Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Vom maritimen Kriegsschauplatz. 
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gebracht oder Mischen den Brandmauern der 
eingefallenen Häuser, an denen hier kein Man 
gel ist. 
Ich begebe mich weiter Mn Chef der hiesigen 
Lazarette und werde mit echt türkischer Gast 
freundschaft bewirtet. Ein Rundgang durch die 
Mei Rotlcyarette xeigt mir von neuem, wie viel 
der praktische Sinn des türkischen Arstes mit 
knappen Mitteln erreichen kann. Obgleich die 
etwa 12.M0 Mann aus Gallipoli und den um 
liegenden Stellungen ihre sämtlichen internen 
und chirurgischen Patienten hierher senden, liegen 
hier gegenwärtig nur noch 80 Mann. Diese 
find allerdings schwer krank, da man alle Rekon 
valeszenten )u Schiff nach Konstantinopel ge 
bier wie in Arabien die Wege durch meterhohe 
Erdwälle von den Pflanzungen getrennt sind, 
ohne Abflußgräben oder Schotterung M besitzen.) 
Die Verproviantierung in diesem Teile des 
Heeres ist bequem und billig. Kostet doch in 
Gallipoli ein Lamm nur 10 Piaster, ein Hammel 
das Doppelte. Mancher Leutnant besitzt jetzt 
eine kleine Herde blökender Schafe. 
Ls ist Mittag geworden und ich will in 
einem Kaik die Fahrt durch die Dardanellen 
bis Chanak Kaleffi antreten. Alle Schiffer 
verweigern die Abfahrt unter dem Vorwände, 
sie könnten bei so spätem Aufbruche erst nachts 
heimkehren. In Wahrheit scheinen mir heute 
griechische Granaten in Aussicht M stehen. Ich 
Streffleurs Militärische Zeitschrift, Wien. 
Griechische Zeldbacköfen. 
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sandt hat. Bettstellen waren in Gallipoli nicht 
anzutreiben, so daß die Kranken auf Matratzen 
auf dem Boden liegen, wie dies in keinem 
Kriege wird vermieden werden können. Die 
Apotheke der Lazarette gleicht einem Schmuck 
kästchen und enthält alles Unentbehrliche. Bei 
ihrer erfolgreichen Arbeit ist den Arsten außer 
der starken Ratur der Soldaten das Vorhanden 
sein der vielen vorzüglichen Brunnen zustatten 
gekommen. Cholera existiert infolgedessen hier 
nicht. Dafür nehmen jetzt, wie im gesamten 
Heere, die Saisonkrankheiten Typhus, Dysen 
terie und leider auch Fleckfieber zu. Viele der 
Kranken berichten, daß sie tagelang bis an die 
Brust im Wasser waten mußten — auf der 
Staatsstraße! (Dies erklärt sich dadurch, daß 
Balkcrnkrieg. II. 
begebe mich zur Gendarmerie, die mich sogleich 
unterstützt. Da alles Zureden der Beamten er 
folglos ist, rät man mir, den Stadtkomman 
dierenden General Abbas Pascha um Hilfe an 
zugehen. Wie der Chef des Lazarettwesens 
nimmt mich auch dieser in gewinnender Liebens 
würdigkeit auf. Während nach kurzem Verhöre 
ein großer Segelkutter für mich geholt wird, 
unterhalten wir uns im Prunksaale der Komman 
dantur. Ein Stabsarst wird zugezogen, der jahre 
lang in Deutschland studiert hat. Der General 
ermächtigt mich zur Berichtigung der vielen un 
begründeten Massakernachrichten, die verbreitet 
worden sind. War doch sogar von einer Er 
mordung des französischen Konsuls und seiner 
Klienten gesprochen worden, so daß die Re 
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