Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Zriedensbestrebungen. 
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in den letzten weltgeschichtlichen Ereignissen stantin wohl bestimmt sein, jene Hoffnungen )u 
spielte, wohl auch in Europa als einer der her- erfüllen, mit denen die zivilisierte Welt vor 
vorragendsten Männer unserer Zeit angesehen )<X> (fahren die Wiedergeburt des alten Hellas 
wird. Go wird die Epoche des Königs Kon- )u neuem staatlichen Leben begrüßt hat. 
Die Friedensbestrebungen. 
"^m»^anina und Adrianopel waren gefallen, 
m vor Bulair und Tschataldscha vermochte 
Vjil die türkische Armee keine wesentlichen 
Erfolge )u erzielen und es war begreif- 
wenn auch das neue Kabinett sich 
bald nach den erfolglosen ersten Kämpfen mit 
dem Gedanken an den Friedensschluß befaßte. 
Es hieß schon im Februar, daß die Türkei durch 
Hakki Pascha in London gewissermaßen inoffi- 
)iell sondieren ließ, ob nicht etwa die Mächte 
sich )u einer Mediation bereitfinden würden. 
Ruch Tewfik Pascha, der türkische Botschafter 
in London, arbeitete gegen Ende Februar in 
London für den Frieden; es wurde damals be 
richtet, er hätte dem dortigen auswärtigen Amt 
neue Vorschläge unterbreitet, die jedoch nicht 
genügend klar gewesen seien. 
Am 1. Mär) wurde amtlich aus London 
gemeldet: 
Die ottomanische Regierung hat der engli 
schen Regierung mitgeteilt, daß sie sich bezüglich 
des Friedensschlusses vollständig den Großmächten 
anvertraue. 
Das offtziöse deutsche Organ, die „Rordd. 
Allgem. Itg." kommentierte diese Meldung 
folgendermaßen: 
Für die Klärung der Orientfrage ist ein 
voraussichtlich entschiedener Fortschritt erfolgt. 
Die Türkei hat sich in erfreulicher Weise bereit 
erklärt, die Vermittlung der Großmächte )um 
Zweck des Friedensschlusses anzunehmen. Im 
Besitz dieser Mitteilung wenden sich die Mächte 
ungesäumt an die Regierungen des Balkan 
bundes, um festzustellen, ob diese ebenso wie 
die Pforte die Vermittlung Europas annehmen 
wollen. Man wird mit Rücksicht auf den sich 
überall geltendmachenden Wunsch nach Wieder 
herstellung des Friedens erwarten können, daß 
auch die Balkanregierungen sich den Groß 
mächten anvertrauen. Gelingt es, europäische 
Friedensverhandlungen endgiltig in Fluß )u 
bringen, so darf man sich von dieser gemein 
samen Arbeit der Diplomatie auch eine günstige 
Rückwirkung auf die Lösung der von den Groß 
mächten bisher noch nicht erledigten und ihre 
eigenen Interessen berührenden Fragen ver 
sprechen. 
Davon war man übrigens noch weit genug 
entfernt. Zunächst fand man, daß die Mächte 
von der Pforte erst noch einen Bescheid darüber 
haben müßten, ob sie jetzt bereit sei, die Ver 
mittlung auf Grund der in der seiner)eitigen 
Kollektivnote gemachten Vorschläge anzunehmen. 
Am 3. Mär) meldete das „Reutersche Bu 
reau", daß der Vorschlag einer Vermittlung, den 
die Türkei an Sir Edward Grey als Präsiden 
ten der Botschafterkonferen) gemacht hatte, )u 
gleicher Zeit auch den anderen europäischen 
Regierungen durch die Vertreter der Türkei be 
kannt gegeben worden war. Es ist beschlossen 
worden, hieß es in der Mitteilung, daß die 
Mächte nunmehr Schritte tun sollen, um die 
Balkanstaaten von dem Ersuchen der Türkei in 
Kenntnis )u setzen und bei ihnen an)ufragen, 
ob deren Regierungen ebenfalls gewillt seien, 
die Herbeiführung einer Einigung der Vermitt 
lung der Mächte )u überlassen. 
llber die Frage, ob die Balkanstaaten vor 
aussichtlich ihre Sache ohne Vorbehalt den 
Händen Europas anvertrauen werden oder nicht, 
ist im Augenblick keine Information )u erhalten. 
Der allgemeine Eindruck scheint indes )u sein, 
daß die Verbündeten geneigt sein werden, die 
Vermittlung an)unehmen, daß sie aber vorerst 
den Großmächten die Bedingungen vorlegen 
wollen, unter denen sie )u einem Friedensschlüsse 
bereit sind. 
Nachdem sich die Großmächte über den 
Standpunkt der Balkanstaaten vergewissert haben 
werden, werden sie, wie man glaubt, den Ent 
wurf des Vertrages aufsetzen, der dann von den 
beiden Parteien )u genehmigen und )u unter 
schreiben sein wird. 
Am 3. Mär) fand auch eine Sitzung der 
Botschafterreunion statt, die sich hauptsächlich 
mit der Friedensfrage beschäftigte. In den Bal 
kanhauptstädten erwartete man die Friedensvor 
schläge der Großmächte und in Konstantinopel 
rechnete man bereits mit der Wiederaufnahme 
der Friedensverhandlungen in wenigen Tagen. 
Am 4. Mär) wurde aus Sofia gemeldet: 
Alle Gesandten der Großmächte haben be 
reits Instruktionen erhalten. Sie werden morgen 
Vormittag der bulgarischen Regierung die Ver 
mittlung für die Friedensverhandlungen anbieten 
und einen baldigen Friedensschluß anraten. 
Dagegen meldet das „Reutersche Bureau", 
die Mächte hätten hisher keine formellen Ver
	        
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