Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Der Fall von Adrianopel. 
Om 
Verteidigungslinie, also ungefähr )ur selben Zeit, 
)u welcher die Vorfeldstellung im Ostabschnitt 
von den bulgarischen Truppen genommen wurde. 
Der bis gegen 10 Uhr 30 Minuten vor 
mittags herrschende dichte Nebel wurde seitens 
der Bulgaren ausgenutzt, um 3 schwere Batte 
rien — hiervon 1 mit Ochseiyug — und die 
gesamte Feldartillerie in die genommene Vor 
feldstellung einzubringen. 
Die Infanterie setzte die Vorrückung unter 
dem Schutze des Artilleriefeuers und des 
Nebels gegen die Hauptverteidigungslinie fort 
und nistete sich etwa 200 bis 300 Meter 
vor dem Hindernis eim In dieser Stellung 
verblieb sie den restlichen Tag über. Man sagt, 
sie habe sich so gut eingegraben, sie wäre so 
regungslos in den Deckungen gelegen, das) die 
höheren bulgarischen Kommandanten den Ein 
druck hatten, die Truppen seien durch das türki 
sche Gewehrfeuer niedergeschlagen worden. 
Während der Kämpfe um die Vorfeld 
stellung im Osten ereignete sich in den übrigen 
Abschnitten folgendes: 
Im Süden wurde durch bulgarische Truppen 
die vorderste Vorfeldstellung Kartal Tepe, 
pamuk Serte und Doudscharos genommen, die 
dahinter gelegene )weite Vorfeldstellung Tokat 
Bajir blieb aber im Besitze der Türken. 
3m Westabschnitte führte die serbische 
Donaudivision II den Angriff auf Papas Tepe 
ohne Erfolg durch. 
Im Nordwesten schließlich setzte sich die 
serbische Timokdivision in den Besitz der türkischen 
Vorfeldstellung Kadinköj—Tschift-Ekmetschiköj. 
Am Abend war in diesen Teilen des 
Festungsgebietes die Lage folgende: 
Im Süden blieben die Türken im Besitz 
der Linie Tokat Bajir. Mehrere von den Bul 
garen unternommene Angriffe brachen im Feuer 
der Türken )usammen, wobei die schweren Ge 
schütze der Hauptverteidigungslinie unterstützend 
mitwirkten und das Flankenfeuer Meier ver 
steckt gelegener türkischer Maschinengewehre 
wesentliche Erfolge brachte. Die Niederung, 
welche die Bulgaren M überschreiten hatten, 
um die Linie des Tokat Bajir )u nehmen, 
wurde von den Bulgaren „Tal des Todes" 
genannt, wodurch die Größe der bulgarischen 
Verluste gekennzeichnet sein soll. 
Im Abschnitt Mischen Mariha und Arda 
blieben die Türken im Besitze des Papas Tepe; 
wiederholte Angriffe der serbischen Donau 
division II blieben erfolglos. 
Jm Nordwestabschnitt hielt die serbische 
Timokdivision I im Raume Kadinköj—Tschift— 
Ekmetschiköj. 
Während der Nacht )um 26. Mär) wurden 
seitens der bulgarischen Angriffskräfte )wei 
größere Lücken im Hindernis an der Ostfront 
geschaffen, von welchen die eine — gegenüber 
dem Werk Aidschi Jolu — etwa 35 Meter, 
die Meile im Raum zwischen Aidschi Jolu und 
Aiwas Baba, näher letzterem, 8 Meter breit 
war. Diese Lücken wurden durch Pioniere in 
Trupps )U 10 Mann, denen je 2 Marine 
soldaten mit Pyroxilinpatronen beigegeben waren, 
teils mit Radscheeren geschnitten, teils dadurch 
geschaffen, daß die nicht straff gespannten 
Stacheldrähte mittels Stangen von den Eisen- 
stäben abgehoben und mit Mänteln, Brettern 
und ähnlichem bedeckt wurden. Die Pyroxilin 
patronen hatten nur dann )ur Verwendung )u 
gelangen, wenn die Beseitigung der Hindernisse 
auf andere Weise undurchführbar war. 
Die Annäherung an das Hindernis erfolgte 
dadurch, daß jeder Mann sich durch Mei auf 
einandergelegte Sappeurschilde deckte. 
Ein dritte Lücke von )irka 6 Meter Breite 
— in unmittelbarer Nähe der erwähnten 
8 Meter breiten — war durch eine bulgarische 
Minengranate gerissen worden. 
Das erste Werk der Hauptverteidigungs 
linie, welches durch die Bulgaren genommen 
wurde, war Aidschi Jolu, welches bereits gegen 
2 Uhr 30 Minuten früh fiel. 
Den Angriff auf dieses Werk hatte das 
10. Infanterieregiment durchgeführt. Nachdem 
dieses durch die Hindernislücken gedrungen war, 
setzten ihm die Türken keinen besonderen Wider 
stand mehr entgegen, sollen sogar )um Teil die 
Sturmkolonnen mit dem Rufe: „Seid uns 
willkommen)" empfangen und die Gewehre 
weggeworfen haben. 
Um 6 Uhr 20 Minuten früh wurde die 
bulgarische Flagge auf Aiwas Baba gehißt, 
gegen welches das 23. Infanterieregiment aus 
Osten und das 56. Infanterieregiment (Land 
sturm) aus Nordosten vorgegangen war. Na 
mentlich das Verhalten des letzteren Regiments 
in den Tagen des 25. und 26. Mär) wird bul- 
garischerseits ehrend hervorgehoben. 
War schon bei der Wegnahme der Werke 
Aidschi Jolu der Widerstand der Türken kein 
nachhaltiger gewesen, so dürste Aiwas Baba 
sich nahe)u gar nicht gewehrt haben; die übrigen 
Werke scheinen nach der Einnahme dieser beiden 
Hauptstützpunkte beinahe kampflos geräumt 
worden )u sein. 
Tas Tabia fiel etwa um 7 Uhr vormittags, 
Kajalik um 8 Uhr. 
Die bulgarischen Reserven folgten, ohne ein 
gesetzt )u werden, den Angriffstruppen, welche 
nach dem Falle der Hauptverteidigungslinie 
gegen den Nordrand der Stadt und gegen den 
Rücken der Nordwestseite drängten. Was an 
Feldbatterien verfügbar war, wurde vorge)ogen 
und gegen die )urückgehenden türkischen Truppen 
und die Stadt ins Feuer gebracht.
	        
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