Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die internationale Situation. 
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Die Frage, ob die Kapitulationsrechte der 
Konsuls in den von unseren Truppen okku 
pierten Gebieten fortbestehen, darf in bejahen 
dem Sinne beantwortet werden, da der von 
mir heute dem auswärtigen Amte bekanntge 
gebene Beschlus) der serbischen Regierung, die 
Gerechtsame der Konsuln in den okkupierten 
Gebieten zu respektieren, wohl Nur in diesem 
Sinne ausgelegt werden kann. 
Mas die Hafenfrage anlangt, wurde am 
22. November in der „Neuen Freien Presse" 
aus diplomatischen Kreisen folgendes mitge 
teilt: 
Die Belgrader Meldungen über die Ruf- 
nahme der jüngsten Rede des Grafen Berchtold 
territoriale Verbindung mit einem solchen, welche 
auch unter serbischer Gebietshoheit stehen müßte, 
besitzen müsse. 
Es ist dies die alte Idee des verstorbenen 
Ministerpräsidenten Milovanovic vom soge 
nannten Korridor zum Meere. Welchen Ruhen 
indes Serbien daraus ziehen könnte, ist nicht 
ganz klar, es wäre denn, daß es sich nur um 
die Befriedigung eines Prestigebedürfnisses han 
delt. Denn es ist bereits wiederholt nachgewiesen 
worden, daß die handelspolitischen Vorteile, die 
Serbien durch die Verbindung mit dem Meere 
anstrebt, ihm auch auf einem anderen Wege, 
insbesondere durch vertragsmäßige internationale 
Abmachungen gewährleistet werden können. Vom 
Ankunft verwundeter Serben in Belgrad. 
in serbischen Kreisen scheint die Annahme zu 
rechtfertigen, daß dort allmählich die Überzeugung 
durchdringt, daß es mit der bisherigen Intran- 
sigenz nicht weiter geht. Eine offizielle Stellung 
nahme in der Hafenfrage ist bekanntlich seitens 
der serbischen Regierung noch nicht erfolgt. Aber 
aus der Sprache der serbischen Presse läßt sich 
immerhin der Schluß ziehen, daß die Forderung 
nach einer Besitznahme des größten Teiles von 
Albanien mit den drei Häfen San Giovanni 
di Medua, Alessio und Durazzo kaum mehr 
ernst vertreten wird, obwohl sie, wie gesagt, 
bisher offiziell nicht fallen gelassen wurde. Da 
gegen wird nach wie vor behauptet, daß Serbien 
unter allen Umständen an der Mindestforderung 
festhalte, daß es einen Adriahafen und eine 
strategischen Standpunkt kommt aber in Betracht, 
daß Serbien, mindestens wenn man einigen 
preßstimmen Glauben schenken darf, ohnehin 
nur einen Handels- und nicht einen Kriegshafen 
errichten wolle. Anderseits aber, daß der frag 
liche Korridor, der durch albanesisches Gebiet 
führen müßte, für Serbien selbst eine Tuelle 
fortwährender militärischer Schwierigkeiten bilden 
würde. 
Es ist nämlich nicht anzunehmen, daß die 
Albanesen dieses Territorium respektieren und 
nicht fortwährend, sei es auch nur durch Schmug 
gel, beunruhigen würden. Übrigens wird ja die 
Erfüllung des serbischen Wunsches nach einem 
Hafen und einem Korridor durch das zwischen 
Osterreich-Ungern und Italien bestehende Ab-
	        
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