Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die neuen Friedensverhandlungen in London. 
cum 
boten erachtet werden, das) der Zeitpunkt und 
der einzuhaltende Vorgang für den Abschluß 
von Sonderabkommen Mischen den Alliierten 
und der Türkei, betreffend des Handels, die 
Gerichtsbarkeit und andere Fragen genauer 
präzisiert werden, weil der jetzt vorliegende Ent 
wurf in diesen Punkten zu vage gehalten zu 
sein scheine. 
Am gleichen Tage nachmittags fand eine 
1 Vsstündige Beratung der Balkandelegierten 
statt. Es wurde der von den Mächten aus 
gehende Entwurf des Präliminarfriedens ver 
lesen und beantragt, den Entwurf den Wün 
schen der einzelnen Alliierten entsprechend ab 
zuändern. 
Uber die Sitzung wird berichtet: 
Dr. Danew wandte sich mit großer Schärfe 
gegen eine Verschleppung des Friedensschlusses 
und bezeichnete manche der vorgeschlagenen 
Änderungen als bestenfalls überflüssig. Andere 
Delegierte hingegen wiesen nach, daß im Ent 
wurf der Mächte tatsächlich manches fehle, was 
billigerweise und aus praktischen Gründen 
hineingehören würde. 
Die Bulgaren ließen sich schließlich über 
zeugen und waren damit einverstanden, daß den 
Mächten einige textuelle Änderungen am Ent 
wurf vorgeschlagen werden, die dem Standpunkt 
der Alliierten Rechnung tragen, aber dabei so 
gemäßigt sind, daß sie auf die glatte Ge 
nehmigung durch die Mächte rechnen können. 
In diesem Sinne wurde ein einmütiger Be 
schluß gefaßt und der griechische Delegierte, Ge 
sandter Dr. Streit, damit betraut, die von den 
Alliierten gewünschten Änderungen in konkrete 
Form zu bringen und sie morgen früh den 
anderen Delegierten zur Genehmigung vorzu 
legen. Stimmen diese der Redaktion Dr. Streits 
zu, so wird das Dokument sofort Sir Edward 
Grey zur Weitergabe an die Botschafterreunion 
überreicht werden. 
Die Balkandelegierten haben anscheinend 
die Vollmacht, diese Änderungen ohne Rück 
verweisung an ihre Negierungen zu formulieren 
und, indem sie sich mit ihren Vorschlägen an 
die Botschafterreunion wenden, wollen sie ihr 
Bestreben bekunden, die Sache möglichst rasch 
zu beenden. Erst nach Durchführung dieser Vor 
aktion wird die erste formelle Sitzung der 
Friedenskonferenz einberufen werden. 
In diplomatischen Kreisen glaubt man, daß 
Griechenland heute eine viel ruhigere Haltung 
eingenommen und dadurch, daß es dem gemein 
schaftlichen Beschlusse nicht nur beitrat, sondern 
ihn auch anregte und seine Redaktion besorgen 
wird, die Absicht aufgegeben hat, wenn es sie 
je gehabt haben sollte, die Zeichnung des Prä 
liminarvertrages von Zusicherungen über die 
Grenzen von Epirus und über die Agäischen 
Inseln abhängig zu machen. In dem, worauf 
die Alliierten sich heute geeinigt haben, ist 
nichts, was gegen die Kompetenz der Mächte 
in diesen beiden Fragen verstößt, sondern zum 
Teil neue Phrasierungen, die nur das Selbst 
verständliche klar machen wollen, daß die Alli 
ierten bei den Verhandlungen über den defini 
tiven Frieden nicht Objekte, sondern Parteien 
sein werden und zum Teil ein Hinweis auf 
wirkliche Lücken im Entwurf, wie die Handels 
und Schiffahrtsverträge und die Kapitularrechte. 
Am 21. Mai vormittags hielten die Dele 
gierten der verbündeten Balkanstaaten eine 
Sitzung ab, um die Abänderungen der Friedens 
präliminarien zu redigieren. Am Abend brachten 
die Delegierten dem Staatssekretär Sir Edward 
Grey die von ihnen vorgeschlagenen Modi 
fikationen des Entwurfes der Mächte zur Kennt 
nis. Dieselben besagten: 
1. Aus den Artikeln 3 und 5 sind die 
4 Worte „und die verbündeten Souveräne" 
auszuscheiden, um deutlich zu zeigen, daß der 
Sultan allein sich den Mächten bezüglich der 
Lösung der in diesen Artikeln erwähnten Fragen 
anvertraut. 
2. Im Artikel 6 ist einzuschalten, daß die 
Delegierten der Balkanstaaten in der pariser 
Finanzkommission dieselben Vollmachten und 
Privilegien besitzen werden, wie die Delegierten 
der Mächte. 
3. Im Artikel 7 ist beizufügen, daß alle 
Verträge, die vor dem Kriege bestanden haben, 
auch weiterhin werden eingehalten werden, bis 
sie durch in endgiltigen Vertrag enthaltene Über 
einkommen erseht werden. 
Die Verbündeten glauben, daß diese 
Modifikationen keinem Einwände begegnen 
könnten. 
Wenn diese Modifikationen zugestanden 
werden, so werden die Verbündeten die Friedens 
präliminarien unterzeichnen. 
Das Verlangen Serbiens betreffend Ga 
rantien für die Verbindungsbahn durch Albanien 
wird nicht formuliert werden, wenn alle Mächte 
die bereits von Großbritannien diesbezüglich ge 
gebenen Zusicherungen bestätigen. 
Forderung der Großmächte auf rasche 
Entscheidung. 
Nachdem diese Wünsche der Verbündeten 
Sir Edward Grey überreicht worden waren, 
hielt man die Aussichten für einen nahen 
Friedensschluß allgemein für nicht sehr glänzend. 
Eine Information des Reuterschen Bureaus vom 
22. Mai besagte: 
Die Antwort der Großmächte auf die Mit 
teilung der Verbündeten betreffend Abänderung 
des Friedensvertrages lautet:
	        
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