Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Debatte über die Balkanfragen im deutschen Reichstage. 
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zur Verteidigung unserer eigenen Zukunft und 
Sicherheit fechten. 
Ich bin fest überzeugt, daß wir bei einer 
solchen Politik das ganze Volk hinter uns haben 
werden. 
Ich will noch einmal auf die großen Inter 
essen hier eingehen, die wir bei der Lösung des 
Streites Mischen der Türkei und den Balkan 
staaten zu verfechten haben. Unsere Politik war 
seit langen Jahren darauf gerichtet, bei guten 
wirtschaftlichen und politischen Begehungen zu 
den Balkanstaaten die Türkei in wirtschaftlicher 
Hinsicht M erhalten und zu stärken. Wir glauben 
dadurch der Türkei manchen Dienst erwiesen zu 
haben, ohne daß wir dabei unsere guten Be 
gehungen M anderen Mächten gestört hätten. 
unseren Bundesgenossen, sondern auch mit an 
deren Mächten, die sich mit uns die Erhaltung 
einer wirtschaftlich gesunden Türkei angelegen 
sein lassen. Dieses Bestreben widerspricht schon 
an sich den von der presse den Großmächten 
oder einzelnen derselben vielfach unterstellten Ab 
sichten von Landerwerb auf Kosten der Türkei 
aus Nnlaß des gegenwärtigen Krieges. Ich 
kann diese Unterstellung nach den bisherigen 
Besprechungen unter den Mächten als unrichtig 
bezeichnen. 
Der rege Gedankenaustausch unter den 
Mächten dauert an und wenn ich auch noch 
nicht sagen kann, in welchen Formen er fort 
gesetzt werden wird, so wird er jedenfalls fort 
gesetzt werden nach den günstigen Ergebnissen, 
Blick in ein Lazarett in Konstantinopel. 
Dieser Politik, die allerdings bei Nusbruch des 
türkisch-italienischen Krieges gerade bei uns hef 
tig angegriffen wurde, möchte ich es als einen 
Erfolg vindizieren, daß wir uns während eines 
Krieges Mischen einem Freunde und einem 
Bundesgenossen die Sympathien beider zu er 
halten gewußt haben. Diese Politik werden wir 
auch weiter fortsetzen. Wir hoffen, daß unsere 
bisherigen freundschaftlichen und regen Beziehun 
gen zu den Balkanstaaten durch deren zweifel- 
loses Erstarken namentlich in wirtschaftlicher Hin 
sicht einen neuen Nusschwung nehmen werden. 
Dabei wird unser Streben auch ferner dahin 
gehen, die Türkei nach dem Friedensschluß als 
wichtigen ökonomischen und politischen Faktor 
lebenskräftig ?u erhalten. In diesem Wunsche 
und Bestreben begegnen wir uns nicht nur mit 
die er schon jetzt gehabt hat und die eine all 
seitig befriedigende Einigung unter den Groß 
mächten erwarten lassen. 
Nn diese besonders wegen des festen Hin 
weises auf das Bundesverhältnis außerordentlich 
wichtige Rede des deutschen Reichskanzlers 
schloß sich eine längere Debatte, aus der wir 
folgendes hier wiedergeben möchten, weil es 
für die Stimmung in Deutschland charakteri 
stisch ist. 
Der Sozialdemokrat Ledebour ergriff als 
erster Redner das Wort: 
Nus dem erstaunlichen Stillschweigen, das 
der Rede des Kanzlers folgte, darf ich wohl 
den Schluff ziehen, daß alle Parteien des Reichs
	        
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