Debatte über die Balkansragen im deutschen Reichstage.
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sie nicht nur die wirtschaftlichen und materiellen,
auch nicht nur die kulturellen Begehungen an
sehen, sondern auch hinüberschauen auf die kirch
lichen Zustände.
Es gibt auf dem Balkan eine große Zahl
von Nassen und Konfessionen und darauf wird
bei einer Neugestaltung der Verhältnisse Nück-
sicht xu nehmen sein. Mir haben in dem tür
kischen, griechischen, bulgarischen, rumänischen
und albanesischen Volk und bei allen, mit Aus
nahme der mohammedanischen Türken, verschie
dene Konfessionen. Darin liegt eine gewisse
Gefahr. Es ist mit Recht darauf hingewiesen
worden, daß bei einer Neukonstituierung des
Balkans auch die religiöse Freiheit gewahrt
werden muß für alle Konfessionen. Trotz innerer
Zerrissenheit wird die Negierung in diesem Be
streben das Volk hinter sich finden.
Der konservative Abgeordnete Graf Kanitz
polemisierte zuerst
gegen den Abge
ordneten Ledebour
und sagte unter
anderem:
Abgeordneter
Ledebour hat die
Macht der Inter
nationale über
schätzt. Wie soll sie
es fertig bringen,
den Krieg xu be
endigen?
Über die Nede
des Neichskanxlers
sagte Graf Kanitz:
Sehr viel
Neues war in
der Nede aller
dings nicht, aber wir wollen nicht verkennen,
wie es schwierig ist, während über den Frieden
verhandelt wird, über diese Unterhandlungen xu
sprechen. Sie werden durch lange Neden, die
darüber gehalten werden, nicht gefördert. Es
ist erfreulich, daß es mit den Friedensaus
sichten günstig gestellt ist. Leider hat die Furcht
vor einem europäischen Niesenbrande auch auf
unser Wirtschaftsleben einen Druck ausgeübt.
In vieler Begehung erinnert ja die Situation
an die von J909; auch damals verlangten die
Serben, auf russische Hilfe vertrauend, einen
Meg nach dem Adriatischen Meer.
Ich kann nur wünschen, daß die jetzigen
Dinge ebenso friedlich verlaufen wie damals.
Jetzt liegt die Frage allerdings insoferne viel
schwieriger, als die Türkei bereits einen beträcht
lichen Teil ihres europäischen Territorialbesitzes
verloren hat. Daraus ergibt sich die schwierige
Frage: welches Interesse haben die Großmächte
und besonders Deutschland daran, daß eine
lebensfähige Türkei erhalten wird? Das deutsche
Interesse an dieser Frage ist bedeutsam. Mir
haben rege Handelsbeziehungen mit der Türkei
und haben deshalb alle Veranlassung, eine
ruhige Fortentwicklung dieser Handelsbeziehungen
xu wünschen. Bei der Negulierung der türkischen
Staatsschuld und ihrer Verteilung auf die ver
bleibenden Gebiete dürfen die deutschen Gläu
biger nicht xu kur) kommen. Nun besteht die
Gefahr, daß nach dem Friedensschlüsse die hohen
Verbündeten auf dem Balkan sich in die Haare
geraten. Mir haben keine Veranlassung, eine
Aufteilung Albaniens xu unterstützen. Österreich
und Italien denken auch nicht daran, einer
Annexion eines Teiles von Albanien durch
Serbien xuxusehen. Österreich und Italien sind
da völlig einig.
Herr Ledebour hat behauptet, daß wir uns
willenlos vor den Magen Österreichs spannen
lassen. Es ist ganx
verständlich, daß
der Neichskanxler
diesen Punkt nicht
berührt hat. Ich
kann Herrn Lede
bour versichern, daß
von einer solchen
willenlosen Ge
folgschaft, von einer
solchen Trabanten
schaft nicht die
Nede sein kann.
Bei einem Konflikt
kann es sich auch
nicht um den adria
tischen Hafen han
deln, sondern allein
um unsere Bundes
genossenschaft mit Österreich. Auf Mortklau
bereien an dem Bundesvertrage lasten wir uns
da nicht ein. Mir sind unschuldig daran, daß
Nußland anscheinend auf die Freundschaft Deutsch
lands jetzt keinen besonderen Mert mehr legt.
Mir haben es an Freundschaftsbexeugungen
gegenüber Nußland nicht fehlen lasten. Ich
kann nur wünschen, daß das freundschaftliche
Verhältnis xu Nußland wieder hergestellt wird.
Das wäre die sicherste Garantie für den Melt-
frieden. Mir erwarten von unserer Negierung,
daß sie aber auf jeden Fall unsere Mehrkraft
auf der vollen Höhe erhält. Ich kann daher
folgende Erklärung abgeben:
Mir sind überxeugt, daß unser Heer voll
kommen kriegsbereit ist. Menn es aber wider
Erwarten nötig erscheinen sollte, die bereits be
willigte Heeresverstärkung früher durchxuführen,
so wäre der Reichstag ohne Frage bereit, nach
träglich seine Zustimmung daxu xu erteilen. Das
deutsche Volk ist xu jedem Opfer bereit. Mir
Mbanesische Landschaft.