Versuche )ur Einigung.
VJVm 2. Juni 1913 meldete die „Agence
Die Ministerpräsidenten Geschow
und Paste hatten heute Vacht eine
Zusammenkunft in Iaribrod, um ihre Ansichten
über die Lage auszutauschen.
Sie einigten sich im Prinzip dahin, das) die
Ministerpräsidenten der 4 Balkanstaaten zu
sammentreten sollen, um den Versuch zu unter
nehmen, zu einem gegenseitigen Einvernehmen
über alle die Verbündeten berührenden Fragen
zu gelangen.
Aus Belgrad wurde gemeldet:
Die Begegnung Mischen Paste und Ge
schow, die nahezu 3 Stunden währte, nahm,
wie in informierten Kreisen erklärt wird, einen
herzlichen Verlauf; bei den Besprechungen er
gab sich, das) die serbischen und die bulgarischen
Staatsmänner im gleichen Maße von dem Be
streben erfüllt sind, durch gegenseitiges Ent
gegenkommen die Erhaltung des Balkanbundes
zu ermöglichen. Angesichts dieser Tendenzen der
leitenden Kreise beurteilt man die Lage durch
aus optimistisch.
Der bulgarische Ministerpräsident Geschow
erklärte einem Korrespondenten nach seiner Rück
kehr aus Iaribrod:
Ich hoffe, das) meine Begegnung mit Paste
eine gewisse moralische Entspannung herbei
führen dürste. Um unseren guten Millen zu zeigen,
haben wir in eine Konferenz zu vieren einge
willigt. Es ist nicht unmöglich, das) diese einen
Ausweg aus unserer kritischen Lage findet. Auf
die Bemerkung, ob sich Paste durch seine Er
klärungen in der Skupschtina nicht zu sehr fest
gelegt habe, bemerkte Geschow, das) er ebenso
wenig nachgeben könne.
Der serbische Ministerpräsident Paste erklärte
dagegen, es sei noch kein Anlas) vorhanden,
ihn zu beglückwünschen. „Unsere Begegnung war
sehr herzlich. Ich für meinen Teil bin sehr zu
frieden. Mir haben beschlossen, alle Fragen zu
lösen, ohne Dritte heranzuziehen. Mir sind über
eingekommen, das) die Leiter der Verbündeten
zusammenkommen sollen, um eine endgiltige
Verständigung über alle die Balkanverbündeten
interessierenden Fragen zu erzielen. Es werden
große Schwierigkeiten zu überwinden sein, aber
sie sind nicht unüberwindbar, wenn die Ver
bündeten ihren guten Millen betätigen. Ich
hoffe, daß ein Krieg zwischen Serbien und
Bulgarien zu vermeiden sein wird. Jedenfalls
wird unsere Armee für jede Eventualität bereit
sein, solange die endgiltigen Abmachungen nicht
unterzeichnet sind."
Soweit die beiden Ministerpräsidenten.
Interessant, weil für die folgende Zeit bedeut
sam, sind Äußerungen, die Dr. Danew, der
Sobranjepräsident und Friedensdelegierte Bul
gariens, am 3. Juni in Mien einem Vertreter
der „Veuen Freien Presse" gegenüber abgegeben
hat. Dr. Danew sagte:
Der lUockus proeedendi für die Verhand
lungen mit Serbien bietet die größten Schwierig
keiten, obwohl er eigentlich sehr einfach sein
könnte, denn die Serben haben nichts zu tun,
als den bestehenden Vertrag zu erfüllen. Mir
Bulgaren werden alles tun, um den Konflikt
in friedlichem Sinne zu lösen; wir sind weit
davon entfernt, einen Krieg zu wollen, aber
wir müssen auf Erfüllung des Vertrages be
stehen. Merden die Serben ihn anerkennen,
werden sie sich dem Schiedsgericht unterwerfen
oder nicht, das ist die Frage, von deren Be
jahung oder Verneinung alles abhängt.
Uber das Mesen des Konfliktes möchte ich
folgendes bemerken.
Die Serben sagen, sie hätten mehr geleistet,
als sie nach dem Vertrage zu leisten verpflichtet
gewesen wären.
Zugestanden, allein wir haben sie nicht da
zu gezwungen, sie haben das aus eigenen
Stücken getan. Und dann können wir mit dem
gleichen Aechte sagen, wir hätten gleichfalls
mehr geleistet, als wir verpflichtet waren. Auch
wir haben mehr mobilisiert, als im Vertrage
vorgesehen war. Und wenn man die Leistungen
nach dem Erfolg beurteilt, wer hat mehr ge
leistet, wir oder die Serben? Mo stand die
Hauptmacht der Türken, in Thrazien oder in
Mazedonien? Bei Lüle Burgas, wo uns
150.000 Türken gegenüberstanden,- dort wurde
der Krieg entschieden, dort wurde die Türkei
vernichtet; nicht in Mazedonien. Und es waren
die bulgarischen Soldaten, die diese Siege mit
ihrem Blute erkauften.
Als zweiten Grund führen die Serben für
die Votwendigkeit der Vertragsrevision an, daß