Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Der Staatsstreich in Konstantinopel. 
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sie vorbereitete, war Razim Pascha für die 
Nusbrüche der Unzufriedenheit, die diese Ver 
haftungen in gewissen Militärkreisen verursacht 
hatten, empfänglich und riet zur Einigkeit. Er 
hatte auch aus eigener Machtvollkommenheit 
eine Anzahl politischer Gefangener freigelassen. 
Man behauptet sogar, er habe mit Talaat und 
mehreren anderen Mitgliedern des Komitees 
beraten, um zu einem Einvernehmen zu gelangen. 
Und nun ist Razim Pascha das Opfer des 
Tages, während Kiamil verschont blieb. 
Enver Bey hielt sich bei den Folgen der 
schrecklichen Szene nicht lange auf. Während 
Kurdischer Freiwilliger. 
Als Enver und Talaat in den Saal ein 
drangen, der an das Ministerratszimmer an 
stößt, versuchte Rafiz Bey, Flügeladjutant des 
Großwesirs, sie aufzuhalten. Revolverschüsse 
wurden abgegeben und er fiel zu Boden. Eine 
blutige Szene vervielfachte schnell die Zahl der 
Opfer. Nus die Schüsse eilte ein Minister aus 
dem Ministerrate herbei. Es war Razim Pascha. 
Einer seiner Ordonanzoffiziere, Kabris Bey, 
und der Hauptmann Tewfik begleiteten ihn. 
Als Razim Pascha den Leichnam des Rast) 
Bey sah, schrie er: «Diese Feiglinge! Diese 
Hunde!" und machte sich bereit, sich zu ver 
teidigen. Einer der Ein 
dringlinge, Mustafa Red- 
jib Bey, ein ehemaliger 
Offizier wurde von einer 
Kugel getroffen, die Ra 
zim Pascha abfeuerte. Ob 
wohl schwer verwundet, 
hatte Redjib noch die 
Kraft, auf den Minister 
zu schießen. Ändere Ge 
fährten von Enver und 
Enver selbst gaben in 
diesem Augenblick Schüsse 
ab und in einem Augen 
blick lagen 5 Körper auf 
dem Boden. Razim Pa 
scha, der eine tödliche 
Wunde in der Brust und 
eine andere im linken Auge 
erhalten hatte, war im 
Sterben. Tewsik, den 
mehrere Kugeln getroffen 
hatten, starb sofort. 
Der Hauptmann Tew 
fik war beim Ausbruch 
des Balkankrieges nach 
Konstantinopel zurückge- 
kehrt. Er war Militär 
attache in Paris, wo er 
auf Fethi Bey gefolgt 
war. Mustafa Redjib ist 
jener Offizier, der beim 
Ausbruch der Revolution von l yos den Wali 
von Saloniki zu töten suchte und auf der Flucht 
3 Verfolger tötete. 
Ein Gerücht behauptet, daß die Körper von 
Rafiz, Tewsik und einem dritten Opfer auch 
Dolchwunden trugen. Ferner erzählt man, daß 
es außer den Toten mehrere Verwundete gab, 
denn Donnerstag um 9 Uf)t abends wurden 
zur Hohen Pforte 9 Bahren des ägyptischen 
Roten Kreuzes getragen. 
In dem Schicksal Razims liegt eine furcht 
bare Ironie: Während Kiamil die Anhänger 
des jungtürkischen Komitees haßte, sie in Massen 
hatte verhaften lassen und einen Prozeß gegen 
man die Toten und die Sterbenden forttrug, 
drang er in das Ministerzimmer und forderte 
den Großwesir auf, „in Anbetracht der Er 
hebung des Volkes gegen seine Politik" zu 
demissionieren. Kiamil sagte, nachdem er einige 
Augenblicke nachgedacht hatte: „Die den Krieg 
wollen, sollen meinen Platz einnehmen!" 
Die Iungtürken versichern, daß sie bis zum 
Tage vor der Katastrophe an die Aufrichtigkeit 
Kiamil Paschas geglaubt hätten, der versprach, 
eher zu sterben, als Adrianopel abzutreten. Sie 
hätten nur der öffentlichen Meinung gehorcht, 
die über den Verlust der zweiten Stadt des 
Reiches empört war und hätten nur eingegriffen, 
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