Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Verhandlungen unter den Mächten über die Botschafter- 
konferen). 
'^^^'nfangs dementiert, dann halb und halb 
zugegeben, schritten die Verhandlungen 
unter den Großmächten über die 
Botschafterkonferenz vorwärts. Am 
30. Rovember wurde in Wien erklärt, es be 
stätige sich, daß die englische Regierung sich 
mit dem Gedanken trage, an die Mächte wegen 
einer Botschafterkonferenz heranzutreten. Am 
gleichen Tage wurde aus Paris berichtet: 
In diesem Augenblicke sind alle Staats- 
kanzleien der Großmächte mit der Idee des 
Sir Edward Grey befaßt, eine Kommission der 
Botschafter einzusehen, welche die Balkanfragen 
zu studieren hätte. Wie wir aus hiesigen offi 
ziellen Kreisen wissen, hat die englische Regie 
rung darüber keinen förmlichen Vorschlag ge 
macht. Sie hat einfach die anderen Regierungen 
um ihre Meinungen über ein eventuelles Pro 
jekt gefragt. 
Wie bestimmt versichert werden kann, zählt 
England keineswegs die Punkte auf, über welche 
die Arbeiten der Botschafterkommission sich er 
strecken sollen, welche die Vorbereitung für eine 
internationale Konferenz oder einen Kongreß zu 
bilden hätte. Diese permanente Kommission der 
Großmächte wäre damit betraut, eine Methode 
vorzuschlagen, welche die Arbeiten der großen 
Konferenz regeln soll, die nach dieser ersten 
Verständigung Europas unausweichlich erscheint. 
Jetzt handelt es sich darum, Vereinbarungen 
der Mächte darüber zu treffen, welche Fragen 
ein allgemeines europäisches Interesse betreffen, 
über welche die Großmächte sich verständigen 
sollen und anderseits, welche Fragen sich nur 
auf die Balkanalliierten und die Türkei beziehen. 
Diese vorbereitende Botschafterkommission würde 
entweder in Paris oder in London zusammen 
treten. 
Eine der wichtigsten Fragen derselben würde 
die Inseln im Agäischen Meer betreffen, welche 
augenblicklich noch von den Italienern beseht sind. 
Rach dem Friedensvertrag von Lausanne ist 
Italien verpflichtet, die Inseln der Türkei zurück 
zuerstatten, wenn die türkische Regierung es 
verlangen sollte. Aber die Pforte verlangte bisher 
nichts und läßt Italien in seiner Absicht ge 
währen, vorläufig Rhodos zu behalten und sich 
dort als ständiger Wächter der Ordnung fest 
zusetzen. Griechenland vermag keinen Angriff 
auf die von den Italienern okkupierte Insel 
Rhodos und die anderen ägäischen Inseln vor 
zunehmen. Die griechische Bevölkerung von 
Rhodos will mit Griechenland vereinigt sein 
und hat in London gegen das italienische Re 
gime auf Rhodos protestiert. 
Das ist die eine Frage, zu deren Regelung 
die Botschafterkommission in Aussicht genommen 
ist. ..Figaro" weiß zu melden, Deutschland sei 
im Prinzip der Konferenzidee günstig, dagegen 
habe Österreich-Ungarn sich noch nicht ausge 
sprochen und behalte sich seine Meinung für 
den Abschluß der Friedensverhandlungen von 
Tschataldscha vor. 
Am 30. Rovember verlautete bereits aus 
Petersburg, die Mehrzahl der Großmächte habe 
dem Wunsche Sir Edward Greys nach einer 
Konzentration des Meinungsaustausches unter 
den Großmächten zugestimmt, so daß die Frage 
zwischen den Vertretern der Großmächte in 
London baldigst zur Erörterung gelangen soll.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.