Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

II. Teil. 
Die Friedensverhandlungen. 
osmanische Reich war bis auf die 
schmale Halbinsel Mischen der Tscha- 
-TTv*)!/ taldschalinie und Konstantinopel aus 
«r » Europa hinausgedrängt. Unter Strö 
men von Menschenblut war eine Herrschaft ver 
nichtet, die man als einen wichtigen Bestandteil 
Europas anzusehen gewohnt war. Katastrophal, 
wie das Erscheinen der Türken in Europa, war 
auch ihre Verdrängung; vor dem Flammenschein 
brennender türkischer Dörfer muhte der Halb 
mond in Europa erbleichen. Man mochte in 
Konstantinopel noch die Hoffnung hegen, das) 
die Diplomatie manches von dem zurückgewinnen 
könne, was das einst so gefürchtete türkische 
Schwert in diesem Kriege verloren hatte; man 
mochte sich vielleicht auch im geheimen mit dem 
Gedanken tragen, das) der Waffenstillstand noch 
kein Friede sei und das) bei einer Wiederauf 
nahme des Kampfes die Türkei den verbündeten 
Balkanstaaten besser gerüstet gegenüberstehen 
würde, als zu Beginn des Krieges. Aber das 
waren Hoffnungen, die sich nicht erfüllten. In 
erster Linie aus dem Grunde nicht, weil die 
Türkei im Innern zu sehr vermorscht war, 
um sich selbst regenerieren zu können und außer 
dem, weil unter den Großmächten Europas sich 
keine fand, die dem ertrinkenden Türken den 
Strohhalm reichen wollte. Rn Sympathien, an 
Balkankrieg. H. 
Mitleid für das osmanische Reich fehlte es in 
Europa keineswegs. Aber die Großmächte standen 
einander seit Beginn des Krieges mit solchem 
Mißtrauen und mit solcher Eifersucht gegenüber, 
daß jede Hilfsaktion, mochte sie auch noch so 
uneigennützig, auch noch so korrekt sein, zu einer 
europäischen Konflagration führen konnte. Das 
war das große Unglück der Türkei, daß keine 
Macht aus Furcht vor der anderen wagte, ihr 
zu Hilfe zu kommen. 
Rm 13. Dezember begannen in London die 
Friedensverhandlungen. Die Delegierten der 
Balkanstaaten und der Türkei waren jedoch noch 
nicht vollzählig in der englischen Hauptstadt ein 
getroffen, die Beratungen konnten also noch 
keinen offiziellen Eharakter haben. Sie fanden 
im alten St. James-Palast statt. Die vielen ge- 
geschichtlich denkwürdigen Svenen, deren Schau 
platz im Laufe der Jahrhunderte dieses uralte 
Gebäude gewesen ist, wurden um ein neues hi 
storisches Ereignis bereichert. Es mögen hier 
einige Worte über die Geschichte dieses Palastes 
gesagt sein. 
Wer jemals Gelegenheit hatte, das Gemächer 
labyrinth dieses Schlosses mit seinem wurmstichi 
gen Wandgetäfel, seinen zerschlissenen Damast- 
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