Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Der diplomatische Krieg. 
on 
Die Entschlossenheit der Armee und Opfer 
willigkeit der Bevölkerung ist heute größer denn 
je, und alles ist nur von dem einen Gedanken 
beseelt, den kommenden Rachekrieg rasch zu be 
endigen, ohne diplomatische Verschleppungen, 
wenn die Gegner es nicht vorziehen, ohne Ver 
zug zur Vernunft zu kommen. 
Die Antwort Bulgariens auf die serbi 
sche und die griechische Vote. 
Bezeichnend für die Stimmung ist auch die 
Antwort, die Bulgarien am 1. Juli auf die 
letzten serbischen und griechischen Voten gab. 
Das offiziöse bulgarische Bureau meldete dar 
über. 
In der der bulgarischen Regierung vom 
griechischen Gesandten wegen der Zwischenfälle 
überreichten Vote wird erklärt, das) die griechische 
Regierung sich gezwungen sah, den griechischen 
Truppen den Befehl zum Vormarsch zu erteilen, 
um ihre Stellungen und ihr Gebiet zu ver 
teidigen und das) das griechische Hauptquartier 
das bulgarische Detachement in Saloniki auf 
gefordert habe, seine Waffen binnen 1 Stunde 
abzuliefern. 
Die bulgarische Regierung erwiderte abends, 
das) gerade die griechischen Detachements im 
Einverständnisse mit den serbischen Truppen zu 
erst das Feuer gegen die bulgarischen Vorposten 
eröffnet haben und das) sich infolge dieser Her 
ausforderungen die bulgarischen Truppen ge 
zwungen sahen, das Feuer ?u erwidern und 
die Angreifer zurückzuwerfen. Wenn die Bul 
garen die Absicht gehabt hätten, die griechischen 
Truppen anzugreifen, so wären sie vorgegangen 
und hätten ihren Angriff in einer ganz anderen 
Weise unternommen. Bereits gestern erhielten 
die bulgarischen Truppen den Befehl, das Feuer 
einzustellen und in ihren Stellungen zu ver 
bleiben. Statt des Befehles das Feuer einzu 
stellen, erteilte die griechische Regierung den 
griechischen Truppen den Auftrag, vorzurücken. 
Dieser Umstand, sowie die gewalttätige und 
illoyale Art und Weise der Entwaffnung des 
bulgarischen Bataillons in Saloniki beweisen 
deutlich die aggressiven Absichten der griechischen 
Regierung. Die bulgarischen Truppen haben 
noch gestern das Feuer eingestellt und die bul 
garische Regierung gibt sich der Hoffnung hin, 
das) derselbe Befehl auch seitens Griechenlands 
werde erteilt werden. Wenn wider Erwarten 
die griechischen Truppen nicht den Befehl zur 
Einstellung des Feuers, sondern den Auftrag 
zum Vormarsch erhalten sollten, lehnt die bul 
garische Regierung jede Verantwortung für die 
sehr ernsten Vorkommnisse, die sich hieraus er 
geben könnten, ab, und wird überdies die grie 
chische Regierung für alles, was den bulgari 
schen Truppen in Saloniki durch die Tatsache 
ihrer gewalttätigen und illoyalen Entwaffnung 
widerfahren könnte, verantwortlich halten. 
Die Regierung überreichte ferner gestern 
abend der serbischen Regierung eine Vote, in 
welcher festgestellt wird, das) die letzten Zwischen 
fälle in Mazedonien keineswegs durch die bul 
garischen Truppen hervorgerufen wurden, welche 
keinerlei aggressive Absicht hatten, sondern viel 
mehr selbst von den serbischen Truppen provoziert 
wurden, offenkundig absichtlich und gleichzeitig, 
unerwartet mit den Angriffen der griechischen 
Truppen. Indessen habe die bulgarische Re 
gierung, von dem Wunsche beseelt, jede Kom 
plikation hintanzuhalten, auf die ersten Mel 
dungen hin den Befehl zur Einstellung sämt 
licher Operationen auf bulgarischer Seite erteilt, 
ohne hiezu aufgefordert zu werden, indem sie 
gleichzeitig die serbische Regierung ersuchte, den 
Befehl zu erteilen, die aggressive Aktion der 
serbischen Truppen einzustellen. Statt daß nun 
diese Befehle erteilt worden wären, befinden sich 
nach den Mitteilungen, welche die Regierung 
erhalten hat, große serbische Truppenmassen auf 
dem Vormärsche nach Istip. Bei diesem Stande 
der Dinge lehnt die bulgarische Regierung nicht 
bloß jede Verantwortung ab, sondern besteht 
zum letztenmal darauf, daß die serbische Re 
gierung ihren Truppen den Befehl erteilt, schon 
morgen ihre aggressive Aktion einzustellen; 
widrigenfalls müßte die bulgarische Regierung 
die ganze Verantwortung für die Folgen der 
serbischen Regierung überlassen. 
* . * 
* 
Diplomatische Spiegelfechterei! An den 
Grenzen standen sich die Armeen kämpfend 
gegenüber und die Regierungen sprachen noch 
von der Möglichkeit der Erhaltung des Friedens. 
Die Völker lechzten nach dem neuen Krieg und 
ein Morden begann, gegen das die Kämpfe 
gegen die Türkei beinahe ein Kinderspiel ge 
wesen waren.
	        
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