Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

368 
Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros. 
□□ 
nehmen. Österreichisch-ungarische, französische, 
deutsche und italienische Kriegsschiffe befinden 
sich zu demselben Zwecke auch dort. Der rang- 
älteste britische Marineoffizier ist angewiesen 
worden, sich mit den rangältesten Marine 
offizieren des internationalen Geschwaders in 
Verbindung zu sehen und mit ihnen alle Schritte 
zu beraten, welche möglich sind, um auf die 
montenegrinische Regierung einen Druck auszu 
üben, das) sie die Entscheidung der Mächte an 
nehme. 
Eine Landung von Marineabteilungen und 
Feldgeschützen oder ein Bombardement wird 
nicht vorgenommen werden, ohne das) weitere 
Instruktionen erteilt würden. Die Haltung der 
russischen Regierung, die keinen Mangel an 
Schiffen hat, ist in einem am 2. April ver 
öffentlichten Eommunique erklärt worden. Das 
Haus wird mir vielleicht gestatten, einige Er 
klärungen über das Ziel der Flottendemonstration 
und darüber zu geben, wie und warum die 
britische Regierung daran teilgenommen hat. 
Mir nahmen daran teil, weil wir mit den 
anderen Großmächten an einem Übereinkommen 
beteiligt sind, das durch die Flottendemonstration 
aufrecht erhalten werden soll. 
Dieses übereinkommen besteht darin, das) 
Albanien autonom werden soll. 
Wir sind willens, hieran teilzunehmen, weil 
die Albanesen in Rasse, Sprache und in großem 
Umfange auch in Religion ein Volk für sich 
allein bilden. Der Krieg, der gegen sie geführt 
wird, hat lange aufgehört, von irgendeiner 
Tragweite für den Krieg zwischen der Türkei 
und den Verbündeten oder ein Befreiungskrieg 
zu sein. Die Operationen Montenegros gegen 
Skutari sind ein Teil eines Eroberungskrieges, 
und es liegt kein Grund vor, warum die Sym 
pathie für Montenegro oder für andere Länder, 
die für ihre Freiheit oder ihre nationale Existenz 
kämpften, nicht auch auf die albanesische Be 
völkerung von Skutari und seiner Umgegend, 
die hauptsächlich aus Katholiken und Moham 
medanern besteht, und die für ihr Land, ihre 
Religion, ihre Sprache und ihr Leben kämpft, 
ausgedehnt werden soll. 
Aus diesem Grunde hat die britische Re 
gierung nicht gezögert, an dem Übereinkommen 
der Mächte, betreffend Albanien, teilzunehmen. 
Das Übereinkommen der Mächte ist nach langen, 
mühevollen, diplomatischen Anstrengungen zu 
stande gekommen. Es wurde entschieden, daß 
das Küstengebiet und Skutari Albanien zu 
fallen soll, während Ipek, prizrend, Dibra und 
nach vielen Verhandlungen Djakova von Al 
banien ausgeschlossen werden sollen. Bei diesem 
Übereinkommen bleibt ein weites Gebiet als 
Frucht ihrer Siege zwischen Serbien und 
Montenegro übrig. 
Das Erzielen dieses Übereinkommens war 
wesentlich für den Frieden Europas, und nach 
meiner Meinung ist es zur rechten Zeit ge 
troffen, um den Frieden zwischen den Groß 
mächten zu erhalten. Daß das Übereinkommen 
durch eine internationale Aktion aufrecht er 
halten werden soll, bleibt für die Fortdauer des 
Friedens wesentlich. Die britische Regierung 
hat kein direktes Interesse an den Einzelheiten 
des Übereinkommens, und wir werden uns aller 
Mahrscheinlichkeit nach nicht einem Überein 
kommen widersetzen, welches die Zustimmung 
der näher interessierten Mächte gefunden hat. 
Aber weil wir glauben, daß das Übereinkommen 
in seinen Hauptlinien in Übereinstimmung mit 
Menschlichkeit, Freiheit und Gerechtigkeit steht 
und weil wir wissen, daß der Friede Europas 
auf der Aufrechterhaltung der Eintracht zwischen 
den Mächten beruht, die meistens in diesem 
Gebiet am nächsten interessiert sind, deswegen 
haben wir es für richtig gehalten, und durch 
die Teilnahme an dem Übereinkommen haben 
wir die Verpflichtung übernommen, an der 
internationalen Aktion teilzunehmen, die sich 
jetzt vollzieht, um das Übereinkommen aufrecht 
zu erhalten und ihm Respekt zu verschaffen. 
Auf die Frage des Liberalen Mason, wie 
Grey die Haltung der Regierung mit der Reu- 
tralitätserklärung vereinbaren könne, erwiderte 
Sir Edward Grey: Mie ich schon sagte, ist 
das, was in Albanien vor sich geht, kein Be 
freiungskrieg, sondern ein Eroberungskrieg und 
hat schon lange aufgehört, von irgendeiner 
Tragweite für den Krieg zwischen der Türkei 
und den Verbündeten zu sein. Die Großmächte 
haben sich über die Grenzen geeinigt und wir 
sind willens und gebunden, an der internatio 
nalen Aktion teilzunehmen. 
Mehrere Abgeordnete drangen in den 
Premierminister Asquith, er solle Gelegenheit 
zu einer Diskussion über die Lage geben. 
Premierminister Asquith erwiderte, es sei 
zweifelhaft, ob eine Diskussion in diesem Augen 
blicke im öffentlichen Interesse liege. Menn im 
Hause allgemein der Munsch nach einer Dis 
kussion vorhanden sei, so könne sie in 2 Tagen 
stattfinden. Menn auch die Regierung weit da 
von entfernt ist, eine Diskussion vermeiden zu 
wollen, so glaube ich nicht, daß im Hinblick 
auf die großen und sehr delikaten Interessen, 
die auf dem Spiele stehen, sich ein Vorteil aus 
dieser Diskussion ergeben würde. 
Die Erklärungen Greys waren in mancher 
Hinsicht interessant. Der Staatssekretär gab, 
was uns am meisten interessiert, zu, daß die 
Verhandlungen, die schließlich zur gemeinsamen 
Aktion der Mächte führten, außerordentlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.