Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Einnahme von Zanina. 
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weniger im Ringen um Janina, vielmehr in 
der Aufrechterhaltung der augenblicklichen strate 
gischen Lage und ebenfalls in der Stellung 
der Albanesen. 
Die hellenischen Wünsche, den Krieg im 
Epirus rasch )u beenden, sind bisher nicht in 
Erfüllung gegangen; im Gegenteil: die Wider 
standskraft der osmanischen Truppen um Janina 
hat sich seit Kriegsbeginn um ein Bedeutendes 
gehoben und wenn die allgemeine Lage im 
großen Balkankriege bis )um endgiltigen Friedens 
schluß keine Veränderungen mehr erleidet, stehen 
die Griechen noch lange vor einem unbesiegten 
Rest braver Soldaten, die bereits jetzt ihre 
Waffenehre gerettet haben. 
Janina selbst wurde durch die Gefechte im 
Epirus bisher nicht beeinflußt, wenn man von 
der großen Teuerung und Manöverereigniffen 
absieht. 
Soweit der Korrespondent. Die Lage der 
Türken vor Janina war also noch keineswegs 
verweisest; sie wurde es erst, als die Griechen 
noch größere Truppenmassen nach dem Epirus 
warfen und Kronprinz Konstantin selbst das 
Oberkommando übernahm, um den entscheidenden 
Sturm auf die Festung )u wagen. Es kann 
nicht unsere Absicht sein, die einzelnen Schar 
mützel und Gefechte, die im Laufe des Februar 
stattfanden, einzeln auftuführen. Die Haupt- 
kämpfe begannen am 5. Wär) und endeten am 
6. Mär) mit der Übergabe eines Teiles der 
Besatzung und demgemäß mit der Einnahme 
von Janina. 
Die Einnahme von Janina. 
'es Zusammenhanges wegen greifen 
wir etwas weiter vor in der Schil 
derung der Kriegsereignisse und be 
richten, was über die Einnahme von 
Janina gemeldet wurde. Zunächst sei hier eine 
kur)e zusammenhängende Schilderung der Kämpfe 
um Janina wiedergegeben, die ein Augeiyeuge 
in der „Frankfurter Zeitung" veröffentlichte. Es 
heißt da: 
Während der Kronprin) das Heer nach 
Saloniki führte, fanden vor Bisani, dem stark 
befestigten Fort von Janina im Epirus unter 
dem Kommando des Generals Iapund)akis 
)wei heftige Angriffe statt, die jedoch keinen 
Erfolg hatten. Rach dem Falle von Saloniki 
übernahm der Kronprin) den Oberbefehl über 
die Truppen im Epirus. Die monatelange Un 
tätigkeit, die stete Wachsamkeit in den Vor 
postenlinien bei Schnee und Kälte hatte die 
Armee bereits ungeduldig gemacht. Die Über 
nahme des Kommandos durch den Kronprinzen 
gab den Hoffnungen auf einen Angriff und 
endgiltigen Sieg neue Rührung. Man verstärkte 
das Heer, versorgte sich hinreichend mit Muni 
tion und Proviant und rückte mit erneuter Kraft 
gegen Janina vor. 
Vor den Entscheidungskämpfen vom 5. bis 
6. Mär) fanden nur Scharmützel statt. Den 
Griechen war es gelungen, eine Höhe, 6 Kilo 
meter von Bisani entfernt, )u besetzen, die links 
von der Straße nach Janina liegt und nach 
einer Kapelle „Prophet Elias" genannt ist. 
Von diesem Punkte aus beherrschte die dort 
aufgestellte Artillerie das gan)e Gelände. Zu 
gleicher Zeit suchten die griechischen Pioniere 
auf dem linken Flügel, sowie westlich von 
Bisani Brücken und Wege )u bauen und die 
Feldartillerie auf die umgebenden Höhen hinauf- 
)ubringen. 
Am 5. Mär) eröffnete die griechische 
Artillerie bei Tagesanbruch an der Straße, die 
nach Janina führt, das Feuer auf die türkischen 
Forts Bisani und Kostrica. Auch die linke 
Flanke auf dem Eitorach begann gegen Mittag 
das Feuer. Ich konnte von dem Berge Elias 
den Erfolg der Schüsse genau verfolgen und 
machte die Feststellung, daß die Türken fast durch 
wegs Fehlschüsse hatten, weil die Griechen 
indirekt schossen und so den Türken ihre wahre 
Stellung nicht verrieten. Die Erde )itterte unter 
meinen Füßen, erschüttert von den Detonationen. 
Am Abend wurde das Feuer etwas schwächer, 
hörte jedoch selbst in der Rächt nicht völlig auf. 
Soweit festgestellt werden konnte, hatten die 
Griechen am ersten Tage der Schlacht etwa 
50 Tote und )00 Verwundete. 
Am folgenden Morgen erfuhr das Feuer 
bei Tagesgrauen wieder eine Verstärkung und 
nach 1 Stunde war die Schlacht in vollem 
Gange. Besonders auf dem linken Flügel kam 
es )u heftigen Zusammenstößen, an denen sich 
auch die Infanterie erfolgreich beteiligte. Sie 
war in der Übermacht und wurde von der 
starken Artillerie wirksam unterstützt. Gegen 
Mittag unternahm die Infanterie auf dem 
linken Flügel einen entscheidenden Vorstoß und 
trieb die Türken in wilder Flucht aus dem Fort 
St. Rikolaus hinunter in die Ebene nach 
Janina )u. Eine furchtbare Panik hatte die 
Türken ergriffen. 
Die Griechen verfolgten die fliehenden 
Truppen und machten ungefähr 200 Meter vor
	        
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