Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Nus dem griechisch-bulgarischen Kriegsschauplatz. 
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heben und unschädlich zu machen. Gesamtver 
lust: 3) tote und verwundete Griechen, 71 tote 
und verwundete Bulgaren. Nuch der Humor 
kam bei diesen nächtlichen Kämpfen nicht zu 
kur). Gendarmerieleutnant Iakkona näherte sich 
dem bulgarischen Konsulat, in der einen Hand 
die Uhr, in der anderen zwei Flaschen und for 
derte mit starker Stimme die Besatzung auf, sich 
binnen 2 Minuten zu ergeben, widrigenfalls 
er das Gebäude in die Luft sprengen würde. 
Die Übergabe erfolgte sofort, die zwei Flaschen 
aber enthielten Vichy-Wasser. 
Unter den 36 bulgarischen Offizieren, die, 
wie auch die nachfolgenden, in Nthen inter 
niert wurden, befand sich der Veffe des 
bulgarischen Generalissimus Sawow. Er 
tröstete seine Kameraden mit der Ver 
sicherung, die Vachricht von der Ein 
nahme Salonikis werde vor ihnen im 
Piräus eintreffen und sein Onkel werde 
die unverzügliche Zurückziehung der Gar 
nison mit entsprechender Genugtuung ver 
langen. Sehr kleinlaut betraten die Herren 
den griechischen Boden im Piräus, als sie 
hörten, daß die Sache ziemlich schief stehe. 
Die mit der „Marietta Vallis" gleich 
falls von Saloniki abgeschobenen Komi 
tatschis, etwa 200, werden wir die Ehre 
haben, in unserer Vähe, in der Verbrecher 
festung Vhion, hinter sicherm Verschluß zu 
wissen; die 1225 Soldaten dagegen kamen 
nach Ithaka. Ganz unbändige Freude 
über den Gang der Dinge bekunden unsere 
türkischen Gefangenen. Mit Freudengeheul 
haben sie die Vachricht vom Mißgeschick 
ihrer Todfeinde aufgenommen und mit 
allem möglichen Allotria gefeiert. Ihr Ge 
sundheitszustand hat sich bei Kost be 
deutend gebessert. Doch sind von ihnen 
hier in patras bis jetzt ungefähr 900 ge 
storben, die meisten von Janina und Bizani 
stammend, wo sie von den Strapazen und 
vom Hunger furchtbar heruntergekommen 
waren. 
Unter dem Geschütz- und Gewehrfeuer 
in den Straßen von Saloniki traf der neue Gou 
verneur Dragumis ein. Ihm konnte am Morgen 
darauf, Dienstag früh, der bisherige provisorische 
Gouverneur, der griechische Justizminister Vak- 
tivan, mit Überzeugung sagen: ..Ich übergebe 
Ihnen die Stadt rein." Und mit Vecht, denn 
alle Welt, Griechen, Mohammedaner und Juden, 
atmeten erleichtert, wie von einem Alp befreit, 
auf, als die letzten Bulgaren mit ihren Komi 
tatschis eingeschifft waren. Die Mohammedaner 
besonders freuen sich über den Wechsel und 
unterstützen die Griechen, wo sie können. Iu der 
freundlichen Gesinnung hat nicht wenig die Für 
sorge beigetragen, die schon König Georg vom 
Balkankrieg. II. 
ersten Tage seines Aufenthaltes in Saloniki an 
ins Werk gesetzt hatte, wie auch das barmherzige 
Walten und Schalten von Königin Olga und 
Prinzessin Maria. König Konstantin seht die 
Bemühungen seiner Eltern fort und macht sich 
beliebt durch seinen Gerechtigkeitssinn, der keinen 
Unterschied kennt zwischen den Bekenntnissen 
und zwischen den Nationalitäten. Ein schöner 
Zug war es auch von König Konstantin, der 
ihm die Herzen der Mohammedaner gewann, 
als er vor einiger Zeit die Bitte einer türki 
schen Witfrau, Emine Ehanum, sofort erfüllte. 
Vier Söhne von ihr zogen ins Feld, zwei waren 
Streffleurs Militärische Zeitschrift, Wien. 
Griechische Znfanterie. 
schon gefallen, der dritte verschollen und der 
vierte, Unteroffizier, kriegsgefangen auf Korfu. 
Die arme Mutter entschloß sich in ihrem Kummer, 
den König selbst um Gnade anzugehen und 
reiste von Saloniki nach Athen. Sie tat auch 
keine vergebliche Bitte, denn König Konstantin 
ließ den Sohn auf Korfu sofort in Freiheit 
sehen und der Mutter zuführen. Letztere stattete 
ihren tiefgefühlten Dank in einem rührenden 
Brief ab, der in der ..patris" veröffentlicht 
wurde. 
Dank der großen Genügsamkeit der Griechen 
und ihrer Opferwilligkeit haben wir vom Krieg 
nicht gerade viel zu leiden gehabt. Handel, Ge- 
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