Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Vor dem Wiederausbruch des Krieges. 
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must es auch die Folgen tragen. Wir lehnen 
jede weitere Verantwortung ab und sind bereit, 
unserer Ehre auch das letzte Opfer )u bringen. 
Montag abends um 7 Uhr endet der Waffen 
stillstand, aber unsere Vorbereitungen )um Kriege 
sind schon heute getroffen. Ich weist, unser Volk 
wird Mrnen, dast wir dem Frieden Europas 
so groste Opfer brachten, um so freudiger wird 
es aber in den Kampf gehen." 
„Ist der Frieden wirklich schon verloren? 
Was sagen die Botschafter Mm Abbruch der 
Verhandlungen durch den Balkanbund?" 
Grostwesir: „Eie wissen es selbst noch 
nicht." 
„Und werden Sie, Hoheit, gleichzeitig 
Grostwesir und Kriegsminister bleiben 
können?" 
Grostwesir: „Warum nicht? Ich werde 
bald da, bald dort sein. Das Vertrauen 
auf unsere gerechte Sache gibt uns Kraft, 
und schliesslich gibt es kein Opfer, das 
für das Vaterland zu schwer wäre." 
Bulgarien vor dem Wiederausbruch 
des Krieges. 
Wir haben gesehen, wie Mahmud 
Schefket Pascha über die Situation vor 
dem Wiederausbruch des Krieges dachte; 
es ist nicht uninteressant, auch Dr. Danew, 
den bulgarischen Friedensdelegierten, den 
man damals, obwohl er keine offizielle 
Stellung bekleidete, als den hervorragend 
sten Politiker Bulgariens betrachtete, zu 
hören. Dr. Danew befand sich am 3. Fe 
bruar auf der Rückreise von London in 
Wien und erklärte einem Interviewer 
gegenüber folgendes: 
Wir mustten die Verhandlungen in 
London abbrechen, da die Türkei keine 
annehmbaren Bedingungen stellte. Der 
Vorschlag der jungtürkischen Regierung, 
Adrianopel zu teilen, wurde uns be 
reits vor 4 Wochen in London gemacht. 
Ich erklärte, dast dieser Vorschlag un 
annehmbar sei. Jetzt sind die Vertreter des neuen 
Regimes in Konstantinopel wieder auf diese 
Idee zurückgekommen. Wir konnten nicht anders, 
als diesen Antrag auch diesmal zurückzuweisen 
und zu erklären, dast, nachdem uns kein ernster 
annehmbarer Vorschlag gemacht werde, wir die 
Verhandlungen abbrechen müssen. Wir sehen 
ein, dast die neue Regierung in Konstantinopel 
nicht von einem Tag auf den anderen ihre Hal 
tung ändern kann, denn wir glauben, dast auch 
die Zungtürken den Frieden wollen. Jedenfalls 
sind sie friedlicher gesinnt, als allgemein ange 
nommen wird, aber die neue Regierung braucht 
eine neue Tatsache, um ihre friedlichen Absichten 
betätigen zu können. Diese neue Tatsache ist 
die Wiedereröffnung der Feindseligkeiten, in 
welchen ein Zwang gelegen ist, etwas zu be 
willigen, was von der früheren Regierung be 
reits zugestanden wurde. Jetzt werden die Waffen 
entscheiden. 
Dr. Danew kam dann auf die Verhand 
lungen mit Rumänien zu sprechen. Wir waren 
sehr überrascht von den jüngsten Forderungen 
Rumäniens, sagte er; sie weichen vollständig 
von den Bedingungen ab, welche Take Ionescu 
mir in London mitgeteilt batte. Wir haben 
übrigens Aussicht, zu einer Verständigung zu 
Streffleurs Militärische Zeitschrift, Wien. 
Griechischer Kavallerist. 
gelangen. In den letzten Tagen ist in London 
ein Protokoll von mir und den rumänischen 
Vertretern unterzeichnet worden, über welches 
die beiden Regierungen jetzt verhandeln. Es ist 
für Bulgarien schwer, eine Stadt von 20.000 
Einwohnern, wie Silistria abzutreten, denn Bul 
garien ist arm an Städten und eine solche Ab 
tretung bedeutet für uns mehr, als wenn bei 
spielsweise Frankreich eine Stadt mit 200.000 
Einwohnern abtreten würde. Deshalb mustte 
Bulgarien gegen die Abtretung von Silistria 
Widerstand erheben, aber wir bieten den Ru 
mänen, mit welchen wir künftighin in Freund 
schaft leben wollen, eine ausreichende Entschädi
	        
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