Volltext: Neue Wiener Localfresken

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Ein Bankett ist der Corvinns-Birrg. 
(Freye Skizze.) 
Unter der Bothmäßigkeit des großen Ungarkönigs 
Hunyady-Corvin mußten sich die Wiener gar manche über¬ 
müthige Laune, gar manche arge Willkühr gefallen lassen. 
Bey den Banketten, die er in seiner Burg hielt, 
welche bekanntlich auf dem Platze des Hasen- oder jetzi¬ 
gen Dreylöwenhauses in der Kärnthnerstraße gestanden, 
mußten auf sein Geheiß oftmahls Bürgerfrauen, aller¬ 
dings im Geleite ihrer Männer erscheinen, wobey der 
Stadtrath verpflichtet war, Speisen und Getränke dahin 
zu liefern und zu bestreiten. Es ward da von Seite der 
Hosieute gar manche schnackische und neckische , doch stets 
ehrbare Kurzweil angezettelt; aber die Wienerinnen fan¬ 
den keinen rechten Geschmack daran, weil sie das gerad- 
sinnige, biederherzige und allerdings auch ein klein wenig 
rauhe Wesen der edlen Ungarn noch nicht zu unterschei¬ 
den , noch nicht zu schätzen wußten. 
Eines der beliebigsten und pomphaftesten Festgelage 
war jenes im Jahr 1488, zwey Jahre vor des Königs 
Tode. Es ward beschlossen, daß dießmahl 20 Bürger- 
weibsen zugegen seyn sollten, und zwar ohne Begleitung 
ihrer Ehegesponse *); der Stadtrath solle sie in 5 Kut¬ 
schen Punct 8 Uhr des Abends Herbeyschaffen; die Erfri¬ 
schungen aber wurden ihm für dießmahl erlassen. Was 
wollten Bürgermeister und Rath thun? Was wollten die 
20 Herrn Gemahle machen? Nichts war zu thun, und 
*) Thatsächlich.
	        
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