Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Einwirken der Mächte in Belgrad und Sofia. 
an 
471 
verbündeten Serbiens, von dem sie mit Fug 
und Recht hoffte, daß es die Freiheit und die 
nationalen Rechte der Bulgaren in dem Teile, 
der ihm durch den Schiedsspruch ^gesprochen 
werden würde, achten werde. 
Die gegenwärtigen Ansprüche der serbischen 
Regierung auf eine Revision des Vertrages, 
die durch die im Laufe des Krieges angeblich 
geänderten Bedingungen motiviert werden, sind 
nicht neu. Schon am 15. September 1Y12, 
6 1 / 2 Monate nach Abschluß des Bündnis 
vertrages und 20 Tage vor der Kriegserklärung, 
richtete das serbische Ministerium des Äußern 
an seine Vertreter im Auslande ein geheimes 
Zirkular unter Rümmer 5669, das vom Mi 
nisterpräsidenten pasic gezeichnet war, worin er 
ihnen in be)ug auf den Vorschlag des Grafen 
Berchtold betreffs der Dezentralisierung der 
europäischen Türkei empfahl, 
für die Autonomie Altser 
biens )u arbeiten und ins 
besondere auf seiner Ab 
grenzung )u bestehen. Dieses 
Zirkular bezog unter die 
Grenzen Altserbiens das 
ganze Vilajet Koffovo mit 
dem Sandschak Rovibazar, 
den nordwestlichen Teil des 
Vilajets Skutari mit dem 
adriatischen Küstengebiet, den 
nördlichen und östlichen Teil 
des Vilajets Monastir mit 
Dibra, Perlepe, Kitschevo, 
Ochrida und deren Umgebung 
ein. Die serbische Regierung 
ging, bevor sie noch die Er 
gebnisse des Krieges kannte, 
bereits in der Absicht vor, 
ihre künftigen Gebiete in 
Makedonien zu vergrößern; 
die jetzt zu diesem Zwecke angerufenen Gründe 
sind also offensichtlich bloße Vorwände. 
Die Schlußfolgerung der bulgarischen Re 
gierung wendet sich mit aller Energie und 
Festigkeit, die ihr die Verträge und die Ge 
rechtigkeit der bulgarischen Sache verleihen, 
gegen jede Idee, sei es einer Revision des 
Bündnisvertrages, sei es einer Reuverteilung 
der eroberten Gebiete Mischen Bulgarien und 
Serbien, sei es einer Teilnahme Griechenlands 
und Montenegros an dieser Verteilung. 
Aufrichtig überzeugt von der Rotwendigkeit 
und Fruchtbarkeit des Bündnisses, das bisher 
so günstige Ergebnisse für beide Völker gezeitigt 
hat, richtet die bulgarische Regierung einen 
brüderlichen Appell an die serbische Regierung, 
vom selben Gefühle sich durchdringen M lassen und 
in Erwägung der Rotwendigkeit, die Bestim 
mungen des Bündnisvertrages ehrfürchtig auf 
recht zu erhalten und zu beobachten, einzu 
willigen in den Verzicht auf sein Revisions 
begehren, indem es sich hinsichtlich der Liqui 
dierung und der Teilung der strittigen Jone 
auf die Entscheidung des obersten Schieds 
richters verläßt, die in der kürzesten Frist er 
folgen solle. 
Mir geben diese bulgarische Antwort des 
halb in solcher Ausdehnung wieder, weil sie ein 
ziemlich klares Bild des Vertrages gibt, der 
Mischen Bulgarien und Serbien abgeschlossen 
worden war, besonders im Zusammenhalt mit 
der Rede pasic' in der Skupschtina. 
* ^ * 
* 
Die Ablehnung der bulgarischen De 
mob ilisierungsvorschläge. 
Am 21. Juni hat der serbische Gesandte in 
Sofia, Dr. Spalaikovic, die Antwort der serbi 
schen Regierung auf die bulgarischen Demobili 
sierungsvorschläge überreicht. Sie lautete ab 
lehnend. 
Am 24. Juni veröffentlichte das serbische 
preßbureau Resumes der von der serbischen 
Regierung an die bulgarische Regierung ge 
richteten Roten. Die Rote bezüglich der Re 
vision des Vertrages besagte: 
Die Ergebnisse der militärischen Aktion 
gegen die Türkei erheischen, daß man sobald 
als möglich an eine Revision des Vertrages, 
des geheimen Anhanges und der Militär- 
konvention schreite. Gewisse Bestimmungen des 
Vertrages wurden im Laufe des Krieges der 
Kloster von Batschkowo im Ahodopegebirge.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.