Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Fortsetzung der Belagerung von Skutari. 
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besten der europäischen Türkei, ein reges Leben. 
Karawanen von hochbeladenen Maultieren 
wandern über ihre Serpentinen hinauf nach 
Ianina, und xu Magen oder M Pferde kommen 
die weisenden aus dem Innern nach Santi 
Ouaranta herunter, um sich hier einzuschiffen. 
Groß ist dieser passagierverkehr allerdings 
nicht und der Dampfer verliert nicht viel Zeit 
in dieser öden Bucht. Sobald er sich nähert, 
stoßen vom Land ein paar Boote ab, die den 
Lloydagenten und den Hafenbeamten, sowie die 
wenigen Passagiere an Bord bringen. Sie legen 
an, und während der Agent und der Beamte 
mit dem Kapitän ihre Geschäfte erledigen, 
werden die Passagiere mit ihrem Gepäck ein 
und ausgeladen. Aach 1 Stunde ist alles er 
ledigt, der Anker raffelt empor und schneller, 
immer schneller xieht das Schiff wieder nord 
wärts. Das armselige Aest ist bald den Blicken 
entschwunden. 
Trotz der geringen Bedeutung Santi 
Tuarantas hat die Landung griechischer 
Truppen dortselbst xu einer Auseinandersetzung 
Mischen Griechenland und Italien geführt. In 
Aom schenkte man dem Vorgehen Griechen 
lands deshalb Bedeutung, weil man eine Aus 
dehnung der griechischen Küste nach Aorden, 
etwa gar über die Insel Korfu hinaus, nicht 
MMgeben entschlossen war. Italien konnte 
naturgemäß nicht den Wunsch haben, daß der 
griechische Aachbar sein Küstengebiet zu weit 
nach Aorden schob und Mischen Korfu und 
dem Festlande einen Hafen gewann, der als 
einer der bedeutendsten des Mittelmeeres hätte 
ausgebaut werden können. 
Die italienische Aegierung ließ deshalb in 
Athen anfragen, was die Besetzung von Santi 
Ouaranto xu bedeuten habe, und ob eine 
dauernde Festsetzung in diesem Hafen geplant 
sei. Daraufhin gab die griechische Aegierung 
die Erklärung ab, daß die Besetzung nur eine 
vorübergehende sein werde und nur xur Unter 
stützung der Belagerungsarmee vor Ianina 
unternommen worden sei. 
Damit war dieser diplomatische Iwischen- 
fall erledigt, aber das italienische Mißtrauen 
war begreiflicherweise nicht völlig geschwunden. 
Die Fortsetzung der Belagerung von Skutari. 
^ie Montenegriner mühten sich seit Ende 
Oktober um Skutari. Die Belage 
rung hatte nur geringe Fortschritte 
gemacht, weil die montenegrinische 
Armee nicht in der Lage war, Stadt und Festung 
Tarabosch vollständig xu Mnieren, so daß es 
den Belagerten noch immer möglich war, sich 
aus dem albanesischen Hinterland, wenn auch nur 
notdürftig, zu verproviantieren. 
Aach der Wiederaufnahme der Feindselig 
keiten im Januar erbaten sich die Montenegriner 
serbische Hilfe. Serbiens Aufgabe auf dem 
Kriegsschauplatz war im Grunde genommen er 
ledigt; die serbischen Truppen konnten den Bul 
garen bei Adrianopel und vor Tschataldscha 
Hilfe leisten, und es war der serbischen Heeres 
leitung theoretisch auch sehr wohl möglich, 
größere Kontingente M Unterstützung der monte 
negrinischen Belagerungsarmee xu entsenden. In 
der Praxis stieß jedoch die Entsendung von 
Truppen und insbesondere von schwerer Artil 
lerie auf bedeutende Hindernisse, welche das Er 
scheinen der Serben vor Skutari außerordentlich 
erschwerten und verzögerten. 
Die große Kälte, der viele gefallene Schnee 
erschwerten den Vormarsch ungemein. Durch die 
albanesische Wildnis, durch unwegsame Täler sich 
Wege M bahnen, mußte selbst der serbischen 
Infanterie sehr schwer fallen. Für die serbische Artil 
lerie, die wohl am notwendigsten vor Skutari ge 
braucht wurde, war dieser Weg vollständig un 
möglich. 
Aus diesem Grunde wurden bereits am 
24. Februar 3 Batterien auf griechischen Trans 
portschiffen in Saloniki eingeschifft, hatten aber 
Anfang Mäy den Hafen noch nicht verlassen, 
offenbar weil die Griechen fürchteten, von der 
„Hamidijeh", die bald da, bald dort auftauchte, 
abgefangen xu werden. 
Auf dem Landwege waren bisher kleinere 
serbische Kolonnen nach Skutari gelangt; unterm 
17. Februar schrieb ein serbischer Korrespondent 
aus dem serbischen Lager von Buschatti an die 
„Aeue Zürcher Zeitung": 
Aach den großen Erfolgen der serbischen 
und montenegrinischen Truppen (?) hörten für 
einige Zeit die Gefechte auf. Beide kämpfenden 
Parteien, besonders aber die Türken, hatten Auhe 
nötig. Die Serben müßten noch den kleinen 
Tarabosch und Brdica, Mei feste Forts, und 
die Zitadelle erobern, um in Skutari einmarschie 
ren xu können. Wahrscheinlich steht uns auch 
dort ein blutiger Straßenkampf bevor. Die Tür 
ken, besonders die albanesischen Muselmanen, be 
absichtigen Mar, durch unsere Armee aus der 
Stadt durchzubrechen, doch scheint dies gänzlich 
ausgeschlossen xu sein. Südlich liegt das Meer 
ohne türkische Schiffe, nördlich, westlich und öst
	        
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