
zu schützen und dieselbe Aufgabe hatte die 
Festung Zajecar. 
Die Bulgaren konzentrierten bei Kotschana 
und bei Istip die 4. Armee unter dem Kom 
mando des Kriegsministers Kowatschew, be 
stehend aus der 2., 4., 7. und 8. Division und 
einer Division Freiwilliger. Hier waren 120 Ba 
taillone mit 230 Geschützen versammelt. Bei 
Küstendil stand die 3. bulgarische Armee, be 
stehend aus der 6. und 12. Division, insgesamt 
40 Bataillonen und 78 Kanonen. Bei Sliv- 
nitza und Sofia wurde unter General Aadtko 
Dimitrijew die 5. bulgarische Armee konzentriert, 
bestehend aus der 1., 14. und 15. Division und 
1 Kavalleriedivision, insgesamt 56 Bataillonen 
mit 120 Geschützen. Diese Armee war gegen 
pirot und Msch gerichtet. Mrdlich von der 
5- Armee war die 1. Armee unter General 
Kutintschew konzentriert, bestehend aus 50 Ba 
taillonen und 120 Geschützen. Ihre Aufgabe 
war es, mit der 5. Armee zu kooperieren und 
Zajecar in Schach zu halten. 
Die Hauptarmee der Bulgaren wurde der 
art verteilt, dast bei Küstendil eine Gruppe von 
2 Divisionen gebildet wurde, von welcher 
Gruppe wieder 1 Brigade zur Unterstützung des 
linken Flügels geteilt wurde. Auf der Linie 
Istip—Kotschana waren 4 Divisionen versam 
melt, und diese beiden Gruppen standen durch 
die Freiwilligendivision miteinander in Verbin 
dung. Derart bildeten die Bulgaren einen Win 
kel, durch welchen die serbische Hauptkraft ge 
brochen und weit zurückgeworfen werden sollte. 
Der Istiper Schenkel hatte die Aufgabe, die 
serbische Armee am Ovce polje anzugreifen; 
der Küstendiler Schenkel sollte die serbische Haupt 
kraft durchbrechen und überdies der bulgarischen 
Armee als Stützpunkt für einen eventuellen 
Aückzug der 4. Armee dienen. 
Die serbische Hauptkraft war im Zentrum 
ein wenig vom Zletowskafluj) und der Bregal 
nitza entfernt. Auf dieser Linie waren nur schwache 
Vorposten. Diese Vorposten wurden von den Bul 
garen schon seit mehreren Tagen auf verschiedenen 
Stellen, besonders nachts beschossen. Die Bul 
garen wollten dadurch die serbischen Truppen 
irreführen, damit sie den Hauptangriff auch 
schon als solch ein Geplänkel betrachten. 
Der Hauptangriff erfolgte am 30. Juni. Die 
bulgarischen Truppen griffen um 2 Uhr nachts 
in starken Kolonnen die ganze Front der Ser 
ben von Aetki Buki bis zur Lakowitzamündung 
an. Der Angriff erfolgte mit dem Bajonett 
und artete bald in eine Metzelei aus. Die 
schwachen serbischen Vorposten wurden jedoch 
nur langsam zurückgeworfen, da sie energischen 
Widerstand leisteten. Aetki Buki, das nur von 
einer kleinen Abteilung besetzt war, fiel als 
erste Position in die Hände der Bulgaren, die 
hier in der Stärke einer ganzen Brigade vor 
gingen. Der Angriff der rechten bulgarischen 
Gruppe der 7. und 4. Division gegen Crny Vrh 
war ebenfalls erfolgreich, und hier wurden die 
serbischen Truppen bis zu den Dörfern Drenak 
und Lesowo zurückgeworfen. Die linke bulga 
rische Gruppe hatte nicht solche Erfolge, da die 
Serben die Linie Suschewo—Trogen verteidig 
ten und bald Verstärkung erhielten. Hier wütete 
ein fürchterlicher Kampf, der wiederholt in einen 
Bajonettkampf ausartete, wenn irgendwo eine 
Position zu nehmen war. Die serbischen Truppen 
auf der linken Seite der Lakowitza, die nicht 
angegriffen wurden, gingen nun selbst gegen die 
bulgarische linke Gruppe, und zwar gegen die 
linke Flanke in der Mchtung Istip-Scharwarli
	        
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