Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Greuel des Krieges. 
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scheu Unfähigkeit des Generals Mahmud 
Mukhtar Pascha (des Sohnes von Mukhtar 
Ghazi, vormals Marineminister der Iung- 
türken) eine schwere Menge Gefangene. Ihr 
Transport über die Pässe von Vaisal und 
Kaibiljar bereitete uns viel Schwierigkeiten, 
hemmte die Beförderung von Proviant und 
Munition über die Saumpfade des Gebirges 
für die Armee Kutintschews und entfernte 
mehrere Bataillone auf die Dauer einer Woche 
vom Dienst vorm Feind. Der General Michel 
Sawow befahl darum, daß keine Gefangenen 
mehr gemacht werden. 
Bei Bunar Hissar hatten uns die Türken 
durch das Aufziehen der weihen Fahne ge 
täuscht; als unsere Offiziere vor die Front 
traten, um mit den gegnerischen Offizieren be 
treffs der Übergabe zu verhandeln, eröffneten 
die Türken ein mörderisches Schnellfeuer, da 
durch verloren 2 Ba 
taillone alle ihre 
Offiziere und wurden 
beinahe aufgerieben. 
Der General befahl 
darum, dah jede mit 
weißer Fahne han 
tierende Türkentruppe 
bis auf den letzten 
Mann niedergemacht 
würde. 
Unsere Trainzüge 
erhielten oftmals aus 
verlassenen Hütten 
Feuer, wo sich flüch 
tige Türken verborgen 
hielten. Der General 
befahl, dah von Lüle, 
Viza und Sarai süd 
wärts alle Hütten und Häuser auf dem Wege 
nach Aodosto und Tschataldscha niedergebrannt 
werden sollten. Auf den Einwand, dah jene 
Hütten voll Fuhkranker, halbverhungerter Vach- 
zügler der 5 Türkenkorps lägen, bemerkte 
der General: „Um so besser)" 
Bis zum Abend des ersten Schlachttages 
zwischen Lüle und Sofular lasen wir noch viele 
Verwundete der Türken auf, wie auch bei Kirk- 
kiliffe. Da wir jedoch an Verbandzeug und Medi- 
zinalien Vot litten, so befahl der General: „Die 
türkischen Verwundeten sollen getötet werden." 
Auf meinem letzten Melderitt begegnete ich 
einem türkischen Offizier, der, am Knie schwer 
verwundet, sich nicht mehr weiter schleppen 
konnte; ich zog meinen Aevolver. Der Ver 
wundete redete mich in französischer Sprache 
an und sagte: „Ich trage eine größere Geld 
summe bei mir, Brillantring und goldene Uhr. 
„Ihre Annahme ist uns bei Todesstrafe 
verboten)" 
„Ich weih das, Sie find Offizier und Sie 
sollen diese Werte auch nicht für sich behalten, 
sondern dem Konsul meines Vaterlandes in 
Sofia übergeben samt einem Brief an meine 
Familie. Ich bin kein Türke." 
„Das habe ich erraten. Sie sind ein Preuße 
aus der türkischen Kriegsschule des Goltz Pascha 
und Sie, ein Sohn des hochzivilisierten deut 
schen Volkes, kämpfen ums Geld gegen Christen, 
die ihre Stammesbrüder aus der scheußlichsten 
Sklaverei und Barbarei befreien wollen . . . 
Und ich soll den Briefträger für dieses Blut 
geld eines Söldners machen? Ich kann bei 
Todesstrafe Ihre Bitte nicht erfüllen. Der 
General befahl, Sie zu töten . . 
Ich schoß und er war auf der Stelle 
tot . . . 
Das erzählt ein bulgarischer Offizier, der 
so viel Bildung besitzt, daß er Französisch ver 
steht) „Der General 
befahl!" Die Gefan 
genen werden nieder 
gemacht, die Ver 
wundeten desgleichen! 
So hat man. vor 
Jahrhunderten Krieg 
geführt. Bulgarien, 
das die Ambition be 
saß, halbwegs für 
einen Kulturstaat gel 
ten zu wollen, mordet 
Wehrlose, läßt seine 
reguläre Armee 
Henkerdienste verrich 
ten) Es ist fast un 
glaublich, aber es be 
stehen zu viel Be 
weise dafür, daß der 
artige Scheußlichkeiten an der Tagesordnung 
waren. Wundert man sich dann noch, wenn die 
Banden, deren Handwerk ohnehin der Mord 
war, erst recht ein Vergnügen daran fanden, 
in Blut zu waten? 
Fahren wir fort) Unterm 14. Dezember ließ 
sich die „Kölnische Zeitung" folgende Episode 
berichten: 
Saloniki war heute der Schauplatz auf 
regender Vorgänge, die glücklicherweise unblutig 
verlaufen sind. Im Frankenviertel, gegenüber 
bem alten Hotel Colombo, befindet sich eine 
bulgarische Druckerei, welche die Zeitung „Bul- 
garia" herstellt. Dieses Blatt hat es sich in 
den letzten Tagen zur Aufgabe gemacht, die 
Griechen aufs schärfste anzugreifen und sollte 
deshalb gesperrt werden. Dies ließ sich aber 
nicht so leicht ausführen, denn vor der Druckerei 
stand ein bulgarischer Posten und außerdem 
sind die meisten Arbeiter den bulgarischen 
Soldaten entnommen. Selbst ein stärkeres Auf- 
Slawische Mohammedaner.
	        
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