Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Einwirken der Mächte in Belgrad und Sofia. 
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auf dem Schlachtfelde der Mariha die wichtig 
sten und unmittelbarsten Dienste. Zunächst, und 
zwar gleich nach der Schlacht von Kumanovo, 
also zu Beginn des Krieges, stimmte Serbien 
zu, zwei seiner Divisionen nach Adrianopel zu 
entsenden. Später, nach dem Ablaufe des 
Waffenstillstandes, sandte Serbien auch Be 
lagerungsartillerie nach dem Operationsfelde der 
Mariha. Richts verpflichtete Serbien, diese 
Dienste zu leisten. Serbien tat dies über Ver 
langen der bulgarischen Legierung. Für diese 
Opfer schuldet man Serbien Kompensationen. 
Serbien hätte sie schon in dem Augenblicke, als 
sie die Opfer brachte, verlangen können, es tat 
dies jedoch nicht aus Feingefühl und Loyalität 
gegenüber dem Verbündeten. 
Die zweite Phase des Krieges nach dem 
Abbruche der Verhand 
lungen in London gibt 
Serbien noch mehr Rechte 
auf Kompensationen; nach 
dem Bündnisverträge ge 
zweckte der Krieg die Er 
oberung der nichtbestritte- 
nen und der bestrittenen 
Jone. In dem Augen 
blicke, da die Türkei zu 
gestimmt hat, dieses Ge 
biet den Verbündeten ab 
zutreten, war der Zweck 
erreicht, aber der Friede 
wurde nicht geschloffen, 
weil Bulgarien verlangte, 
daß ihm Thrakien mit 
Adrianopel abgetreten 
werde. Der Krieg wurde 
fortgesetzt, obgleich Ser 
bien kein Interesse mehr 
daran hatte. Adrianopel 
wurde jetzt der Gegen 
stand der territorialen Ansprüche Bulgariens. 
Der Krieg dauerte fort und Serbien nahm 
daran teil als Verbündeter Bulgariens. Dieser 
Krieg verursachte Serbien neue Opfer, sowohl 
vom finanziellen wie auch vom wirtschaftlichen 
Gesichtspunkte. Dies gab Serbien das Recht, 
im Verlaufe der Metten Phase eine Kompen 
sation zu fordern, die seinen Opfern und dem 
Gebiet einschließlich Adrianopels entspricht, daß 
Bulgarien mehr erhielt. Aus den angeführten 
Gründen jedoch beschränkte sich Serbien darauf, 
die bulgarische Regierung durch ein Schreiben 
unseres Ministers, 9./22. Februar 1913, wissen 
zu lassen, daß diese Frage nach dem Kriege 
durch die beiden Regierungen der Lösung zu- 
geführt werden wird. 
Von allen Opfern, die Serbien auf sich 
nahm, ist eines der größten und schwersten, daß 
es durch eine Entscheidung der Großmächte ge- 
Lalkantrleg. U. 
nötigt wurde, auf das Gebiet westlich vom 
Schargebirge und auf den adriatischen Küsten 
strich zu verachten, der eine Lebensfrage für 
Serbien und das Hauptmotiv des Krieges bil 
dete. Indem Serbien den Ausgang zum Meere 
opferte, opferte es die Hauptbedingung für seine 
wirtschaftliche Unabhängigkeit und rettete eben 
sowohl den europäischen Frieden vor einer all 
gemeinen Katastrophe wie die Unternehmungen 
der Verbündeten gegen die Türken und 
sicherte Bulgarien nicht nur das ganze unbe 
strittene Gebiet, sondern auch Thrazien. Wenn 
nichts anders, würde dieser Umstand allein 
Serbien das Recht auf Kompensationen geben, 
die es verlangt. 
Da nun Serbien die wesentliche Bedingung 
für seine wirtschaftliche Unabhängigkeit entzogen 
Landschaft im Rhodopegebirge. 
ist, glaubt es in seinem Rechte zu sein, wenn 
es fordert, daß man ihm, im Wege einer ge 
rechten Teilung, im Süden eine seiner Existenz 
und seiner wirtschaftlichen Entwicklung Rech 
nung tragende Situation sichere. Dieses Ver 
langen entspricht den Grundsätzen des inter 
nationalen Rechtes, denn es wäre nicht bloß 
ungerecht, wenn Serbien den ganzen Rachteil 
der auswärtigen Verhältnisse tragen müßte, 
sondern Serbien kann es auch nicht zulassen, 
daß seine geographische Lage nach dem Kriege 
noch prekärer werde als vorher. 
Diese Gründe berechtigen es zu der An 
nahme, daß Bulgarien das vorgeschlagene Über 
einkommen annehmen werde, das nicht bloß als 
Grundlage für die Regelung der Beziehungen 
zwischen den beiden Ländern dienen, sondern 
auch die endgiltige Aufteilung des Kondominiums 
der Verbündeten erleichtern soll. 
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