Die Greuel des Krieges.
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MM Übertritt MM Christentum gezwungen. An
gehörige der einheimischen christlichen Bevölke
rung leisteten den Komitatschis bei ihren scheuß
lichen Treiben Hilfe, plünderten auf eigene
Zaust und nahmen Rache an Moslims, mit
denen sie verfeindet waren.
9m Kreis Kumanovo wurden nur 44 christ
liche, dagegen 302 mohammedanische Häuser
niedergebrannt. Vor dem Einmarsch der Serben
plünderte die christliche Bevölkerung die Häuser
und Läden der Moslims, die sich nach Usküb
gerettet hatten. Die Moschee in Kumanovo wurde
in die Luft gesprengt. Später sind die Flücht
linge nach ihren Wohnsitzen Mrückgekehrt,
fanden aber kein Obdach und irrten hungernd
und frierend umher, so daß viele den Ent
behrungen erlagen. 31 albanesische Dörfer
wurden dem Erdboden gleichgemacht bis auf
wenige Gebäude. Als die Serben auf Kö-
prülü vorgingen, eilten ihnen Banden voraus,
die überall sengten und plünderten. Zwei starke
serbische Banden drangen von Tikwesch auf
Prilep vor und verbreiteten unterwegs Schrecken
und Verwüstung, besonders einige von Bos-
niaken bewohnte Dörfer wurden der Schau
platz blutiger Vorgänge. 9m Bezirk Kafadar,
der nach amtlichen Angaben 98 Ortschaften
Mhlt, sind 31 Dörfer fast ganz zerstört und
alle türkischen Grundbesitzer, die nicht geflohen
waren, selbst die, welche mit den bulgarischen
Banden ein Abkommen über den Schuh ihrer
Anwesen getroffen hatten, wurden niedergemacht.
Das gleiche Los traf die Mohammedaner von
Drenovo, und auf dem Weg nach Palekura
sah man die frischen Gräber, aus denen die
Köpfe von Türken, die bis an den Hals ein
gegraben waren, hervorschauten. 9n dem Ge
biet Mischen Struma und Mesta trieben die
bulgarischen Banden von Dedo Dontschow,
Tane Aikolow, Karamphilow und Michailow
ihr Wesen und mordeten die Pomakenbevölke
rung bis Mr Hälfte ab. Da die türkischen Truppen
keinen ernsten Widerstand leisteten, fielen Mel-
nik, Vewrokop und Demir Hissar schnell in
feindliche Gewalt. Viele Pomaken wurden ge
tötet, andere Mangsweise M Christen gemacht.
Demir Hissar wurde geplündert, in Schugovo
mordete man alle Moslims, in Wetreni 250, in
Mescheli, dessen Vamen die Bulgaren in Varna
umänderten, alle Mohammedaner, im Bethaus
von Metschnifchta 25. 9n Serres wurden, an
geblich auf Veranlassung von Sandansky, die
griechischen und bulgarischen Gefangenen frei
gelassen und Mgen nach dem aus ungefähr
200 Häusern bestehenden Dorf Ormalue, wo
die Mohammedaner vollständig ausgeraubt und
dann schrecklich umgebracht wurden. Serres
selbst wurde ohne Kampf eingenommen, die
Untaten blieben jedoch nicht aus und noch vor
einigen Tagen klagte man über bulgarische
Gewalttaten. Als eines Tages ein Soldat von
einem unbekannten Täter erschossen wurde, fand
eine 7 ständige Plünderung statt, wobei viele
Mohammedaner getötet und Frauen und Mädchen
entehrt wurden. Genau dieselben Vorgänge er
eigneten sich in Langasa. 9n Wisoka, einem
Orte von etwa 400 Häusern, fielen an 500
Mohammedaner bis ;u Knaben von 13 Jahren
der Bande Dumbalokows Mm Opfer und
Frauen und Mädchen wurden geschändet.
Dumbalokow und seine Spießgesellen konnte
man später mit goldstrohenden Beuteln in
Saloniki sehen, wo sie in den ersten Mode
geschäften Einkäufe machten. Schlimm ging es
auch in den Gegenden Doiran und Kilkisch M.
Ein türkischer Ar)t hatte sich bereit erklärt,
Christ M werden; er wurde Vikola getauft und
abgeschlachtet, während seine Frau einem bul
garischen Offizier Mm Opfer fiel. 9n Kurkutovo
metzelte man alle Moslim nieder, Männer,
Frauen und Kinder, nur hübsche, junge Mädchen
wurden verschont, um getauft M werden, und
als sich eins weigerte, wurde es erschossen. Die
Frauen und Mädchen verbrannte man in der
Moschee. 9n Escheklue wurden die 60 Häuser
angezündet, nachdem man sie geplündert hatte,
die Männer erschlagen, 13 junge Mädchen ver
gewaltigt, lebend in eine Grube geworfen und
dann verscharrt. Tane Mkolow ist wegen dieser
Grausamkeiten wohl einmal eingesperrt aber
bald wieder freigelassen worden. In Bogdaniha
schloß man 60 Moslims in eine Moschee und
metzelte sie dann nieder. 9n der Gegend von
Monastir hat der Bandenführer Tschakalarow,
der von den Aufständen 1902/03 bekannt ist,
die meisten Untaten begangen. Um Krupischta
wurden alle mohammedanischen Orte zerstört
und die männlichen Einwohner niedergemacht.
9m Moglenagebiet blieb kein mohammedanisches
Dorf verschont. 9n petrovo bei Demir Hissar
konnte es eine Mutter nicht mehr mitansehen,
wie ihre Tochter von den Soldaten vergewaltigt
wurde, sie ergriff ein Gewehr und schoß auf die
Bulgaren und nun folgte eine allgemeine
Metzelei. Alle Frauen und Mädchen sperrte
man in ein Haus und verbrannte sie. Uber alle
diese Unmenschlichkeiten liegen auf den hiesigen
europäischen Konsulaten lange Berichte. Mensch
licher sind im allgemeinen die Griechen ge
wesen. Man kann sich denken, in welch furcht
barer Vot und Elend sich die mohammedanischen
Flüchtlinge befinden, die hieher gekommen sind,
und eilige Hilfe tut not. Sie haben alles ver
loren und manche können nicht einmal mehr
weinen.