Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Botschafterreunion und die Balkansragen. 
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Willen, an das offene Meer )u kommen, dürfte 
von großem Interesse sein. Er schildert nun die 
wirtschaftliche Abgeschlossenheit Serbiens, da 
es der einzige Balkanstaat sei, der keine Meeres 
küste besitze und die Iugangsmöglichkeit zum 
Meere. Als echter Mann der Missenschaft muß 
er wohl zugeben, daß das von den Serben 
besetzte und beanspruchte Gebiet zumeist von 
den Albanesen bewohnt sei und daß infolge 
des Assimilierungsprozesses die Albanesen in 
den letzten Jahrhunderten ethnographisch stark 
gewonnen haben. Professor Lvijic ist der An 
sicht, daß Serbien aus Nücksicht auf seine 
innere Äuhe von dieser albanesischen Be 
völkerung nur so viel in seinem Staatsverband 
schen Staates wirklich ein nationaleinheitliches 
Albanien darstellen würden. Albanien würde 
darnach umfassen das ganze Vilajet Skutari 
mit 322.000 Einwohnern, wovon 220.000 
Albanesen, 12.000 Türken, 30.000 christliche 
und 40.000 mohammedanische Serben, 10.000 
Malachen, je 5000 Juden und Zigeuner sind; 
ferner das ganze Vilajet Ianina mit 648.000 
Einwohnern, wovon 315.000 Albanesen, 10.000 
Türken, 110.000 Griechen, 180.000 Walachen, 
20.000 Bulgaren, 7000 Zigeuner und 6000 
Juden sind. Außerdem vom Sandschak Serfidze 
die Kazas Anaselica (mit 12.600 Einwohnern) 
und Kosani mit 21.880 Einwohnern, vom 
Vilajet Monastir die Kazas Kailar (mit 
Ismail Kemal Bey und seine Anhänger. 
behalten solle, als notwendig ist, um einen 
kommerziellen Zugang zum Meere zu erhalten. 
Um sich über die auch ihm aufsteigenden ethno 
graphischen Bedenken zu beruhigen, tut der ge 
nannte Professor folgenden charakteristischen 
Ausspruch: »Das ist also die Besetzung eines 
ethnographisch fremden Gebietes, begründet 
durch ein hervorragendes wirtschaftliches Inter 
esse, durch eine Lebensnotwendigkeit. Eine solche 
Besetzung könnte man vielleicht als eine anti- 
ethnographische Notwendigkeit bezeichnen. Dies 
wäre um so mehr berechtigt, weil jene Albanesen 
aus Amalgamierung von Serben und Albanesen 
entstanden sind und weil sich unter ihnen Neste 
von slawischer Bevölkerung hefinden." 
Es erübrigt uns noch der Nachweis, daß die 
vorhin gezogenen Grenzen des neuen albanesi- 
Balkankrieg. II. 
39.675 Einwohnern), Ochrida mit 56.900 Ein 
wohnern, und die Sandschaks Gorica (mit 
178.000 Einwohnern, darunter 94.450 Alba 
nesen), Elbassan (mit 82.000 Einwohnern, da 
von 80.000 Albanesen), Dibra (73.000 Ein 
wohner, davon 33.500 Albanesen), dann vom 
Vilajet Kossowo die Sandschaks prizrend 
177.720 Einwohner, darunter 11.950 Alba 
nesen) und Jpek (68.540 Einwohner, darunter 
50.900 Albanesen). Das neue Albanien würde 
somit ungefähr 1,635.800 Einwohner, worunter 
sich zirka 941.800 Albanesen befinden, zählen 
und daher bereits ein ganz lebensfähiger kleiner 
Staat sein, der gegenüber den anderen Balkan 
staaten wohl der kleinste, aber durch die Lage 
an der Adria und seine einheitliche nationale 
Zusammensetzung sehr begünstigt wäre. 
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