Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Der neue Staat Albanien. 
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Vilajeten Kossovo, Skutari, Janina, Monastir, 
erhalten würde. 4 Mitglieder des Baschkims, 
Bedri Bey, Salih Juka, Nedscheb Bey und der 
Sohn des Abdul Bey Frascheri, Midhat Bey 
Frascheri, wurdenZnach Nordalbanien gesandt, 
um dort für den Gedanken der Einigkeit zu 
arbeiten und eine Zerstückelung des Landes zu 
verhindern. Im ersten Augenblick, bis zur 
Schlacht von Kumanovo, arbeiteten die Alba 
nesen mit dem Programm, den Serben und 
Montenegrinern Widerstand zu leisten. Aach 
dem Fall llskübs aber beriefen die 4 Abgesandten 
in Ipek eine Versammlung ein, an der außer 
allen angesehenen Bürgern auch der Komman 
dant und der Mutessarif von Ipek teilnahmen, 
und hier wurde nun ein Schriftstück aufgesetzt, 
worin die Albanesen zu einer allgemeinen Ver 
sammlung aufgefordert wurden mit dem Pro 
gramm, gegen eine Teilung Albaniens Einspruch 
in Europa zu erheben, die Unabhängigkeit Al 
baniens zu erklären, und eine vorläufige Ne 
gierung einzusetzen. Der Aufruf wurde von allen 
Anwesenden unterzeichnet und den 4 Vertretern 
überreicht, die ihre Neise nach Djakova fort 
setzten. Bei dem alten Kloster Detschani zwi 
schen Ipek und Djakova trafen sie den be 
kannten Albanesenhäuptling Bairam Jur und 
die Führer der Malissoren, welche sich sofort 
mit dem Programm einverstanden erklärten und 
ebenso wie später die Führer von plava und 
Gusfinje, die in Djakova versammelt waren, 
den Aufruf unterzeichneten. Begleitet von je 2 
katholischen und mohammedanischen Albanesen 
reisten die 4 Abgeordneten durch Haß nach 
Ljuma, wo sich der Albanesenführer Namazan 
Saskok anschloß, und nun ging der Weg durch 
das Land der Mirditen. Auch hier fand ihre 
Absicht freudigen Widerhall. Die Führer der 
Mirditen und an ihrer Spitze der Abt von 
Orosch erklärten, zur Versammlung einen Son 
dergesandten zu schicken, den die 4 Abgeordne 
ten in Person des Don Nikola Kacere in Du- 
razzo antrafen. In Tirana hatte Abdti Bey 
Toptana, ein eifriges Mitglied des Baschkims, 
den Boden schon vorbereitet, und die Vertreter 
von Tirana und Kroja wurden ernannt. 
Nur die Mohammedaner von Durazzo 
machten Schwierigkeiten und zwangen den Aus 
schuß zu einer Verschiebung der Versammlung 
um 20 Tage. Die Absicht, Durazzo als Ver 
sammlungsort festzusetzen, um den Vormarsch 
der Serben an die Adria auszuhalten, wurde 
fallen gelassen und Valona bestimmt. In Tirana 
fanden die 4 Abgesandten eine Depesche Ismail 
Kemal Beys aus Wien, worin er mitteilte, 
daß die Zukunft Albaniens gesichert und er 
nach Durazzo unterwegs sei. Die 4 Vertreter 
trennten sich nun. Bedri und Nedscheb 
Bey gingen nach Kavaja und Luschan, 
Midhat Bey und Salih Juka nach Elbassan, 
um auch dort die Albanesen zur Entsendung 
ihrer Vertreter aufzufordern. Abdi Bey blieb 
mit den anderen Vertretern in Durazzo, um 
dort Ismail Kemal Bey zu erwarten. Effad 
Pascha hatte aus Janina dem Gendarmerie 
kommandeur in Luschan telegraphisch Befehl 
gegeben, Ismail Kemal Bey zu verhaften. Als 
aber Bedry Bey nach Luschan kam, meldeten 
sich bei ihm 20 Gendarmen, alle Alba 
nesen, die versicherten, daß sowohl Ismail Ke 
mal, wie auch alle anderen Vertreter ungehin 
dert nach Valona reisen könnten und sie selbst 
die Begleitung übernehmen würden. Die Ab 
geordneten begaben sich nun unter diesem Schuh 
nach Fieri, wo sie bereits Ismail Kemal Bey 
antrafen. Man bemächtigte sich des Telegraphen 
amtes und sandte Depeschen nach Tirana, Kroja, 
Elbassan und alle anderen erreichbaren Orte 
mit der Aufforderung, die Unabhängigkeit zu 
erklären und die albanesische Flagge zu hissen. 
Am nächsten Morgen gegen 2 Uhr traf 
zuerst aus Tirana die Antwort ein, daß unter 
großem Beifall der Bevölkerung die Unabhän 
gigkeit Albaniens verkündet sei und der Ne 
gierungskonak die albanesische Fahne trage. 
Tirana ist also in der albanesischen Geschichte 
die erste Trägerin des Freiheitsbanners. Am 
nächsten Tage gegen Mittag brach Ismail Ke 
mal an der Spitze aller Vertreter nach Valona 
auf. Nach mühevoller Neise durch das 
durch den vielen Negen fast undurchdring- 
bare Sumpfgebiet gelangten die Abgeordneten 
spät in der Nacht nach Valona. Am nächsten 
Morgen trafen aus allen von den Feinden noch 
nicht besetzten Städten Begrüßungsdepeschen 
ein, alle hatten der Aufforderung Folge ge 
leistet und die Unabhängigkeit ausgerufen. Die 
erste geheime Sitzung wurde eröffnet, amtlich 
das selbständige Albanien ausgerufen und Is 
mail Kemal mit der Leitung der vorläufigen 
Negierung betraut. Nach Schluß der Sitzung 
zogen alle Abgeordneten vor das österreichisch- 
ungarische und italienische Konsulat, wo es zu 
großen Sympathiekundgebungen kam, die von 
den Konsuln mit dem Nufe: Hoch Albanien) 
erwidert wurden. In der zweiten Sitzung 
wurde das Ministerium gebildet und ein Senat 
mit 16 Mitgliedern eingerichtet. Nun wartete 
Albanien auf das Ergebnis der Verhandlungen 
in London, die ihm statt der vorläufigen die 
endgiltige Negierung geben sollten. 
Die Haltung Essad Paschas. 
In den ersten Märztagen hatte in Triest ein 
Kongreß albanesischer Delegierter stattgefunden, 
der sich gleichfalls mit der Unabhängigkeitsfrage 
befaßte, Telegramme an den Grafen Berchtold
	        
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