Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. 
atu 
mit der größten Hartnäckigkeit und hat schließ 
lich, mit Ausnahme von Skutari, auch sein 
Ziel erreicht. Am 13. Mär) verlautete )um 
erstenmal, daß Skutari Albanien zugesprochen 
wurde und daß Österreich-Ungarn dafür Djakova 
preisgegeben habe. Serbien war von den 
Mächten aufgefordert worden, Albanien )u 
räumen, schickte sich aber vorderhand noch keines 
wegs an, dieser Aufforderung )u entsprechen. 
Montenegro, das nunmehr sehen mußte, daß 
es nach dem Millen der Mächte Skutari nicht 
erhalten würde, bereitete sich vor, die Belage 
rung mit besonderer Schärfe durchzuführen. Am 
16. Mär) charakterisierte das Organ der deut 
schen Negierung, die „Norddeutsche Allgemeine 
Zeitung", die Situation folgendermaßen: 
Die Forderungen des Balkanbundes sind 
teilweise recht weitgehend. Sie greifen außer 
dem in mehr als einem Punkte auf Fragen 
über, die mit europäischen Interessen verknüpft 
sind und deshalb nicht ohne Mitwirkung 
Europas gelöst werden können. Mir nennen 
beispielsweise die Entscheidung über die Zukunft 
Skutaris und der Agäischen Inseln, sowie das 
Verlangen nach Kriegsentschädigung. Unter 
diesen Umständen sind die Vorschläge der Ver 
bündeten einer eingehenden Nachprüfung durch 
die Mächte )u untergehen. Damit wird leider 
dem allgemein gehegten Friedenswunsche eine 
neue Geduldprobe auferlegt. Mir halten an der 
Hoffnung fest, daß die schwierige Arbeit der 
europäischen Vermittlung trotz der noch entgegen 
stehenden Hindernisse glücklich durchgeführt 
werden kann. 
Seit der Einnahme Janinas macht Monte 
negro erhöhte Anstrengungen, um Skutari in 
seine Gewalt )u bringen. Man muß beklagen, 
daß in diesen Kämpfen das Leben vieler 
tapferer Männer geopfert wird, ohne daß 
daraus für Montenegro ein Vorteil erwächst. 
Nach dem einmütigen Millen Europas soll 
Skutari, welches auch sein Schicksal in diesem 
Feld)uge sein mag, mit dem künftigen Albanien 
vereinigt werden. Man möchte glauben, die 
Klugheit des Königs Nikolaus werde seinem 
Volke neue und schwere Opfer ersparen, die 
nach der Lage der Dinge nutzlos bleiben müssen. 
Betreffs der Verhandlungen der Botschafter 
in Petersburg )ur Lösung der rumänisch 
bulgarischen Frage sprach die „Norddeutsche 
Allgemeine Zeitung" die Erwartung aus, daß 
die Botschafter in Petersburg ihre Arbeit in 
demselben versöhnlichen Geiste beginnen und 
durchführen werden, wie die Botschafter in 
London. 
Nach dem einmütigen Millen Europas sollte 
also Skutari )u Albanien gehören. Montenegro 
, kümmerte sich um diesen einmütigen Millen 
Europas keineswegs, sondern antwortete darauf 
mit der Beschießung des Europäerviertels von 
Skutari. Nach authentischen Meldungen war 
die Lage der Zivilbevölkerung in der Stadt 
Skutari in der )weiten Hälfte des Mär) bereits 
eine höchst prekäre geworden. Nach diesen Be 
richten wurde überhaupt mehr auf die Stadt 
selbst und insbesondere auf das von Europäern 
bewohnte Viertel geschossen, als auf die Be 
festigungen; es hatte gerade)u den Anschein, 
als ob die fremden Flaggen als Ziel dienten. 
Am 18. Mär) wurde nun aus amtlicher 
montenegrinischer Ouelle gemeldet: 
Infolge des Beschlusses der montenegrinischen 
Negierung, den Konsuln und den fremden 
Staatsangehörigen das Verlassen von Skutari 
)u gestatten, begab sich ein montenegrinischer 
Parlamentär nach Skutari, um diesen Beschluß 
Effad Pascha mitzuteilen. Dieser nahm davon 
Kenntnis, ohne eine Antwort )u erteilen. 
Das Artillerieduell, das in großen Zwischen 
räumen 2 Tage gedauert hatte, ist seit mehreren 
Tagen nicht wieder aufgenommen worden, da 
die Türken sich ruhig verhalten und die Monte 
negriner Vorbereitungen für die weiteren Opera 
tionen treffen. 
Von Saloniki sind einige Transportschiffe 
unter der Eskorte griechischer Kriegsschiffe in 
San Giovanni di Medua eingetroffen. 
Aus dieser Meldung geht hervor, daß 
Montenegro gar nicht daran dachte, von der 
Belagerung Skutaris ab)ustehen. Im Gegenteil, 
die montenegrinische Armee bereitete neue 
Operationen vor und erwartete außerdem auf 
griechischen Transportschiffen serbischen Ju)ug. 
Dieser serbische Zu)ug traf auch ein und 
es ist nicht ohne Interesse, daß bei der Aus- 
barkierung der serbischen Soldaten ein Zwischen 
fall erfolgte, der unter Umständen )u Differen)en 
Mischen Österreich-Ungarn und Montenegro 
führen mußte. 
Ein österreichisch-montenegrinischer 
Zwischenfall. 
Am 19. Mär) kam der österreichischen Ne 
gierung )ur Kenntnis, daß sich die Monte 
negriner im Hafen von San Giovanni di Medua 
völkerrechtswidrige Angriffe auf einen Dampfer 
der Ungaro-Croata hätten )uschulden kommen lassen. 
Nach einer Darstellung des Kapitäns dieses 
Schiffes, der „Skodra", hat sich der Vorfall 
folgendermaßen abgespielt: 
Bei der Ankunft des Dampfers „Skodra" 
in San Giovanni di Medua verlangte der 
Kommandant Blaffich vom Hafenamte die Er 
laubnis )ur Löschung der Ladung, die der Hafen 
kapitän jedoch verweigerte. Es folgte ein sehr 
lebhafter Mortwechsel, in den sich auch der 
montenegrinische Militärkommandant Ku)ak ein
	        
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