Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. , 
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kommen über die Integrität Albaniens unmög 
lich gemacht. 
Es ist der Wunsch Österreich-Ungarns von 
vornherein, dauernde, ruhige Verhältnisse zu 
sichern. Es kann ihm nicht gleichgiltig sein, 
wenn dieser Korridor einen Wetterwinkel bilden 
würde, in dem fortwährend Komplikationen ent 
stehen müßten. Aus demselben Grund kann die 
Monarchie sich auch nicht bei dem Gedanken 
beruhigen, das) der von den Serben angestrebte 
Hafen nicht befestigt werden soll. Österreich- 
Ungarn legt Wert darauf, definitive freundnach 
barliche Begehungen zu Serbien eintreten zu 
sehen. Es darf daher nicht in die Rolle des 
argwöhnischen Aach 
bars sich drängen lassen, 
der fortwährend auf 
der Lauer ist, ob das 
Versprechen der Aicht- 
befestigung tatsächlich 
eingehalten wird oder 
nicht. Es kann sich 
daher auch nicht mit 
dem Gedanken be 
freunden, in dem immer 
hin möglichen Falle, 
das) Serbien nach eini 
ger Zeit sein Ver 
sprechen nicht einhält, 
vor die Alternative ge 
stellt zu werden, mit 
Pressionsmitteln vorzu 
gehen, oder den Dingen 
ihren Lauf zu lassen. 
Wenn also Öster 
reich-Ungarn auch dem 
eingangs erwähnten re 
duzierten Wunsch Ser 
biens gegenüber die 
größte Reserve beob 
achtet, so ist dies keineswegs als eine Unfreund 
lichkeit gegen Serbien aufzufassen, sondern im 
Gegenteil auf den Wunsch zurückzuführen, im 
Verkehr mit dem Aachbarlande von vornherein 
alles auszuschalten, was in der Zukunft immer 
wieder Anlaß zu Friktionen geben müßte. 
Daß die Monarchie Serbien seine Erfolge 
gönnt, beweist schon der Umstand, daß sie im 
Prinzip gegen den im Verhältnis zum heutigen 
Gebiet des Königreiches Serbien enormen Zu 
wachs keine Einwendung erhebt und daß sie 
auch bereit ist, alles, was in ihrer Macht steht, 
zu tun, um die Export- und Importmöglichkeiten 
Serbiens zu fördern. 
Das war der österreichisch-ungarische Stand 
punkt in der Hafenfrage, der auch unverändert 
beibehalten wurde und schließlich auch die Zu 
stimmung der übrigen Mächte fand. Die Serben 
näherten sich zwar Durazzo, sie hatten in diesen 
Tagen bereits Alessio eingenommen, und es war 
vorauszusehen, daß sie, 
einmal in dem ersehnten 
albanesischen Hafen, 
nicht so leicht wieder 
herauszubringen waren. 
Aus diesem Grund 
tauchte in diesen Tagen 
auch das Gerücht auf, 
daß Österreich-Ungarn 
eventuell mit militäri 
schen Demonstrationen 
gegen die Serben vor 
gehen würde. Man er 
klärte jedoch in Wien, 
es sei keineswegs die 
Absicht Österreichs, zu 
demonstrieren. Die Be 
setzung eines Adria 
hafens sei eben nicht als 
Desinitivum anzusehen. 
Am 22. Aovember 
erklärte der serbische 
Geschäftsträger in Ber 
lin, die Frage des adri 
atischen Hafens sei das 
hauptsächlichste Inter 
esse, für welches Serbien überhaupt in den 
Krieg gezogen sei. Der Geschäftsträger meinte, 
wenn zwischen Österreich-Ungarn und Serbien 
keine Einigung erzielt werden könne, solle das 
Gerechtigkeitsgefühl der Mächte entscheiden. 
Der türkische Delegierte Reschid Pascha.
	        
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