Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Beschluß einer Zlottendemonstration in den montenegrinischen Gewässern. 
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so erlaubt sich die königliche Negierung hervor 
zuheben, das) der einige Titel für die Erwerbung 
der Gebiete, sowohl was Montenegro als was 
seine Verbündeten betrifft, nur der Friedens 
vertrag mit dem ottomanischen Reich sein kann. 
Was die katholische und die muselmanische 
albanesische Bevölkerung betrifft, so steht diese 
unter dem Schuhe der montenegrinischen Gesetze, 
welche ihr die wirksamsten Bürgschaften für die 
religiöse und die bürgerliche Freiheit ohne Unter 
schied der Rationalität und des Bekenntnisses 
gewähren. 
Ruf die Forderung bezüglich des Abzuges 
der Zivilbevölkerung von Skutari antwortete die 
montenegrinische Regierung: 
Die montenegrinische Regierung hat den 
Vertretern der Großmächte erwidert, sie bedauere, 
nicht in der Lage zu sein, dem von ihnen be 
züglich der wiederholten Forderung nach Ent 
fernung der Richtkombattanten aus der Stadt 
Skutari geäußerten Wunsche zu entsprechen, da 
das Armeeoberkommando die Übermittlung einer 
chiffrierten Depesche an den Kommandanten von 
Skutari ablehne. 
Die königliche Regierung erklärt sich jedoch 
bereit, eine in clsris abgefaßte und von der 
ottomanischen Regierung gezeichnete Mitteilung 
bezüglich des Abzuges der Richtkombattanten 
dem Oberkommandanten der Armee zur Würdi 
gung zu unterbreiten. 
König Rikolaus hatte also nicht die Absicht, 
trotz der angekündigten Flottendemonstration, sich 
dem Willen der Mächte zu unterwerfen. Die 
Flottendemonstration sollte demnach ihren Anfang 
nehmen. Deutschland hatte sich entschlossen, 
gleichfalls an der Demonstration teilzunehmen 
Rußland hatte nach langem hin und her Frank 
reich mit seiner Vertretung beauftragt, da einer 
seits die Entsendung russischer Schiffe mit 
größeren räumlichen Schwierigkeiten verbunden 
war, anderseits die russische Regierung mit ihren 
Sympathien durchaus auf der Seite Monte 
negros und Serbiens stand. 
über die internationale Demonstrationsflotte 
verlautete am 1. April folgendes: 
Österreich-Ungarn hat in denBocche di Cattaro 
eine Schlachtschiff- und eine Kreuzerdivision 
versammelt. Ein Teil dieser Schiffe, und zwar 
die Schlachtschiffe „Erzherzog Franz Ferdinand" 
mit dem Geschwaderkommandanten Konter 
admiral Maximilian Rjegovan an Bord, ferner 
„Radetzky" und „Irinyi", 1 kleiner Kreuzer 
und 3 Torpedofahrzeuge wurden nach den 
montenegrinischen Gewässern entsendet, während 
die übrigen Schiffe in den Bocche di Cattaro 
verblieben. 
An britischen Schiffen sind heute das Linien 
schiff „King Edward VII." und der Kreuzer 
„Dartmouth" in Korfu eingetroffen. Ferner ist 
B altankrieg. II. 
der Kreuzer „Desence" in Malta eingelaufen 
und erhielt den Befehl, sofort nach dem Osten 
abzugehen. 
Deutschland hat den kleinen geschützten 
Kreuzer „Breslau" entsendet, der sich schon seit 
längerer Zeit im Mittelmeer befindet. 
Uber die italienischen Schiffe und über die 
französischen Teilnehmer an der Demonstration 
war noch nichts bekannt. 
Am 2. April wurde französischerseits der 
Panzerkreuzer „Edgar Ouinet" mit dem Linien 
schiffskapitän Charlier nach den montenegrini- 
Gewäffern designiert. Die englischen Schiffe 
kommandierte Vizeadmiral Cecil Burney. Öster 
reich entsandte noch den kleinen Kreuzer „Aspern" 
sowie die Torpedofahrzeuge „Scharfschütze", 
„Dinara" und „Ulan". 
Für Italien wurden die Kriegsschiffe 
„Ammiraglio di Saint Bon", „Emanuele 
Filiberto" und „Francesco Ferrucci" entsendet. 
Am 2. April nahm die Flottendemonstration 
ihren Anfang, nachdem die österreichisch-ungari 
schen und die italienischen Kriegsschiffe an der 
montenegrinischen Küste in Sicht gekommen waren. 
Antivari und Dulcigno. 
Als Basis der Demonstration wurde Anti 
vari angesehen. Der ziemlich malerisch an einer 
flachen Bucht gelegene Hafenort Antivaris, 
pristan, besteht aus wenigen Häusern. Der 
eigentliche Ort liegt hinter einem Wäldchen, 
ungefähr 5 Kilometer landeinwärts und zählt 
rund 1200 Seelen. Ein Teil der Bevölkerung 
ist albanesisch. Südlich des Hafens befindet 
sich eine Bergkuppe, welche eine alte Befestigung 
trägt. In der Rähe des Hafens befindet sich 
an der Spitze Volovica, eine funkentelegraphische 
Station. 
Der neue, von einer italienischen Gesell 
schaft erbaute Hafen wurde 1909 dem Verkehr 
übergeben. Von Antivari führt eine gleichfalls 
mit italienischem Kapital gebaute Eisenbahn 
nach Virpazar. Sie hat 42 Kilometer Länge 
und ist schmalspurig, kann jedoch den immer 
mehr steigenden Import- und Transitverkehr 
nur mit großen Schwierigkeiten bewältigen. 
Die Gesamteinfuhr Antivaris belief sich im 
Jahre 1911 auf nahezu eine Viertelmillion 
Zentner. Haupteinfuhrland ist Österreich-Ungarn, 
dann folgt Italien. Der Schiffsverkehr betrug 
im genannten Jahre, abgesehen von jenen 
Schiffen, welche regelmäßig auf ihren Linien 
diesen Hafen berühren, 9 Dampfer von zu 
sammen 7874, und 135 Segelschiffe mit zu 
sammen 7269 Registertonnen. Der Hafen ist 
mittelmäßig, doch können an dem neuen, 250 
Meter langen Molo Dampfer bis zu etwa 
1900 Tonnen anlegen. 
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