Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Kämpfe um Bulair. 
eber die ersten größeren Gefechte bei 
Bulair berichtete die bulgarische Iei- 
M' tung „Mir": 
Aach einigen Gefechten rückten unsere 
Truppen bis auf 5 Kilometer an Bulair heran 
und gruben sich in hochgelegenen günstigen 
Stellungen ein. Am 5. Februar begann die 
türkische Flotte den linken Flügel und die Mitte 
unserer Stellungen )u beschießen. Am 6. Fe 
bruar näherten sich kleinere feindliche Gruppen 
und verschwanden nach kurzem Kugelwechsel. 
Am 7. Februar, 6 Uhr früh, ritten feindliche 
Streifungen dicht an unsere Stellungen heran. 
Hier befanden sich die Regimenter 13 und 22 
mit der ganzen Artillerie der Division. Kur) 
darauf begannen kleine feindliche Gruppen mit 
Entschiedenheit vorzugehen. Hinter ihnen tauchten 
Infanteriekolonnen auf, die in ununterbrochenem 
Vormarsch blieben. Unsere Infanterie rückte in 
ihre Stellungen, unsere Artillerie begann den 
Feind zu beschießen. Ohne sich durch unser 
Artilleriefeuer aufhalten zu lassen, strebten die 
feindlichen Schützenketten und Kolonnen den 
von uns besetzten Stellungen zu. Das Wetter 
war klar und ruhig und gestattete eine gute 
Beobachtung. Die feindliche Flotte unterstützte 
das Vorgehen der Infanterie durch Beschießung 
unserer linken Flanke. Wir waren in einer 
dünnen Linie aufgestellt, ohne Reserven. Unser 
linker Flügel räumte darauf ein früher besetztes 
Gehöft, weil eine Höhe in der Rähe von den 
Unsrigen verlassen und von den Türken besetzt 
worden war, die uns in der Flanke beschossen. 
Die Lage war gefährlich. Run fiel ein dichter 
Rebel und bedeckte das Gefechtsfeld. Der 
Feind, der das Gehöft beseht hatte, bereitete 
sich auf einen Bajonettangriff vor. Man hörte 
die Hörner zum Angriff blasen. Die Unsrigen 
liegen in den Stellungen, zu allem entschlossen. 
Die Türken können sich zum Bajonettangriff 
nicht entschließen, aber unser linker Flügel 
stürmt mit Hurrah vorwärts. Die Handvoll Sol 
daten kann nichts ausrichten und muß sich zu 
rückziehen. Von beiden Seiten höllisches Feuer. 
Dann sieht man türkische Soldaten vorstürzen, 
man hört sie rufen: „Kskir teslim!" (Soldaten, 
ergebt euch!) Als Antwort stürzten wir wieder 
mit dem Bajonett vorwärts. Wieder erfolglos. 
Der Gegner hält sich hartnäckig im Gehöft. 
Run wird beschlossen, unsere Stellung nicht zu ver 
lassen und sie zu halten, komme, was da wolle. 
Der Rebel hindert uns, den Feind zu beob 
achten; inzwischen hatten sich feindliche Gruppen 
gedeckt genähert und erschienen in unserem 
Rücken. Bald darauf erhielten wir die freudige 
Botschaft, daß Verstärkungen für uns einge 
troffen feien. Wir begrüßten sie mit lautem 
Hurrah. Die Türken bedienten sich einer Kriegs 
list, wie im tripolitanischen Kriege gegen die 
Italiener. Als die Unsrigen vorgingen, liefen 
ihnen plötzlich drei türkische Soldaten entgegen; 
unsere ganze Linie unterbrach das Vorgehen, 
aber sogleich verstand sie die Kriegslist. Die 
drei Türken wurden niedergemacht und der An 
griff auf das Gehöft wurde fortgesetzt. Diesmal 
wich der Feind. Mit Hartnäckigkeit verteidigten 
sich einzelne Türken. Die Unsrigen erschlagen 
sie und laufen auf die andere Seite des Ge 
höftes; dort ordnen wir uns und verfolgen den 
Feind mit Salven. Frische türkische Kräfte, 
neue Massen des Gegners, schreiten zum Gegen 
angriff. Wir sind unerschüttert, liegen und mähen 
mit unserem Feuer die feindlichen Reihen 
nieder. Von der Höhe aus der rechten Seite 
des Tales wird der Feind jetzt im Rücken und 
in der Flanke beschossen; die Türken wenden 
sich zur Flucht und gehen auf Bulair zurück. 
Wir folgen auf die rechte Anhöhe; dort wird 
der Befehl erteilt, uns einzugraben. Das Schlacht 
feld bietet einen schrecklichen Anblick. In den 
Tälern und im Gebüsch wählen sich zahllose 
türkische Verwundete; Maschinengewehre, Kisten, 
Maultiere, Pferde, Gewehre lagen umher. Uns 
gefiel eine feindliche Batterie, die ungedeckt vor 
ging, um den Rückzug der Ihrigen zu decken. 
Sie wurde indes schnell von unserer Gebirgs 
artillerie zum Abzug gezwungen. So verlief das 
Gefecht auf dem linken Flügel unserer Stellung 
gegenüber Bulair. 
Dieser bulgarische Bericht ist gewiß nicht 
ohne die Tendenz geschrieben, die Taten der 
bulgarischen Armee in ein möglichst günstiges 
Licht zu stellen, aber es muß anerkannt werden, 
daß er auch den Türken gerecht zu werden 
sucht, die mit großer Zähigkeit angriffen. Es
	        
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