Zusammenfassende Darstellung der Kampfe auf dem östlichen
Kriegsschauplatz.
...ei der Wiederaufnahme der Feind
seligkeiten nach der Kündigung des
Waffenstillstandes standen sich auf dem
östlichen Kriegsschauplatz die Türken
und die Bulgaren, die serbischen Iu)ug erhalten
hatten, bei Bulair und bei Tschataldscha gegen
über. Die Kämpfe waren in den ersten Tagen
scharf; sie vermochten keiner Seite einen nach
haltigen Erfolg )u bringen. Bulgarische und
türkische Siegesmeldungen, die aus Bulair und
aus Tschataldscha kamen, haben keine Bestäti
gung gefunden; die Feinde standen sich, wie
man annehmen muff, gleichwertig gegenüber.
Die türkische Heeresleitung, die, seit Mah
mud Schefket Pascha sie übernommen hatte, des
groffen Zuges nicht entbehrte, hat nun den Ver
such gemacht, durch Truppenverschiffungen ins
besondere auf die Halbinsel Gallipoli die dortige
Armee )u verstärken. So gut jedoch der Vach
schubs- und Verpflegungsapparat bei der türki
schen Armee nunmehr funktionierte, so wenig
war es möglich, in die Truppenverschiffungen
die nötige Ordnung )u bringen. Teils die Un-
gunst der Witterung, teils die völlige Unzu
länglichkeit der Transportmittel, vor allem aber
die Hilflosigkeit der türkischen Befehlshaber —
diese drei Punkte haben die Anordnungen der
Heeresleitung illusorisch gemacht; es war nicht
möglich, den türkischen Truppen auf dem See
wege Verstärkungen )u schicken. Zudem waren
die Bulgaren wachsam genug, alle Landungs
versuche im Marmarameere und an den Küsten
des Schwarten Meeres )urück)uweisen. Ende
Februar kehrte das türkische Landungskorps unter
Hurschid Pascha und Enver Bey, also )wei ener
gievollen Männern, unverrichteter Dinge nach
Konstantinopel zurück.
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, alle die
kleinen Gefechte )u schildern oder auch nur aus
wählen, die sich vor Bulair und vor Tschatal
dscha im Laufe des Januar und Februar er
eignet haben. Vach der ersten Anstrengung, die
auf beiden Seiten gemacht wurde, den Gegner
niederzuringen, lagen sich die Armeen in )iem-
licher Untätigkeit gegenüber und erst nach der
Überwindung einer schweren Frostperiode, die
bis )um 9. Mär) 1913 andauerte, kam wieder ein
frischerer Zug in die militärischen Aktionen. Am
10. und 11. Mär) griffen die in der Linie
3nd)egi)—Akalan stehenden bulgarischenTruppen
die ihnen gegenüberstehenden Türken an, wur
den aber von diesen )urückgeworfen. Auf ihrem
Vück)uge haben dann die Bulgaren die Eisen
bahnstation Ind)egi) )erstört und die Ortschaft
Akalan in Brand gesteckt.
Am 13. Mär) unternahm ein Detachement
der türkischen 7. Division des 3. am nördlichen
Flügel stehenden Armeekorps westlich von Tscha-
nakdscha einen Offensivstoff, welcher von der bei
Hissar Beils stehenden 8. Division desselben
Armeekorps unterstützt wurde.
3m Zentrum der Tschataldschalinie haben
die Truppen des 2. türkischen Armeekorps die
gegen Albasan und Tschakil vorgegangenen
bulgarischen Abteilungen bis )u ihren Ver-
schan)ungen westlich von Kadiköj )urückgeworfen.
Am 14. Mär) warf die 8. türkische Divi
sion die wiederholten Angriffe der Bulgaren auf
Hissar Beils neuerlich )urück. Am >5., 16. und
17. Mär) fanden in der Gegend von Kalfakös
erbitterte Kämpfe statt, die schliefflich mit der
Besitzergreifung der Ortschaft durch die Türken
endeten.
Aus allen diesen Kämpfen muffte geschlossen
werden, daff die beiden Gegner während der
vorangegangenen ungünstigen Witterung ihre
Vortruppen auf die besser geschützte Hauptstellung
)urückge)ogen hatten und dann bestrebt waren,
die früher inne gehabten Stellungen wieder
ein)unehmen, be)iehungsweise )u erobern.
Die türkischen Vorposten dürsten um den
20. Mär) die Linie Bogados—Ienid)e—Alba
san—Inichegi) — Subasin—Akalan — Tarfa—
Tschelebköj—Küste erreicht haben.
Am 20. Mär) und den folgenden Tagen
nahmen die Kämpfe bedeutend an Umfang )u
und am 25. gelang es den Bulgaren, die Türken
aus deren )irka 15 Kilometer vor der befestigten
Tschataldscha-Hauptstellung gelegenen Positionen
gegen die Hauptstellung )urück)udrängen.
Vächst Bulair wurde seit Mitte Februar
überhaupt nicht mehr nennenswert gekämpft.