Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Übergabe von Skutari an die Montenegriner. 
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Schüssen M antworten. Wer auch nur einen 
Gewehrschuß abfeuert, wird standrechtlich er 
schossen. 
Der Korrespondent beschreibt nun die Be 
setzung des Tarabosch und spricht in Nusdrücken 
der Bewunderung von dem guten Zustande der 
Befestigungen, deren gewaltsame Einnahme den 
Montenegrinern unsagbare Opfer gekostet haben 
würde. Um die Mittagszeit sah der Korrespon 
dent von der Höhe des Tarabosch tief unten 
die montenegrinischen Kolonnen gegen Brdica 
marschieren, während gegenüber im Südosten 
die türkischen Soldaten abbogen. General 
Martinovic zeigte mit dem Degen auf die 
Stadt und sagte ruhig und feierlich: „Morgen 
werden wir dort unten und hier oben sein. 
Wer uns vertreiben will, der möge kommen. 
Man wird uns erdrücken, aber wir werden unser 
Leben und unseren Kampfpreis teuer ver 
kaufen?" 
Nus dem belagerten Skutari. 
Verzeichnen wir nun die Berichte, die nach 
der Einnahme der Stadt, oder vielmehr nach 
der Übergabe aus Skutari selbst kamen und von 
den Leiden sprachen, denen die Bevölkerung aus 
gesetzt war. 
Der italienische Berichterstatter Gino Bern 
verzeichnete in seinem Tagebuche folgendes: 
20. Npril. Die Verpflegung der Soldaten 
ist nicht mehr möglich; es ist 
unangängig, fast alle 3 Tage 
die Nationen um je 100 
Gramm )u kürzen. Man hat 
die Verteidigung eingestellt; 
es ist ja doch zwecklos. Ein 
Freund von mir fragte gestern 
einen Soldaten in den Lauf 
gräben: 
„Wie gehts?" 
„Glänzend",erwiderte der 
Soldat, „wir unterhalten uns 
Tag und Nacht mit den 
Montenegrinern, von denen 
uns nur 60 Meter trennen." 
„Dann ist wohl ein An 
griff leicht möglich?" 
„Was liegt uns schließ 
lich daran?" 
„Wieso? Würden Sie 
keinen Widerstand leisten?" 
„Wir denken nicht daran." 
„Und wenn sie in Ihre 
Laufgräben eindrängen?" 
„Wir würden sie ruhig 
eindringen lassen." 
Erübrigt noch, hinzu 
zufügen, daß heute Hunderte 
die Laufgräben verlassen 
haben; nur mit Mühe konnte 
sie Essad Pascha zurückhalten. 
Heute morgens verließ 
den Zollrayon ein Schiff mit 
3 türkischen Offizieren an 
Bord. Vermutlich haben sie 
einen Befehl, der den Höchst 
kommandierenden das größte 
Opfer gekostet hat: wegen 
der Übergabe des Platzes zu verhandeln. 
23. Npril. Es istEnde. Skutari ist ge 
fallen. Hunger und Mangel an Munition, jene 
beiden mächtigen Verbündeten der Monte 
negriner, haben sie ihnen in die Hände gespielt. 
Die Stadt fällt infolge der unüberwindlichen 
Tücke des Schicksals, der einzigen Macht, der 
Waffengewalt weichen muß. Es ist eine Über 
gabe, aber keine Niederlage. Nls der Vali 
(Effad Pascha) seinen Generalstabschef am 
Montag ins montenegrinische Lager schickte 
Montenegrinerinnen bringen Lebensmittel für die Belagerungsarmee.
	        
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